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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Versicherungen und gärenden Feindseligkeiten nicht vertreiben können, so wenig wie es das unirdisch melodische Geklingel und der plötzlich anhebende lahme Popsong vermögen, der als Schlussthema herhalten muss. Ein beängstigendes Schweigen ist die Grundlage, die sie alle festhält wie Magneten auf einer Kühlschranktür, die gesamte Besetzung in ihren hallenden Räumen mit drei Wänden und Beth in ihrem extrabreiten Sessel, die sich ärgert, weil sie sich ein paar Hafercookies zu wenig auf ihren Teller gelegt hat und weil nun das Telefon nicht aufhört zu läuten, sodass sie ihre La-Z-Boy-Insel des idealen Polsterkomforts verlassen muss, obwohl doch gerade David, der unglaublich gutaussehende Kardiologe, ominös vielsagende Worte an Maria richtet, die hinreißende Hirnchirurgin, deren Mann Edmund, Journalist und Pulitzerpreisträger, in einer früheren Episode, die Beth leider verpasst hat, ermordet worden ist.
    Sie erhebt sich stufenweise, zieht erst den Hebel, um die Fußstütze abzusenken, bugsiert dann, gegen die Schaukelstuhlbewegung ankämpfend, die Füße auf den Boden, packt mit beiden Händen die linke Armlehne des Sessels, um sich hochzuwuchten, und verlagert schließlich unter hörbarem Ächzen das Gewicht auf ihre versteiften Knie, die sich langsam, unerträglich schmerzhaft, durchdrücken, während Beth Atem schöpft. Zuerst wollte sie den leeren Teller in Sicherheit bringen und ihn von der Sessellehne auf den Beistelltisch stellen, hat aber die Fernbedienung auf ihrem Schoß vergessen, die zu Boden fällt. Dort sieht Beth sie Liegen, die bezifferten Tasten der kleinen rechteckigen Schalttafel inmitten der Flecke von Kaffee und verschüttetem Essen, die sich im Lauf der Zeit auf dem blassgrünen Teppich angesammelt haben. Jack hat sie damals davor gewarnt, jeden Fleck werde man auf diesem Teppich sehen, aber helle Teppichböden waren in jenem Jahr aktuell, wie ihr der Fachverkäufer verraten hatte. «Sie ergeben einen lässigen, modernen Look», versicherte er ihr. «Der Raum wirkt dadurch größer.» Nun weiß zwar jeder, dass man Flecken auf Orientteppichen am wenigsten sieht, doch wann konnten sie und Jack sich jemals einen leisten? Es gibt da am Reagan Boulevard ein Geschäft, wo sie gebraucht zu Schnäppchenpreisen zu haben sind, aber gemeinsam kommen sie und Jack nie in die Gegend, vor allem die Schwarzen kaufen dort ein. Außerdem, gebraucht – da weiß man schließlich nie, was die Leute davor verschüttet haben, und überhaupt ist schon die Vorstellung unangenehm, wie Teppichböden in Hotelzimmern. Beth mag gar nicht daran denken, dass sie sich mit dem ganzen Körper umdrehen und hinunterbeugen sollte, um die Fernbedienung aufzuheben – ihr Gleichgewichtssinn wird mit den Jahren immer schlechter –, und es muss wohl einen dringenden Grund für den Anruf geben, sonst hätte die Person längst aufgelegt. Eine Zeit lang hatten sie einen Anrufbeantworter angeschlossen, aber es kamen so viele verrückte Anrufe von Eltern, deren Kinder an den Colleges, die Jack empfohlen hatte, nicht angenommen worden waren, dass Jack den Apparat wieder ausgestöpselt hatte. «Wenn ich da bin, werde ich damit schon fertig», hatte er gesagt. «Wenn die Leute am anderen Ende eine lebendige Stimme hören, werden sie nicht so verdammt unverschämt.»
    Beth rafft sich zu einem weiteren Schritt auf, lässt die Leute auf dem Bildschirm in ihrem reichlich vorhandenen eigenen Saft schmoren, wankt zu dem Tisch an der Wand und nimmt das Telefon auf. Die neuartigen Telefone stehen aufrecht in ihrer Konsole, und in dem kleinen Fenster unterhalb der perforierten Stelle, durch die man etwas hört, sollten eigentlich der Name und die Nummer des Anrufers erscheinen. Da steht FERNGESPRÄCH, also ist es entweder Markie oder ihre Schwester in Washington oder jemand, der mit seinem Marktforschungsauftrag oder Werbeangebot von irgendwoher anruft, eventuell sogar aus Indien. «Hallo?» Die perforierte Stelle am anderen Ende des Geräts kommt ihrem Mund nicht so entgegen wie bei den alten Telefonen, den schweren, schlichten aus ehrlichem schwarzen Bakelit, deren Hörer mit den Muscheln nach unten auf einer Gabel ruhte, und Beth neigt dazu, die Stimme zu heben, weil sie dem Ding nicht traut.
    «Beth, hier ist Hermione.» Herm klingt immer betont flott und energisch, wie um ihre träge, sich selbst verhätschelnde jüngere Schwester zu beschämen. «Wieso hast du so lange gebraucht? Ich wollte schon auflegen.»
    «Na, das wäre mir

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