Tesarenland (German Edition)
Körper. Ich sehe zu ihm auf und er lächelt. »Er hat übrigens recht, du brauchst eine Dusche und neue Sachen.«
Luca geht auf einen kleinen Schrank zu, holt grüne Sachen raus und hält sie mir vor die Nase. »Krankenstationen haben leider nur das zu bieten. Das ist etwas, was wir wirklich mit dem Krieg hätten vergessen können .« Er drückt mir eine Hose und ein Hemd in diesem hässlichen Grün in die Hand. Aber so schlimm finde ich die Sachen nicht, immerhin sind sie sauber.
Luca schleift mich zurück in den kleinen Raum, zeigt mir, dass der eine Wasserfall die Dusche ist und der andere die Toilette. Eine Toilette, die nicht aus Holz ist, wow. Als er mir erklären will, wie die Dusche funktioniert, sage ich ihm, dass ich schon Bekanntschaft mit ihr gemacht habe.
»Gut, dann zieh aber beim nächsten Versuch deine Sachen aus. Man stellt sich nackt darunter .«
Ich werde ganz heiß im Gesicht und Luca lacht. Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass er sich schnell an unsere neue Situation gewöhnt hat. Vielleicht ist auch er froh, dass wir noch ein paar Tage haben. Luca geht zur Tür, legt seine Hand auf den Knauf und sieht mich an. »Du kommst wirklich klar ?«
Ich nicke unsicher, sehe mir die Armaturen an. Die kann ich bedienen. Nur habe ich plötzlich bedenken, ich könnte unter dem Wasserstrahl ertrinken. In Kolonie D haben wir einmal ein kleines Mädchen gefunden. Sie ist in die Karamfelder gefallen. Einem Erwachsenen geht das Wasser darin bis zu den Waden. Die Kleine ist darin ertrunken. Mich schaudert bei dem Gedanken. Aber ich will auch nicht, dass die Leute da draußen denken, wir Kolonisten würden immer so schmutzig sein. Sie sollen keinen schlechten Eindruck von uns haben.
Luca krümmt sich plötzlich, drückt mit seinen Armen gegen seinen Bauch. Ich lasse meine saubere Kleidung fallen und will ihm helfen. Aber er schiebt mich von sich. Öffnet die Toilette und übergibt sich. Mit meiner Hand reibe ich ihm über den Nacken. Kayla hat das beruhigt, vielleicht hilft es auch ihm. Als er nur noch würgt und nichts mehr kommt, drücke ich den Wasserfall. Alles ist weg. Keine Decken, die wir verbrennen müssen. Kein Boden, der gewischt werden muss.
Meine erste Dusche ist beängstigend. Aber nur für einen kurzen Moment, dann ist sie entspannend, wundervoll warm, und ich möchte sie nicht wieder verlassen. Meine schmerzenden Muskeln scheinen sich , wie von Zauberhand zu heilen. Das heiße Wasser prickelt herrlich auf meiner Haut. Auf so was möchte ich nie wieder verzichten müssen, was eigentlich kein Problem sein dürfte, da dieser Raum wohl unser Zuhause sein wird, bis die Krankheit uns in den Tod geschickt hat.
Als ich rauskomme, lächelt Luca, aber ich sehe, dass er noch immer Schmerzen hat. Wo sind die Wundermedikamente der Rebellen? »Du siehst hübsch aus unter all dem Dreck«, sagt er. Ich senke verlegen den Blick, weil in Lucas Augen wieder dieses Flackern ist .
»Vielleicht solltest du auch duschen gehen, damit ich sehe, was sich darunter verbirgt«, sage ich in der Hoffnung , ihn von seinen Schmerzen abzulenken. Er lächelt, aber es ist nur ein kläglicher Versuch. Ich habe sein richtiges Lächeln in den vergangenen Tagen oft gesehen, und das hier ist es nicht.
22 . Kapitel
Luca und ich teilen uns ein Bett. Ich kuschle mich ganz nahe an ihn und genieße es, wie er mich hält, damit ich nicht runter rolle. Ich muss an Kayla denken. Sie hätte sich hier bestimmt wohlgefühlt. Die Dusche wäre ein Abenteuer in ihren Augen gewesen. Ich denke, wenn sie fertig mit Duschen gewesen wäre, wäre der Raum komplett unter Wasser gestanden. Ich seufze. Luca streichelt mir über den Rücken.
»Denkst du an Kayla ?«
»Ja«, sage ich.
»Mach dir keine Gedanken. Es ist besser so, wie es ist. Sie hat es schon hinter sich.«
Luca hat vorhin Nasenbluten gehabt. Fast habe ich das Gefühl, dass es bei ihm schneller vorangeht, dabei hat er den stärkeren Körper. Ich will nicht, dass er vor mir stirbt. Ich habe schon Kayla sterben sehen. Ich halte das nicht noch einmal durch. So schön es hier ist, die andere Sache, unser gemeinsamer Tod, der hat mir mehr zugesagt. Vielleicht gibt es ja noch immer einen Weg, wie wir es zu Ende bringen können?
Irgendwann bringt man uns Essen, es wird durch eine Klappe geschoben, hinter dieser Klappe gibt es einen Schacht, die Tür zu diesem Schacht, ist auf unserer Seite der Scheibe. Seit Längerem sitzt der junge Mann auf der anderen Seite der
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