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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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zu trinken.«
    »Was?« Tessa dreht ruckartig ihren Kopf zu Charlotte.
    »Du hast mich genau verstanden«, erwidert Charlotte angespannt.
    »Ich trinke eine Weißweinschorle.«
    »Deine zweite. Egal. Kannst du dich an Jens erinnern? Den du mir vorgestellt hast?«
    »Ich habe dir Jens vorgestellt?«
    »Ja.« Charlotte sieht sie irritiert an. »Wir haben ein Date heute Abend.«
    »Du und Jens? Jens, Nicks Freund?«
    »Ja, der Jens. Tessa, alles klar?«
    Tessa nickt mit dem Kopf. »Ich dachte nur, ich wollte euch noch vorstellen.« Sie lacht, aber der Gedanke, dass Charlotte mit Jens verabredet ist, stört sie, ohne sich eines Grundes bewusst zu sein. »Was habt ihr vor?«
    »Wir gehen essen.«
    »Essen, ja? Nur essen? Wo denn. Bei dir etwa?«
    »Stört es dich, dass wir zusammen essen gehen? Und nein, nicht bei mir. Irgendwo in Mitte. Wir telefonieren später noch mal.«
    »Mitte, ja?« Tessa begutachtet ihre Fingernägel und kratzt mit einem Zahnstocher den Dreck unter den Nägeln hervor. Der rote Nagellack ist an jedem ihrer Fingernägel gleichmäßig abgesplittert. Sie schmeißt den Zahnstocher auf die Erde, schnell stellt sie ihren Fuß darauf und widersteht dem Drang, sich umzuschauen, ob sie ­jemand beobachtet hat.
    »Wie läuft es denn sonst so bei dir?«, fragt Charlotte vorsichtig. Tessa sieht sie fragend an. »Ich meine job­mäßig. Hast du wieder was?«
    »Ja«, erwidert Tessa kurz angebunden, obwohl sie sich auf einmal sicher ist, dass sie auch diesen Job wieder verloren hat. Es ist zu heiß, um das jetzt zu thematisieren. Sie sieht sich um. »Die ganze Stadt fängt bei der Hitze an, nach Hundescheiße zu stinken«, lenkt sie ab und schaut einem jungen Pärchen hinterher. Der in der Taille sitzende grellgelbe Minirock blendet ihre Augen, die weißen Arschbacken blitzen abwechselnd bei jedem Schritt aufreizend hervor. Charlotte steht wortlos auf und verschwindet im Restaurant. Tessa nimmt die Weißweinschorle und hält sie sich an die Stirn. Die Kellnerin räumt den Nebentisch ab, und als sie sich umdreht, zeigt Tessa nur kurz auf das an ihrer Stirn klebende Glas und lächelt breit. Die Kellnerin nickt als Antwort, kein Lächeln. Schnell dreht sich Tessa wieder weg, führt das Glas an ihre Lippen und trinkt es in einem Zug aus. Sie greift nach Charlottes Zigaretten und zündet sich eine an. Sie inhaliert tief und genießt das Nikotin in ihrer Lunge, sie legt den Kopf in den Nacken und verlässt ungewollt den schattenspendenden Bereich des Schirms. Sie schließt die Augen und spürt die Hitze auf ihrem Gesicht. Die Sonne blendet noch durch die Lider, sie muss die Augen zusammenkneifen. Ihr Gesicht verkrampft, und der schöne Moment ist vorüber. Vorsichtig öffnet sie die Augen wieder, erst sieht sie nichts, dann nimmt sie langsam die Konturen der frischen, eisgekühlten Weißweinschorle wahr. Erleichterung durchflutet ihren Körper, bis sie feststellt, dass die Kellnerin ihr altes Glas nicht mitgenommen hat. Sie schaut sich nach Charlotte um und stellt eilig das leere Glas auf den Nebentisch. Als sie sich wieder zurücklehnen will, hält sie kurz inne, nimmt das frische Glas und trinkt rasch ein paar große Schlucke. Vor ihrem Tisch bleibt ein Penner stehen, bewaffnet mit einem Stock wühlt er im orangen Plastikmülleimer durch den Müll. Der Gestank von Scheiße und Urin trifft sie hart. Angeekelt wendet sie ihren Blick ab. Übelkeit überkommt sie. Sie hält die Nase zu und starrt dem Penner hinterher, wie er langsam davontrottet.
    Charlotte setzt sich wieder neben sie. Tessa stellt neidisch fest, dass Charlotte nicht einmal Make-up benutzen muss. Sie scheint auch nicht zu schwitzen. Tessa beobachtet, wie sich Charlotte eine Zigarette aus der Schachtel nimmt, sie zum Mund führt, aber zögernd die Zigarette wieder zurück auf den Tisch legt, bevor sie sich wieder ihr zuwendet.
    »Und wie läuft es mit Nick?«
    »Ich weiß nicht, wir haben eine Pause gemacht, jetzt ist er wieder da.«
    »Wieder da?« Charlotte steckt die Zigarette zurück in die Schachtel.
    »Wir haben uns zufällig auf der Straße getroffen und sind dann bei mir gelandet.«
    »Ihr habt euch zufällig auf der Straße getroffen?«
    »Charlotte, kannst du bitte aufhören, mich zu wiederholen? Danke.«
    Charlotte lacht. »Ich glaube, ich höre auf zu rauchen.«
    Und Tessa ist sich sicher, dass sie es ernst meint. »Nick verhält sich merkwürdig. Wir haben eine Pause gemacht. Ich glaube, er hatte eine andere.«
    »Er hatte eine andere?«

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