Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
vorstellen,
dass irgendein Computerfreak so dumm sein würde, ausgerechnet an seinem
Arbeitsplatz Kontakt mit einem Mitbewerber aufzunehmen oder sich mit ihm
auszutauschen, noch dazu in dieser Branche, in der er umgeben war von
kenntnisreichen Profis, die allesamt jede Menge Tricks auf Lager hatten.
Steffen fing ihren Blick auf und lächelte selbstsicher. "Ich weiß genau,
was Ihnen gerade durch den Kopf schießt."
"Tatsächlich?"
"Ja. Manche dieser hochbegabten Computerleute sind
verdammt arrogant und halten es nicht für möglich, dass man ihnen auf die
Schliche kommen oder gar das Wasser reichen könnte. Jeder hält sich für ganz
besonders schlau – dabei ist nichts gefährlicher als Selbstüberschätzung.
Darüber hinaus sind es oftmals die berühmten Zufälle, die mich stutzen und
aktiv werden lassen."
"Eins zu null für Sie", erwiderte Tessy. "Könnten
Sie etwas konkreter werden, was Ihren aktuellen Verdacht angeht?"
"Ja, natürlich." Steffen warf einen langen Blick
auf seine perfekt manikürten Fingernägel. "Ich glaube, dass eine meiner
Mitarbeiterinnen - eine kleine Praktikantin - von einem meiner Konkurrenten als
Spitzel angeworben werden soll. Oder bereits angeworben wurde", erläuterte
er schließlich mit leiser Stimme. "Ich habe sie routinemäßig überprüfen
lassen. Sie hat oder hatte Kontakt mit einem am Markt noch jungen Unternehmen –
das beweisen Telefonate."
Tessy sparte sich die Nachfrage, wie genau Steffen seine
Mitarbeiterin belauscht und was er dabei im Einzelnen erfahren hatte. Spyware
jeglicher Art, Wanzen, Kameras, Abhörmikros, Schnüffel-Trojaner konnte sich
heutzutage jeder für vergleichsweise wenig Geld im Internet besorgen und ohne
großartige technische Hintergrundkenntnisse einsetzen. "Haben Sie sie zur
Rede gestellt?"
"Nein. Ich möchte, dass sie auf frischer Tat ertappt
wird. Ich brauche Beweise, eindeutiges Material, um den Konkurrenten verklagen
zu können, falls er mit geklauten Ideen – Ideen, die auf meinem Mist gewachsen
sind –schneller auf den Markt kommt. Nur das schützt mich vor einem größeren
Verlust."
"Verstehe. Und die soll ich Ihnen verschaffen?"
Steffen nickte. "So ist es. Beobachten Sie die Frau,
stellen Sie ihr nach, machen Sie Fotos, protokollieren Sie, mit wem sie sich wo
und wann trifft. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, Gespräche aufzuschnappen,
um es mal vorsichtig zu umschreiben …"
Steffen zeigte ein Lächeln, das wohl verschwörerisch wirken
sollte, aber nicht sonderlich charmant rüberkam. Der Mann war eindeutig nicht
Tessys Typ. Sollte sie jemals mit ihm allein auf einer einsamen Insel landen –
Gott behüte! –, würde sie ihren Sexhunger garantiert anders zu stillen wissen.
"Eine Rundumbeschattung?", fragte sie betont
höflich.
"Nur wenn Sie es für nötig halten. Wenn die Frau nach
Hause fährt und ganz offensichtlich schlafen geht, sollten Sie das auch tun",
erörterte Christoph Steffen. "Und wenn sie in der Firma ist …"
"Ja, schon klar", fiel sie ihm ins Wort. "Wann
soll ich anfangen?"
"Sofort."
Tessy verließ die Firma eine Viertelstunde später. Steffen
hatte bereits eine Mappe für sie vorbereiten lassen, in der sich Unterlagen über
seine Mitarbeiterin, deren Kontaktdaten, ihre Arbeitszeiten und allgemein
bekannte Gewohnheiten sowie einige Fotos befanden. Louise Herlitt war
fünfundzwanzig Jahre alt und Informatikstudentin. Sie stammte aus dem Saarland,
wohnte allein in einer kleinen Wohnung in Schöneberg und war seit knapp sechs
Monaten bei Christoph Steffen beschäftigt. Die Aufnahmen zeigten eine stets
modisch gekleidete, mittelgroße, gutaussehende und freundlich lächelnde, aber
nicht auffällig attraktive junge Frau mit kastanienrotem Haar und weiblichen
Rundungen.
Steffen hatte Tessy einen großzügigen Vorschuss gezahlt und
war auch hinsichtlich der Spesen nicht knauserig. Er erwartete einen täglichen
Bericht mit genauen Zeit- und Ortsangaben und ging davon aus, dass die
Privatdetektivin zirka eine Woche benötigen würde, um fündig zu werden.
Kündigten sich besondere Aktionen an, wünschte er so schnell wie möglich
benachrichtigt zu werden.
Alles in allem kein schwieriger Job, resümierte Tessy. Und
zur Abwechslung auch mal kein gefährlicher. Dafür sehr wahrscheinlich ziemlich
eintönig.
Louise Herlitt führte ein gut durchorganisiertes
Alltagsleben. Gegen acht Uhr morgens verließ sie das Haus, um zum Job zu
fahren; ihre Mittagspause verbrachte sie von zirka dreizehn bis dreizehndreißig
in
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