Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
Ganze auch nicht auf mich, aber manchmal
schließt das eine ja das andere nicht aus. Wenn das Treffen tatsächlich dem
Zweck diente, eine verdeckte Aktion zu überspielen, in deren Verlauf Louise zum
Beispiel einen Datenstick übergeben hat, war sie ausgesprochen gelungen. Mit
der Nummer könnte sie sich beim BND bewerben."
"Ja, verstehe."
"Soll ich an dem Typen dranbleiben, falls er demnächst
das Haus verlässt?"
"Ja", erwiderte Steffen nach kurzem Überlegen. "Ich
wüsste ganz gerne, was der Knabe so macht – ob er beispielsweise bei der
Konkurrenz beschäftigt ist. Ein Foto von ihm wäre auch nicht schlecht."
"Alles klar."
Tessys Auftraggeber verabschiedete sich knapp. In den
nächsten zwei Stunden hatte sie größte Mühe, die Augen offen zu halten und
nicht hinterm Steuer einzuschlafen. Sie war heilfroh, als endlich die Haustür
aufschwang und Bewegung in die Sache kam. Rasch knipste sie zwei Fotos, bevor
Louises Begleiter sich nach kurzem, prüfendem Blick zum Himmel in Bewegung
setzte und die Straße hinunter schlenderte, um schließlich ein Taxi
heranzuwinken.
Der blonde Hüne ließ sich nach Kreuzberg in die Bergmannstraße
fahren, wo er mit schwungvollen Schritten ein Café betrat. Tessy hielt einen
Moment in zweiter Reihe und entdeckte bei einem Blick durchs Fenster, dass der
Knabe nicht zu einem späten Frühstück oder zum Kaffeeklatsch verabredet war,
sondern offensichtlich in dem Laden arbeitete – er verschwand hinterm Tresen
und servierte wenig später Espresso und Kuchen.
Nun gut, das musste noch nichts heißen, aber die Vermutung,
dass der flotte Tänzer keine wirklich heiße Spur war, jedenfalls nicht im
Hinblick auf Louises Arbeitgeber und seinem Verdacht, war nicht von der Hand zu
weisen, sondern gewann an Bedeutung. Tessy griff zu ihrem Handy und
informierte Christoph Steffen.
"Wie soll ich weiter vorgehen?", fragte sie
schließlich. "Eine komplette Beschattung während des Wochenendes? Und soll
ich nur an Louise dran bleiben oder zur Sicherheit auch den großen Blonden im
Auge behalten?"
"Nein … Nein, machen Sie Feierabend", antwortete
Steffen nach kurzem Überlegen.
Tessy runzelte die Stirn. Sie hatte damit gerechnet, dass
sie zumindest Louise weiterhin observieren sollte. Falls sie sich mit jemandem
treffen wollte, um über ihren Job zu reden und Interna auszuplaudern oder gar
handfeste Infos weiterzugeben, waren die freien Tage bestens geeignet …
Andererseits: Steffen war der Boss. Unter Umständen war er nicht zufrieden mit
Tessys zurückhaltender Vorgehensweise oder gab das Unterfangen komplett auf.
Vielleicht hatte er auch vor, Louise am Montag ins Gebet zu nehmen. Wie auch
immer – das alles war letztlich nicht ihr Problem.
"Alles klar, Herr Steffen. Gehe ich recht in der
Annahme, dass der Auftrag …"
"Schicken Sie mir Ihre Rechnung, Frau Ritter. Danke,
noch ein schönes Wochenende und alles Gute."
Die Verbindung war unterbrochen. Tessy starrte ihr Handy
einen Augenblick verdutzt an. Derart abrupt und uncharmant war sie noch nie
abserviert worden. Blieb die Hoffnung, dass Steffen ohne Probleme bezahlen
würde, auch wenn ihn die Geldausgabe nicht wesentlich weitergebracht haben
dürfte. Sie zuckte mit den Achseln. Auch das war nicht ihr Problem. Den Rest
des Wochenendes würde sie ausschlafen. Es gab miesere Aussichten.
* * *
Hauptkommissarin Carola Stein hatte den freien Sonntag
eigentlich vor dem Fernseher ausklingen lassen wollen – mit dem neuesten Tatort aus Köln. Nun hatte sie selbst einen. Mitten in Schöneberg. Eine junge Frau war
erschlagen worden. Uniformierte Polizisten und Kriminaltechniker hatten den
Tatort bereits gesichert, und der zuständige Rechtsmediziner war so freundlich
gewesen, sich eine vorläufige Einschätzung der Tatumstände entlocken zu lassen.
Wie es aussah, war Louise Herlitt hinterrücks mit
einer Flasche erschlagen worden – eine Sektflasche, die sich zwar am Tatort
befand, auf der aber neben ihren Blutspuren keinerlei Fingerabdrücke oder
sonstige verwertbare Spuren nachzuweisen waren. Die junge Frau hatte ein
Schädel-Hirn-Trauma erlitten und war wenig später an den Folgen gestorben.
Tatzeit dürfte der frühe Sonntagnachmittag gewesen sein.
"Wer hat die Frau entdeckt?", fragte Carola Stein
den leitenden Beamten vom Kriminaldauerdienst, der mit seinem Kollegen als
erster vor Ort gewesen war.
"Eine Freundin, die auch einen Schlüssel zur Wohnung
hat. Die beiden waren fest verabredet. Als niemand öffnete, dachte
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