Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
dachte Franka, während sie die Frau mit den hohen Wangenknochen und dem dunklen Haar musterte. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, wusste Franka, wer die Frau war.
* * *
Es war eine gute Idee gewesen, vor dem geplanten Besuch im Club anzurufen und sich beim Chef höchstpersönlich zu vergewissern, dass sie willkommen war, dachte Tessy, als Bohl ihr mit charmantem Lächeln einen Drink servierte. Ansonsten hätte sie sich ihren Plan sehr wahrscheinlich noch einmal überlegt, nachdem ihr an der Eingangstür ein Gast laut und unflätig fluchend quasi in die Arme geflogen war und beinahe umgerissen hätte. Tessy schätzte, dass der Typ sich die Gestaltung des Abends gänzlich anders vorgestellt hatte. Bohl lachte laut auf, als sie eine entsprechende Bemerkung machte.
„Sie sind also Privatdetektivin“, wurde er dann schnell wieder ernst. „Und suchen nach Rhea.“
Tessy nippte an ihrem Lemon-Wodka und nickte. „Ja. Wie ich am Telefon schon sagte, hat die Polizei aufgrund mangelnder Indizien im Moment keine Handhabe, nach Rhea zu fahnden, aber die Angehörigen sind davon überzeugt, dass ihr etwas zugestoßen ist. Wie oft arbeitet Rhea eigentlich in Ihrem Club?“
„Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal zwei- oder dreimal die Woche, dann wieder eine Woche lang gar nicht.“
„Sie hat keinen festen Dienstplan?“, wunderte sich Tessy.
„Doch, doch“, erwiderte Konrad Bohl. „Aber den sprechen wir meist kurzfristig ab. Am Samstag vor einer Woche schickte sie mir eine SMS, dass sie ein paar Tage Urlaub bräuchte …“
„Ach.“ Tessy runzelte die Stirn. „Haben Sie die Nachricht noch?“
Bohl schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich lösche meinen Nachrichtenspeicher alle paar Tage, aber vielmehr als die paar Worte stand da auch nicht drin.“
„Haben Sie sich nicht gewundert, dass sie sich so unpersönlich in den Urlaub verabschiedet?“
„Ein bisschen vielleicht, zumal sie am Abend vorher noch hier war, aber …“ Bohl zuckte mit den Achseln. „Sie arbeitet lediglich als Aushilfe. Stutzig wurde ich erst, als ich sie Ende der letzten Woche zu erreichen versuchte und Rhea weder ans Festnetztelefon noch an ihr Handy ging und auch nicht zurückrief. Daraufhin sprach ich Franka an“, er wies mit dem Kopf in Richtung einer jungen Frau, die gerade die Tanzfläche betrat, „die mir schließlich erzählte, dass die Eltern und der Freund besorgt seien und die Polizei eingeschaltet hätten.“
Konrad Bohl pflegte einen gehobenen Sprachstil, den Tessy bei einem Clubbesitzer nicht erwartet hatte und der ihr bereits am Telefon aufgefallen war. Andererseits war der Mann kein simpler Kneipenbesitzer oder billiger Lude. Er legte Wert auf ein gewisses Niveau – passend zum seriösen Ambiente des Clubs, der mit seiner dunkelroten und fein aufeinander abgestimmten Einrichtung unaufdringlich luxuriös und zugleich sinnlich wirkte.
Die Mitarbeiterinnen, die Tessy bisher zu Gesicht bekommen hatte, waren durchweg attraktive, gutgekleidete Frauen zwischen Anfang zwanzig und Ende dreißig. Auch wenn klar war, dass die Frauen für diverse Ablenkungen zur Verfügung standen, fand hier keine vulgäre Anmache statt. Selbst Larissas Tanzstil, der ohne Zweifel neugierig machte und höchst aufreizend war, hatte eine durchaus künstlerische und verspielte Note. Die Frau verstand sich zu bewegen und hatte Spaß an ihrem Tun. Unter anderen Umständen wäre Tessy ihr auf die Tanzfläche gefolgt …
„Ich hoffe sehr, dass Rhea nichts passiert ist, und ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich hier ein bisschen umhören – auf diskrete Weise natürlich“, meinte Bohl schließlich betont sachlich. „Aber ich muss wohl kaum erläutern, dass ich allergrößten Wert darauf lege, keine Polizei im Haus zu haben und natürlich auch nicht wünsche, dass meine Gäste sich belästigt fühlen …“
Die Botschaft war unmissverständlich – sie durfte ihre Fragen stellen, aber wenn sie nervte oder gar die Bullen aufkreuzten, würde Bohl mehr als zurückhaltend reagieren, von den Clubbesuchern mal ganz zu schweigen.
Tessy hob beide Hände. „Das ist völlig klar“, bemerkte sie eifrig. „Danke noch mal für Ihre Unterstützung. Ich weiß, dass die alles andere als selbstverständlich ist. Ach, sagen Sie mal, welcher Art war eigentlich Rheas Job?“, schob sie schnell hinterher.
Konrad Bohl lächelte. „Wie gesagt – Sie können sich diskret umhören. Ich selbst habe jedoch jetzt anderes zu tun, als noch weitere
Weitere Kostenlose Bücher