Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
Aber bei näherer Betrachtung sind sie das gar nicht.“
„Toll – danke für den interessanten Exkurs. Und weiter? Verraten Sie doch mal, welche Zusammenhänge Ihnen klar geworden sind“, entgegnete er mit unüberhörbarem Ärger in der Stimme. „Dafür werden Sie ja schließlich auch bezahlt.“
„Stimmt, aber nicht von Ihnen! Deshalb stelle auch ich hier die Fragen und nicht Sie“, erwiderte Tessy scharf. „Wenn Sie etwas wissen, was die Suche nach Rhea erleichtern oder ihr sogar eine neue Richtung geben könnte, dann ist es Ihre verdammte Pflicht, mit mir oder auch mit der Polizei darüber zu reden!“
„Ach ja?“
„Ja. Wenn Sie nämlich aus einem falschen Schamgefühl heraus sachdienliche Hinweise zurückhalten, könnte das Rhea in Gefahr bringen – ist Ihnen das nicht klar?“ Das war starker Tobak, aber vielleicht ließ Paul sich davon beeindrucken.
Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Der schicke Mann kann mich auch einfach aus seinem Büro werfen, überlegte Tessy und hoffte, dass sich der Gedanke nicht auf ihrem Gesicht spiegelte. Er ist nicht verpflichtet, meine Fragen zu beantworten oder sich Vorwürfe anzuhören. Andererseits macht er sich natürlich verdächtig, wenn er plötzlich blockt. Das dürfte ihm klar sein.
„Rhea hatte das Gefühl, dass Sie ihr manchmal folgen“, fuhr sie fort, als er sie nur wortlos anstarrte. „Lag Sie damit richtig?“
Damit hatte er nicht gerechnet. Paul war eindeutig überrascht. Er sah kurz zum Fenster hinaus und blickte dann wieder Tessy an. „Na schön – ja, sie entzog sich mir manchmal auf merkwürdige Weise. Das hat mich beunruhigt … und ich bin misstrauisch geworden. Jeder wäre das – immerhin ist sie eine sehr schöne, begehrenswerte Frau! Ich wollte meine, vielmehr unsere Zukunft mit ihr planen, und es ist kein Verbrechen, Bescheid wissen zu wollen, ob es vielleicht … einen anderen gibt.“
„Nein, natürlich nicht“, stimmte Tessy ihm zu. „Sie sind ihr also gefolgt. Was ist Ihnen aufgefallen?“
„Nichts – ob Sie es glauben oder nicht.“ Er hob die Hände und ließ sie langsam wieder sinken. „Ich hab zwei-, dreimal versucht, an ihr dranzubleiben, als sie abends aufbrach – angeblich um mit jemandem zu lernen oder weil sie noch an der Uni zu tun hatte. Ich wollte wissen, ob das stimmte – das letzte Mal an jenem Freitag, bevor sie verschwand. Aber“, er seufzte, „sie hat es wohl bemerkt und ist mir entwischt, wie die anderen Male auch. Oder aber ich hab sie in dem Gewühl einfach nur aus den Augen verloren. Das will ich jedenfalls nicht ausschließen. Ich bin kein geübter Stalker.“
„Wo ist sie Ihnen am Freitag entwischt?“
„Auf einem Bahnsteig … Friedrichstraße. Plötzlich ist sie in der Menge untergetaucht.“
Das könnte stimmte, überlegte Tessy. Rhea war auf dem Weg zum Club und ist im Bahnhof Friedrichstraße umgestiegen. „Haben Sie danach noch mal mit ihr gesprochen?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte sie anrufen, aber sie ging nicht an ihr Handy, und später meldete sich dann nur noch die Mobilbox … Genau das habe ich auch der Polizei erzählt.“ Er brach kurz ab. „Was meinen Sie, hat sie sich mit den falschen Leuten eingelassen?“
„Das kann man nicht ausschließen.“
„Kennen Sie diese Leute?“
„Dazu kann ich im Moment nichts sagen.“
„Haben Sie irgendeine Ahnung oder Vermutung, was mit ihr geschehen sein könnte oder wo sie sich aufhält?“
„Glauben Sie mir – nein.“
Er nickte langsam. „Was werden Sie jetzt unternehmen?“ Seine Stimme klang rau, zittrig.
Tessy stand auf. „Was ich immer tue: Fragen stellen, am Ball bleiben.“ Und meine Nase in Dinge stecken, die mich oft genug nichts angehen.
Sie verließ das Büro. Auf der Straße prüfte sie ihr Handy. Immer noch keine Nachricht von Dirk. Die Wasserleiche schien ihn völlig in Anspruch zu nehmen.
War es sinnvoll, gleich noch einmal bei den Kramers vorbeizuschauen oder zu warten, bis der Kommissar das Ehepaar durch den Polizeicomputer gejagt hatte, um besser vorbereitet zu sein? Wie gesagt – das Warten war nicht Tessys Stärke.
Burkhard Kramer war zweifellos überrascht, sie zu sehen – ob unangenehm würde sich in Kürze herausstellen.
„Meine Frau ist im Moment unterwegs“, erklärte er höflich. „Und ich erwarte einen wichtigen Kunden.“
„Ich verstehe“, sagte Tessy. „Ich werde mich kurz fassen.“
„Schön.“
Sein Blick war abwartend, das Lächeln
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