Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
ebenfalls. Er bat sie, näher zu treten, allerdings ohne ihr das Angebot zu machen, in der Sitzecke Platz zu nehmen, in der sie es sich bei ihrem ersten Besuch gemütlich gemacht hatte.
„Sie meinten gestern, dass Sie nach Ihrem Wochenende mit Rhea nicht daran gedacht hätten, sie ein zweites Mal einzuladen“, hob Tessy an.
„Das ist richtig.“ Er nickte.
„Kann es sein, dass Sie sich irren?“
„Wie darf ich das verstehen?“ Kramer verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie forschend an.
„Vielleicht haben Sie sich doch ein zweites Mal mit Rhea treffen wollen, und sie hat Ihre Einladung sogar erneut angenommen.“
Er zog die Brauen hoch. „Bitte? Und das haben wir irrtümlicherweise vergessen, als Sie uns danach fragten?“
„So was kommt vor …“
„Bei uns nicht“, erklärte er energisch. „Also noch einmal und zum Mitschreiben: Nein, wir haben die Einladung nicht wiederholt. Es war toll mit ihr, aber an einem zweiten Wochenende waren wir, wie bereits erläutert, nicht interessiert. Warum fragen Sie eigentlich so beharrlich nach?“, wollte Kramer wissen.
Tessy lächelte. „Das ist ganz einfach: Es gibt Hinweise auf eine zweite Einladung von Ihnen.“
„Ausgeschlossen.“ Burkhard Kramer schüttelte den Kopf eine Spur zu heftig. „Wie oft soll ich denn noch betonen, dass ich mich selbstverständlich daran erinnern würde?“
Ja, dachte Tessy, natürlich würdest du das. So was vergisst man in der Tat nicht. Welchen Grund könnte er haben, eine solche Einladung abzustreiten? Weil er oder die beiden etwas mit Rheas Verschwinden zu tun haben? Oder weil sie befürchten, dass die Einladung im Zusammenhang mit Rheas Verschwinden zu unangenehmen Fragen und Schlussfolgerungen führen könnte? Berechtigterweise? Oder unberechtigterweise? Das war die entscheidende Frage.
Er hob das Kinn. „Wie kommen Sie überhaupt darauf?“
Tessy zuckte mit den Achseln. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich meine Quellen zurzeit nicht nennen kann.“
„Das fällt mir schwer. Immerhin geht es ja darum, dass eine junge Frau verschwunden ist und …“
„Sie sagen es.“
„Und wenn jemand dummes Zeug erzählt, um uns in ein schlechtes Licht zu rücken, wäre das ziemlich fatal“, fuhr er unbeirrt fort. „Da wäre es nur fair, wenn Sie mir sagten, woher Sie Ihre Information haben. Vielleicht kann ich dann dazu beitragen, dass dieses Gerede sehr schnell wieder vom Tisch kommt.“
Tessy schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein. Tut mir leid. Das kann ich nicht. Aber ich versichere Ihnen, dass ich die Informationen vertraulich behandeln werde …“
Er lachte unfroh auf und winkte ab. „Ja, natürlich.“
„Wenn es nicht stimmt, haben Sie doch gar nichts zu befürchten“, gab Tessy zu bedenken und ließ Kramer nicht aus den Augen. Seine Nervosität und sein Missmut waren bemerkenswert.
„Sie haben wirklich keine Ahnung! In unserer Branche kann ein widerliches, kleines Gerücht das Aus bedeuten“, fuhr er sie an.
Merkwürdig, dass er sich so aufregt, dachte Tessy. Die beiden erzählen mir lang und schmutzig und ausgesprochen bereitwillig, welche sexuellen Vorlieben sie haben – unter anderem deftige Dreier-Spiele –, aber die schlichte Annahme, dass es ein zweites Treffen mit Rhea gegeben haben könnte, führt zu beträchtlicher Unsicherheit und, ja: Verärgerung. Darüber hinaus war die Detektivin davon überzeugt, dass Sandra Kramer die Situation souveräner gemanagt hätte, als es ihr Mann tat.
„Beruhigen Sie sich bitte, Herr Kramer“, bat Tessy den Geschäftsmann. „Es ist eine schlichte Nachfrage.“
„Und die habe ich beantwortet. Wir haben Rhea, abgesehen von einem gemeinsamen Wochenende, nur noch im Club getroffen.“
„Das habe ich jetzt verstanden.“
„Prima! Wollten Sie nicht gerade gehen?“
„Ja, ganz richtig. Danke für den Hinweis.“
Tessy wandte sich um und griff zur Türklinke. Bevor Sie das Geschäft verließ, drehte sich noch einmal zu Kramer um. „Besitzen Sie eigentlich ein Ferienhaus?“
„Was?“
„Ein Ferienhaus, Herr Kramer – besitzen Sie und Ihre Frau so etwas?“
„Das geht Sie nun wirklich nichts an.“
Tessy zuckte mit den Achseln. „Es ist nicht schwer, das herauszufinden. Nichts für ungut und vergessen Sie bitte keinesfalls, Ihre Frau ganz herzlich von mir zu grüßen.“
Darauf erhielt sie keine Antwort. Wieder auf der Straße, atmete sie einige Male tief durch und zog ihr Handy aus der Tasche. Immer noch keine Nachricht
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