Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
von Dirk. Sie wählte nach kurzem Grübeln trotzdem seine Nummer. Er nahm das Gespräch nach dem vierten Klingeln an.
„Ich habe keine Zeit“, raunte er ihr zu. „Wirklich nicht.“
„Ich weiß, aber es ist sehr, sehr wichtig“, beschwichtigte Tessy ihn. „Ich habe eine Spur im Fall der verschwundenen Studentin, und ich glaube, es wäre keine schlechte Idee, der auch mit polizeilichen Mitteln nachzugehen oder besser formuliert: Du würdest mir ziemlich die Hölle heiß machen, wenn ich dich nicht informieren würde.“
„Im Ernst?“
„Meine Güte ja, sonst würde ich dich wohl kaum stören, oder?“
Dirk seufzte. „Kannst du eine Andeutung machen?“
„Na klar. Rhea arbeitet klammheimlich in einem Erotikclub …“
„Wie bitte? Woher hast du das denn?“
„Völlig egal, es stimmt jedenfalls“, behauptete Tessy schnell. „Ich hab mich selbst davon überzeugen können. Aber das ist noch längst nicht alles. Sie hat dort ein Ehepaar kennen gelernt, dass frivole Sexspielchen zu dritt liebt – sehr frivole –, und vor einiger Zeit ein Wochenende mit den beiden verbracht, ein sehr aufregendes Wochenende, wenn ich es richtig verstanden habe. Einzelheiten würden dir sehr wahrscheinlich die Schamröte ins Gesicht treiben.“
Dirk räusperte sich. „Schon gut. Meine Frage, woher du das alles hast, erübrigt sich wohl. Weiter!“
„Rhea hat eine zweite Einladung von den beiden bekommen“, fuhr Tessy fort. „Sehr wahrscheinlich sollte das Treffen an jenem Wochenende stattfinden, an dem sie verschwand.“
„Oh.“
„Genau, und du wirst gleich noch mehr staunen: Das erotisch so umtriebige und erfreulich gesprächsbereite Ehepaar bestreitet diese zweite Einladung nämlich vehement beziehungsweise der Ehemann, mit dem ich gerade noch einmal gesprochen habe, ist ziemlich empört und deutlich irritiert, dass ich in diesem Punkt nachhake. Das finde ich mehr als merkwürdig.“
„Und du weißt genau, dass es diese zweite Einladung gab?“
„Ja. Ich kann es sogar beweisen.“
„Wie?“
„Ich habe Rheas Aufzeichnungen gefunden.“
Langes Schweigen. Schließlich räusperte Dirk sich erneut. „Ich hab ein paar sehr wichtige Dinge zu erledigen. Kannst du in zwei, besser noch in drei Stunden im Kommissariat sein?“
„Kann ich. Wie wäre es, wenn du inzwischen schon mal den Club und das Ehepaar von eurem tollen Computer überprüfen lässt? Ich bin ziemlich gespannt, ob die beiden im Besitz eines schnuckeligen Ferienhauses sind – unter anderem.“
Dirk knurrte etwas Unverständliches, das Tessy als brummige Zustimmung auffasste und gab ihm die Namen und Adressen durch, bevor sie sich auf den Heimweg machte. Langsam kam Schwung in die Sache.
Siebtes Kapitel
Der Kommissar sah aus, als hätte er zwei Nächte nicht geschlafen – mindestens. Die Haare standen ihm zu Berge, und der Drei-Tage-Bart sah er eher nach einem kräftigen Zwei-Wochen-Wuchs aus. Tessy küsste ihn trotzdem. Dirk wies auf den Stuhl vor seinem chaotischen Schreibtisch und reichte ihr wortlos eine dampfende Tasse Kaffee. Sie klappte das Netbook auf und gab es Dirk. Er las einige Seiten, während sie in aller Ruhe ihren Kaffee trank und seine Mimik im Blick behielt.
Schließlich sah er hoch. „Woher hast du …?“
„Ich habe es in ihrer Wohnung gefunden. Sie hatte es so gut versteckt, dass man es bei oberflächlichem Stöbern nicht finden konnte.“
„Aber nicht gut genug. Glücklicherweise.“ Dirk nickte. Er wirkte auffallend nachdenklich. „Das ist sehr interessant.“
„Finde ich auch, und zwar nicht nur was Rheas erotische Vorstellungen angeht.“ Sie wagte ein winziges anzügliches Lächeln. „Und was haben eure Nachforschungen ergeben? Hat der Computer schon irgendwelche Auffälligkeiten ausgespuckt? Oder hattest du dafür noch gar keine Zeit?“
„Doch, doch, ich war in der Zwischenzeit ganz und gar nicht untätig und meine Kollegen auch nicht. Zunächst mal sind die Kramers sehr angesehene und überaus wohlhabende Geschäftsleute“, gab der Kommissar bereitwillig Auskunft.
„Das habe ich mir schon gedacht. Und weiter?“
„Keine Vorstrafen und Ermittlungen, nicht mal Steuersachen oder auffällig viele Strafzettel …“
„Brave, gesetzestreue und ziemlich erfolgreiche Bürger also. Prima.“
„Und natürlich besitzen die beiden auch ein Feriendomizil beziehungsweise ein Wochenendhaus“, ließ Dirk sich nicht ablenken. „Es ist übrigens sehr idyllisch gelegen – direkt am Müggelsee
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