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Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Titel: Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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vernascht habe …“
    „Verstehe.“
    „Umso besser. Überleg doch mal, ob du mit der Süßen nicht irgendwie in Kontakt treten kannst.“
    Paula seufzte. „Wir haben nur sehr wenig miteinander zu tun gehabt …“
    „Vielleicht fällt dir trotzdem was ein. Könnte dich auch ablenken.“
    „Mal sehen.“
     
    Die Sonne ging glutrot unter. Chili trottete maunzend davon – wahrscheinlich auf der Suche nach Pepper, um die Streitaxt zu begraben. Tessy atmete den feuchten und betörenden Sommerduft ein, während der Rasensprenger leise klackte und sie an eine Hetera namens Maike dachte, die ihr vor hundert Jahren auf einem Kostümfest über den Weg gelaufen war. Maike war als Burgfräulein gegangen, Tessy hatte einen Edelmann gegeben. So überzeugend, dass Maike sich gar nicht hatte satt sehen können an ihr. Tessy war ihr beim Tanzen immer forscher an die Wäsche gegangen und hatte sie schließlich in eine Vorratskammer neben der Küche gelockt.
    Tessy kicherte, während sie in der Erinnerung schwelgte. Sie hatte ihren Dildo dabei gehabt – und eingesetzt. Maike war verdammt laut gewesen, als Tessy es ihr mit dem Liebesknüppel besorgt hatte. Und sie hatte ihr den Rücken zerkratzt, dass sie noch tagelang die Striemen spürte.

6
     
    Mark arbeitete seit zwei Jahren für Christoph Pohlmann – manchmal als Aushilfskellner in der Tagesschicht, meist jedoch als Küchenjunge, Putze, Einkäufer, eben Bursche für alles. Der Alte war ein gewiefter Geschäftsmann, und sein Laden lief wie geschmiert. Der Spitzname Chripo war seine Idee gewesen: „Chri“ für Christoph und „Po“ für Pohlmann, ergab „Chripo“ und klang wie die Abkürzung für „Kriminalpolizei“. Es verging keine Woche, in der Christoph Pohlmann nicht über die Zweideutigkeit des Ausdrucks lachte und sich dabei auf die Schenkel schlug.
    Mark hatte rasch mitbekommen, dass der Alte jede Menge wichtiger Leute kannte und sich nicht nur für gutes Bier, üppige Frühstücksbuffets und Billigpizza interessierte. Auffällig war Chripos Faible für Antiquitäten – ständig kaufte er diesen alten Plunder, ließ sich eine alte Jukebox in den Schankraum stellen, eine altertümliche Telefonanlage mit Wählscheibentelefonen samt Nebensprechanlage installieren. Alte Möbelstücke wurden für ihn extra umgearbeitet, damit sie in seine Einrichtung passten. Mark kannte Philipp, den Antiquitätenhändler, und Simon, seinen Partner, der vor einigen Jahren eine große Nummer bei Chripo gewesen war, nur vom flüchtigen Sehen. Die beiden tauchten häufig gemeinsam auf, hatten meist lange Besprechungen mit Chripo, bei denen niemand stören durfte, und wurden immer bevorzugt behandelt. Nachdem Mark zufällig ein eigentümliches Gespräch zwischen Chripo und Simon sowie ein ähnlich verwirrendes Telefonat mitbekommen hatte, war er ins Grübeln geraten. Und Robin, dem er seine Überlegungen einige Tage später im Vertrauen mitgeteilt hatte, war sogleich Feuer und Flamme gewesen und wollte unbedingt sein Glück versuchen.
    Vielleicht ist er mit all dem ergatterten Glück längst über alle Berge, hatte Mark anfangs noch gedacht – bevor er erfahren hatte, was geschehen war.
    Der Schock hatte ihn tagelang umklammert, und immer wenn die Hoffnung in ihm aufgekeimt war, dass er allmählich nachlassen würde, hatte er sich auf einen neuen zittrigen Höhepunkt zu bewegt.
    Mark war ein Einzelgänger, und Robin war sein erster richtiger Freund gewesen, der einzige überhaupt. Mark hatte ihm das nie sagen können. Männer redeten über so was nicht, jedenfalls nicht direkt. Hinzu kam, dass Robins Tod für Mark nur auf den ersten Blick erklärbar oder logisch schien. Zum einen war er einfach kein Kandidat für eine Überdosis gewesen, zum anderen hätte er sich niemals vor einer Neuköllner Laubenkolonie einen Schuss gesetzt. Er wäre nach Hause gegangen oder hätte Mark besucht, der es zwar nicht ausstehen konnte, wenn der Freund drückte, ihm aber nicht die Tür gewiesen hätte. Robin war ein kleiner Junkie gewesen und ein Hobbydealer, der von seinem Stoff in Maßen gekostet und den die Sucht noch nicht völlig im Griff gehabt hatte. Davon war Mark jedenfalls immer ausgegangen. Aber was war dann geschehen?
    Mut und konsequentes Handeln gehörten nicht unbedingt zu Marks hervorstechendsten Eigenschaften, aber als der Schreck endlich abklang, gewöhnte er sich an, bei seinen regelmäßigen einsamen Touren mit seinem alten Motorroller auch durch Schmargendorf zu kurven und seine

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