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Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Titel: Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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Müllcontainern, übereinander gestapelten Plastikstühlen und mehreren Autos. Eines davon war der Benz mit dem Anhänger. Die Standuhr war bereits abgeladen, wie Tessy bemerkte. Charlotte stand halb verdeckt neben einem Lieferwagen und behielt das rückwärtige Gebäude der Kneipe im Auge. Eine Tür schwang gerade auf. Der breite Rücken eines Mannes wurde sichtbar. Nach dem Rücken war zunächst ein Möbelstück erkennbar, das mit einer Decke verhüllt war, und dann ein zweiter Mann, der das andere Ende schleppte. Die beiden richteten ihre schwere Ladung in die Höhe und stellten sie neben die Plastikstühle an die Hauswand. Die Decke rutschte herunter, und Tessy erkannte eine Standuhr. Nein: die Standuhr.
    Was soll das denn, fragte sich Tessy perplex, während einer der beiden die Decke mit einem Stück Schnur befestigte und sich dann mit einem beiläufigen Tritt von der Uhr verabschiedete. Ein dunkler Gong hallte durch den Hof, und die beiden lachten schenkelklopfend und verschwanden wieder im Haus.
    Vielleicht ist sie kaputt, suchte Tessy nach einer halbwegs einleuchtenden Erklärung, oder sie passt nicht in das vorgesehene Zimmer. Und warum packen die das teure Stück dann einfach in den Hinterhof – noch dazu alles andere als umsichtig? Nur mit einer zerschlissenen Decke versehen? Eine Standuhr, die ganz sicher einige tausend Euro gekostet hatte.
    Tessy schüttelte den Kopf und trat den Rückzug an. Als sie die Hofeinfahrt passiert hatte, bog sie um die Ecke zum Eingang des Lokals und blieb dort stehen. Sie musterte die ausgehängte Speise- und Getränkekarte, als Charlotte keine Minute später zu ihrem Rad ging. Tessy musterte sie von der Seite. Die Frau war blass und zutiefst in Gedanken versunken. Sie drehte ihr Fahrrad in die entgegengesetzte Richtung fuhr los.
    Tessy sah ihr einen Moment hinterher, dann beschloss sie, eine Pause einzulegen und bei einem Milchkaffee die Geschehnisse Revue passieren zu lassen.
    Der Laden war rappelvoll. Tessy ergatterte schließlich einen Platz in der Nähe der ständig auf- und zuklappenden Küchentür. Das war zwar nicht gerade gemütlich, aber besser als gar nichts. Ein junger Typ flitzte ständig zwischen Küche und Café hin und her, sammelte Geschirr ein und stellte saubere Teller und Tassen auf einem Servierwagen bereit. Tessy stutzte, als er zum dritten Mal an ihr vorbeieilte. Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor.
    Beim viertel Mal erhaschte sie einen direkten Blick auf seine Gesichtszüge.
    Der Junge war ziemlich bleich und wirkte erschöpft. Plötzlich erkannte Tessy ihn: Das war der Bursche mit dem Motorroller!
    Sie war verdutzt und trank eilig ihren Kaffee aus. Dann winkte sie ihm freundlich zu.
    „Kannst du mir gleich noch einen bringen?“, fragte sie, als er das nächste Mal an ihr vorbeieilen wollte.
    „Klar.“
    Fünf Minuten später brachte er Tessys Bestellung. Sie blickte auf sein Namensschild. „Danke, Mark.“
    Er lächelte zurückhaltend. „Keine Ursache.“
    „Wann ist eigentlich deine Schicht hier zu Ende?“, fragte Tessy.
    Er reagierte verdutzt. „Ähm … bald, aber …?“
    Tessy grinste. „Keine Sorge. Es ist nichts Persönliches, und ich will dich auch nicht anmachen. Aber ich würde gerne ein paar Worte mit dir wechseln.“
    Er trat von einem Bein aufs andere und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. „Worum geht es denn?“
    „Um Antiquitäten.“
    Die Reaktion war bemerkenswert. Marks Augen weiteten sich, er trat einen Schritt zurück und starrte sie entsetzt an. „Wie bitte?“
    Tessy runzelte die Stirn. „Antiquitäten“, wiederholte sie leise und musterte ihn aufmerksam.
    „Keine Ahnung, was du willst. Damit kenne ich mich nicht aus“, entgegnete er abweisend.
    „Nein? Kennst du den Laden von Philipp Sommer?“
    Erneut zuckte Mark zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt. Dann kam er zurück an ihren Tisch und beugte sich zu Tessy herab.
    „Lass mich bitte in Ruhe, okay?“, flüsterte er. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, in denen plötzlich Panik stand.
    „Wie du willst“, gab Tessy gleichmütig zurück.
    Sie bezahlte, stand auf und ging. Draußen stellte sie sich in die Hofeinfahrt und wartete. Sie nahm ihr Handy und rief zunächst Dirk Hanter an.
    „Du musst mir einen Gefallen tun“, erklärte sie ohne Umschweife.
    „Muss ich?“
    „Natürlich. Du kannst dir sicher sein, dass ich mich revanchiere.“ Sie lächelte, als Dirk sich räusperte.
    „Christoph Pohlmann hat in Schöneberg eine

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