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Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Titel: Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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ihres Liebsten nichts zu tun, wie Paula ihr auch noch erläutert hatte. Sie würde malen, Museen und Ausstellungen besuchen und ansonsten in den Tag hineinleben. Dass Simon der zierlichen Frau hin und wieder folgte, davon konnte Tessy sich regelmäßig überzeugen. Charlotte schien nichts davon mitzubekommen, wenn Simon kurz nach ihr das Haus verließ und ihr in gebührendem Abstand folgte, egal ob sie mit dem Fahrrad losfuhr, sich auf den Weg zur Bushaltestelle machte oder den Wagen nahm. Aber sie wirkte manchmal bedrückt.
    Vielleicht ist Philipp hochgradig eifersüchtig, überlegte Tessy, als sich ihr am fünften Tag das bekannte Schauspiel bot. Charlotte verließ das Haus, und Tessy begutachtete schnalzend ihren knackigen Hintern, während sie registrierte, dass Simon diesmal nicht mit von der Partie war. Im gleichen Moment klingelte ihr Handy. Sie sah aufs Display und lächelte. „Hallo, Herr Kommissar.“
    „Hallo Privatdetektivin“, erwidert Dirk Hanter gut gelaunt.
    „Du klingst frisch und fröhlich. Hattest du einen netten Abend?“
    „Hm, ja, war ganz in Ordnung.“
    Tessy grinste. Sie hätte die gestrige Nacht mit Dirk eindeutig anders beschrieben, verkniff sich aber eine süffisante Bemerkung. Sie ging jede Wette ein, dass ihm bislang noch keine Frau derart ausdauernd einen geblasen hatte wie sie – und auch kein Mann –, doch das war zumindest im Moment nicht ihr Thema. Sie hoffte, dass der Kommissar Informationen für sie hatte.
    „Freut mich zu hören, Süßer“, bemerkte sie. „Und sonst? Bist du fündig geworden?“
    „Ja, ich habe mir die Akte angesehen. Der Junge ist an einer Überdosis gestorben.“
    „Kein Zweifel?“
    „Nein. Er war Junkie. Was erwartest du?“
    „Seine Tante meint, dass er gar nicht so viel Knete hatte, um sich genug Zeug für einen goldenen Schuss verpassen zu können.“
    „Nun, offensichtlich reichte es dieses eine Mal wohl schon.“
    „Verstehe. Sonst noch was Interessantes in dem Zusammenhang?“
    „Nö. Und was macht dein neuer Job?“
    „Ich sterbe gleich vor Langeweile“, erwiderte Tessy, während sie gleichzeitig ihre Blicke schweifen ließ. Vor dem Kiosk gegenüber vom Antiquitätenladen stand ein junger Kerl neben einem Motorroller, der ihr irgendwie bekannt vorkam, ohne dass sie ihn einzuordnen wusste. Sie stutzte. Wenn sie nicht alles täuschte, hatte der gestern auch schon dort gestanden und eine geraucht.
    „Mehr hast du nicht zu sagen?“, fragte Hanter.
    „Im Augenblick nicht. Ich melde mich wieder, okay?“
    Sie unterbrach die Verbindung abrupt, nahm ihre Kamera und machte unauffällig einige Aufnahmen von dem Typen. Plötzlich war Tessy ganz sicher, dass der Bursche vor dem Kiosk seinen Stammplatz hatte. Das hätte mir auch schon eher auffallen können, dachte sie. Andererseits: Vielleicht wohnte oder arbeitete er in der Gegend und versorgte sich hier regelmäßig mit Zigaretten und Zeitungen. Möglich. Andererseits stand er schon mindestens seit fünfzehn oder zwanzig Minuten untätig in der Gegend herum. Als wartete er auf jemanden.
    Eine halbe Stunde später passierten zwei Dinge gleichzeitig: Simon fuhr mit seinem BMW vom Hof, und der junge Kerl wandte sich plötzlich um, startete seinen Roller, stülpte sich den Helm über und ordnete sich in den Verkehr ein. Er folgte Simon.
    „Interessant“, murmelte Tessy und schnallte sich an, um hinter den beiden herzufahren. „Endlich kommt Bewegung in die Sache.“
    Der Rollerfahrer war sehr vorsichtig, aber dass er Simon auf den Fersen bleiben wollte, war unübersehbar. Während der Fahrt über Wilmersdorf und Friedenau in Richtung Tempelhof blieb er stets in Sichtnähe, vermied es aber, an der Ampel direkt hinter oder neben dem schnittigen BMW zu stehen, und Tessy verhielt sich ähnlich vorsichtig. Simon fuhr auf direktem Weg nach Kreuzberg. Am Mehringdamm bog er in die Friesenstraße und hielt vor einem mehrstöckigen Wohnhaus. Der Roller fuhr flott an ihm vorbei, stoppte aber hundert Meter weiter. Tessy parkte am Straßenrand in zweiter Reihe und beobachtete, wie Simon ausstieg und die Namen an der Haustür eingehend studierte. Der Summer erklang, und er verschwand im Innern. Sie notierte sich die Hausnummer und machte ein Foto von Simon, als der kurz darauf wieder auf die Straße trat. Als hinter ihr jemand hupte, fuhr sie weiter. Kurz darauf blieb sie erneut stehen, um Paula anzurufen.
    „Sag mal, kennst du jemanden, der in der Friesenstraße wohnt?“, fragte sie nach der

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