Test: Phantastische Erzahlungen
Orden, der sich der Kontemplation des elektronischen Denkens widmete, und gewährte, soweit dies möglich war, allen Robotern Zuf ucht, die etwas auf dem Kerbmetall hatten. Kathodius Mattrass selbst, unzufrieden mit dem Erfolg seines Wirkens, beschloß einen radikalen Schritt auf dem Wege zur völligen Befreiung der Automaten vom Joch des Menschen. Zu diesem Berufe holte er zunächst den Rat einer Reihe hervorragender Juristen ein, erwarb ein Raumschif und f og zu dem verhältnismäßig nahe gelegenen Nebelf eck des Krab. In dessen leeren Gef lden, die nur von kosmischem Staub erfüllt waren, vollführte er schwer zu beschreibende Handlungen, die einen unvorstellbaren Skandal auslösten.
Am Morgen des 29. August brachten alle Zeitungen die geheimnisvolle Kunde: PASTA POLKOS VI/221 berichtet: Im Nebelf eck des Krab wurde ein Objekt von der Größe 520 mal 80 mal 37 Meilen entdeckt. Das Objekt macht schwimmähnliche Bewegungen. Die Beobachtungen werden fortgesetzt.
Die Nachmittagsausgaben brachten nähere Erklärungen: Das Patrouillenschif VI/221 der kosmischen Polizei habe in einer Entfernung von sechs Lichtjahren einen »Menschen im Nebel« gesichtet. Der »Mensch« – er entpuppte sich aus der Nähe als Riese von mehreren hundert Meilen Länge, bestehend aus Kopf, Rumpf, Händen und Füßen – sei von einer dünnen Staubhülle umgeben. Er habe dem Patrouillenschif zugewinkt und sich dann abgewandt.
Die Aufnahme der Funkverbindung bereitete keine Schwierigkeiten. Das seltsame Wesen gab vor, der ehemalige Kathodius Mattrass zu sein. Vor zwei Jahren sei er an diesen Platz gekommen und habe sich, die lokalen Rohstof reserven nutzend, in Roboter verwandelt. Er werde sich auch weiterhin langsam, aber stetig vermehren, denn das sage ihm zu, und er bitte sich aus, ihn nicht daran zu hindern.
Der Patrouillenkommandant tat, als akzeptiere er diese Erklärung, und verbarg seine kleine Rakete hinter einer Meteorenwolke. Nach einiger Zeit beobachtete er, daß sich der gigantische Pseudomensch allmählich in kleine Stükke teilte – jedes so groß wie ein gewöhnlicher Mensch. Die einzelnen Individuen verbanden sich miteinander, vereinigten sich zu einem kugelförmigen Gebilde, das aussah wie ein kleiner Planet.
Das Polizeischif verließ sein Versteck. Der Kommandant fragte über Funk, was diese kugelige Metamorphose zu bedeuten habe und was er, Mattrass, denn eigentlich sei: Roboter oder Mensch?
Mattrass antwortete, daß er die Formen annehme, nach denen es ihn gerade gelüste. Als Roboter könne man ihn nicht bezeichnen, denn er sei aus einem Menschen entstanden, als Mensch aber auch nicht, denn er habe sich ja verwandelt. Weitere Erklärungen lehnte er entschieden ab.
Der Fall Mattrass, der in der Presse breiten Widerhall fand, begann sich langsam zu einem Skandal auszuweiten. Raumschif e, die den Krab passierten, f ngen Bruchstücke von Funksprüchen auf, in denen Mattrass als »Kathodius der Erste« auf rat. Aus dem wirren Geschwätz war nur so viel zu entnehmen, daß Mattrass alias Kathodius der Erste zu anderen (anderen Robotern?) sprach, und zwar so, als ob sie seine eigener Körperteile wären, als ob sich jemand mit seinen eigenen Händen oder Beinen unterhielte. Kathodius der Erste oder die aus ihm entstandenen Roboter schienen einen Staat gegründet zu haben. Das State Departement ordnete sogleich eine genaue Untersuchung an. Patrouillen kundschaf eten aus, daß sich im Nebelf eck des Krab ein metallisches Gebilde bewege, ein fünf undert Meilen langes menschenförmiges Wesen, das die merkwür digsten Selbstgespräche führe und auf Fragen nach seiner Staatlichkeit ausweichende Antworten erteile.
Die Behörden beschlossen, den Machenschaf en des Usurpators ein Ende zu setzen. Die Aktion sollte of ziellen Charakter tragen – das mußte sein –, aber zu diesem Zweck brauchte sie einen Namen, das heißt eine rechtliche Grundlage. Und dabei tauchten die ersten Klippen auf. Das MacFlacon-Gesetz bildete einen Anhang zum Kodex des Zivilverfahrens über Mobilien, denn Elektronengehirne galten als Mobilien – unbeschadet der Tatsache, daß sie keine Beine haben. Das sonderbare Gebilde im Nebelf eck des Krab hatte indes die Ausmaße eines Planetoiden, und Himmelskörper wurden, obwohl sie sich bewegen, als Immobilien angesehen. Daraus ergaben sich Fragen über Fragen. Kann man einen Planeten verhaf en? Ist eine Ansammlung von Robotern ein Planet? Ist dieser Mattrass ein zerlegbarer
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