Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Telefonnummer zu fragen, er hat sie ja bereits. Wenn sie nicht auf seine SMS reagiert, schickt er einfach eine zweite.
Es war eine echt schöne Fahrt mit Kurt. Er ist wirklich sehr lustig. Nichts weiter. Schließlich hat Diana einen Freund. »Vielleicht sieht man sich ja mal in München?« Mehr hat sie Kurt beim Abschied nicht gesagt. Aber freuen würde sie sich schon über ein Wiedersehen …
Eine Woche später bekommt sie eine SMS. »Lust auf ’nen Kaffee?« Kurt. Sie würde ihn schon gerne sehen, aber sie ist schon mit zwei Freundinnen verabredet. Doch Kurt ist hartnäckig. Wieder schickt er eine Kurznachricht. Jetzt will er Tipps, was er in die Arbeit anziehen soll. Es ist sein erster Tag in einer neuen Firma, Kurt ist nervös. Wie Süß!
Hauptsache, der Kontakt reißt nicht ab. Das ist Kurts Devise. Blöd nur, dass er für mehrere Tage beruflich in die USA reisen muss. Dann kann er sich wieder nicht mit Diana verabreden. Aber da muss er jetzt durch. Aus den USA schickt er ihr weiter fleißig SMS, mal auf Italienisch, dann wieder mit lauter Goethe-Zitaten. Diana antwortet jedes Mal – aber nicht etwa mit einem netten Text, sondern mit einem Foto der saudischen Fußballnationalmannschaft. Was soll denn der Scheiß? ›Sie soll mir süße Sachen schreiben, aber keine Fußballer schicken!‹, denkt sich Kurt. Okay, es ist WM in Deutschland, und sie war wohl im Stadion, aber da muss man doch nicht so einen Käse senden. Viel lieber wäre ihm ein Bild von Diana selbst. Wenigstens antwortet sie ihm, den Kontakt scheint sie halten zu wollen, wenn auch nur mit so bescheuerten Fußballer-Bildern.
Wieder zu Hause in München, merkt Kurt, wie praktisch so eine WM im eigenen Land ist. Wirklich jeder ist im Fußballfieber, sogar die Mädels wollen plötzlich jedes Spiel sehen. Da ist es doch recht unverfänglich, Diana zu fragen, ob sie nicht mit ihm ein Spiel im Fernsehen anschauen will. Zumal Kurt mit seinem Nachbarn eine Art WM-Studio gegründet hat, in dem in zwei Wohnungen zwei Dutzend Leute tagtäglich alle Spiele glotzen können. Langsam wird’s nämlich Zeit, dass die Sache mit Diana vorangeht. Einen ganzen Monat ist es jetzt schon her, dass sie sich kennengelernt haben. Wenn sie sich nicht bald mal treffen, ist der Ofen aus. Das ist klar.
Coole Idee von Kurt, gemeinsam Fußball zu schauen. Aber so ganz alleine möchte Diana dort auch nicht hingehen. Schließlich hat sie Kurt nur im Auto kennengelernt. Was ist, wenn sie sich nicht mehr viel zu sagen haben? Besser, sie bringt ihre Freundin Sina mit. Wenn der Abend scheiße verläuft, kann sie sich immer noch mit Sina unterhalten – oder mit ihr verduften. Doch ihre Vorsicht ist unbegründet. Diana hat richtig Spaß. Mit einem von Kurts Freunden quatscht sie den ganzen Abend. Mit Kurt dagegen spricht sie kaum. Das scheint dem aber überhaupt nicht zu passen. Ständig scharwenzelt er um Diana und seinen Kumpel herum. Am liebsten würde er ihm wohl die Meinung geigen. Aber Kurt soll sich nicht so haben. Schließlich hat Diana einen Freund. Na gut, ihre Beziehung läuft gerade alles andere als gut, aber das heißt noch lange nicht, dass sie schon wieder auf der Suche ist …
Sind wir hier im Kindergarten? Kurt ist fassungslos. Diana bringt doch tatsächlich eine Freundin mit als Anstandswauwau. Sie ist über 30, tut aber so, als wäre sie ein Teenager … Und dann unterhält sie sich die ganze Zeit mit Hannes. So ein verdammter Penner, der soll mein Freund sein? Kurt ist sauer. Seit vier Wochen arbeitet er darauf hin, Diana endlich wieder zu sehen. Und dann kommt er gar nicht zum Zug! Na warte! Den wird er sich ordentlich zur Brust nehmen. Gesagt, getan. Kaum hat sich Diana verabschiedet, faltet Kurt ihn zusammen. Der ist ganz kleinlaut und entschuldigt sich. Er hat tatsächlich nicht gerafft, dass Kurt bei Diana landen will. Jetzt muss mit Diana aber langsam wirklich mal was passieren. Kurt muss einen Gang zulegen, damit es nicht ewig bei den albernen SMS bleibt. Dauernd muss er was Neues, Lustiges, Süßes fabulieren. Also fährt er schweres Geschütz auf: die Oper.
Volltreffer. Sie freut sich schon total auf Glucks Orpheus und Eurydike . Wie immer hat Kurt nur Stehplätze für die Oper. Er ist gespannt, wie Diana darauf reagiert. Nimmt sie das hin, oder ist sie eingeschnappt? Diva oder nicht? Aber sie kommt und kommt nicht. Noch fünf Minuten bis zum Beginn. Sonderlich pünktlich ist sie wirklich nicht, das hat Kurt schon bei der gemeinsamen
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