Testobjekt Roter Adler
Datiert vom 14. Mai 2010, also kaum zwei Wochen alt. Was ist mit den sieben anderen Wissenschaftlern geschehen?«
»Alle verhaftet einschließlich Dr. Van Haetlin, der seinen Leichtstahl etwas zu schnell und auffällig erfand. Die Drahtzieher im Vorstand der United Metal & Chemical Corporation sind ebenfalls inhaftiert worden. Die Anklage lautet auf Massenmord im unterseeischen Atlantis-Stützpunkt. Die Todesurteile sind in fast allen Fällen bereits ausgesprochen worden.«
»Die Verurteilten muß ich vorher sehen. Wenn überhaupt jemand von dem achten Mann weiß, dann einer von ihnen. Sondervollmachten einsetzen, Chef! Holen Sie sämtliche Gangster aus den europäischen, asiatischen und amerikanischen Todeszellen. Ich muß sie hier haben – alle, hören Sie! Alle! Auch die mit dem Atlantis-Unternehmen vertraute Geschäftsleitung. Holen Sie die Burschen meinetwegen aus der Gaskammer. Jetzt geht es um mehr. Vor allem möchte ich wissen, wann die neuen AFC- Packungen auf den Markt gekommen sind. Wenn das schon vor vielen Jahren geschah, können wir die Spur aufgeben.«
Reling rannte, wie ich ihn nie hatte rennen sehen.
Nur eine Stunde später war auf Henderwon-Island die Hölle los. Schnelle Jagdbomber mit Geheimkurieren an Bord starteten. Verschlüsselte Funkbefehle rasten in den Weltenraum zu den Satelliten und Mondstationen. Die führenden Mitglieder der Internationalen Abwehrkoalition wurden je nach Tageszeit aus dem Bett geholt oder am Theaterbesuch gehindert.
Bereits vier Stunden später traf der Chef des Großasiatischen Geheimdienstes ein. Er war ruhig wie immer. Dann kamen die Russen, anschließend die Europäer mit Marschall Primo Zeglio an der Spitze. Er war der Oberbefehlshaber des Militärischen Abschirmdienstes EURO, der für Sonderfälle der vorliegenden Art ebenfalls zuständig war.
Die Lebensmitteldepots aller Waffengattungen wurden möglichst unauffällig geschlossen. Die Verpflegung wurde ab sofort auf Frischwaren oder auf Dosenfabrikate umgestellt, die nicht die AFC-Verpackung besaßen.
Es war eine wahrhaft ungeheuerliche Organisation, die der Al te binnen weniger Stunden auf die Beine stellte.
Hauptträger und Knotenpunkt aller Ereignisse war die GWA mit ihrem gigantischen Rechengehirn PLATO. Hier liefen bereits die Auswertungen. Als Grundlage aller Berechnungen wurden meine Aussagen benutzt.
So geschah es, daß wir noch am 28. Mai 2010 wichtige Grund daten erfuhren. Die AFC hatte mit der Großauslieferung der neu en Konserven und Verpackungsmaterialien erst Anfang Dezember 2009 begonnen, also nachdem der ALPHA-VI-Transmitter seine Nachschubgüter über Australien und der Antarktis abgeregnet hatte.
Diese Tatsache klang im ersten Augenblick verdächtig, wurde aber null und nichtig, wenn man die Umstellungszeit für die gesamte Weltfabrikation berücksichtigte. Die AFC hatte dafür nahezu acht Monate benötigt.
Das war der entscheidende Punkt, denn vor einer derart riesigen Investition hatten der Geschäftsleitung selbstverständlich die konkreten Ergebnisse einer Forschungsserie vorliegen müssen.
Das bedeutete, daß »unser« achter Mann mit der Züchtung der verhängnisvollen Bakterienkulturen, die bei der Produktion dem Rohmaterial der Dosen zugesetzt wurden, schon sehr viel früher begonnen hatte, nämlich spätestens Mitte Februar 2009. Die Frage lautete nun, woher er seine Grundstoffe bezogen hatte, denn zu diesem Zeitpunkt hatte es auf der Erde noch keinen Marsnachschub aus dem Weltraum gegeben. Darauf hatte der achte Mann
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