Testobjekt Roter Adler
Hauptquartiere vorübergehend zu verlassen.
Wenn es überhaupt ein »vorübergehend« gab oder geben konnte!
Irgendwo auf dieser Welt lauerte eine Bestie in Menschengestalt. Sie hatte mit Hilfe ahnungsloser Biologen, Biochemiker und Geschäftsleute das Kunststück fertiggebracht, den wohl größten Teil der Menschheit planmäßig zu vergiften.
Wir wußten inzwischen, daß ein Mensch, der mehrere Male von diesen Konserven gegessen hatte, zumindest latent anfällig für parasuggestive Befehle aus dem Nichts war. Wann würde der Unbekannte auf den Knopf drücken? Wann würde er, wie es im Falle von Clara Poterlee ungewollt geschehen war, seinen enthemmenden und bewußtseinszerstörenden Kodeimpuls geben?
So ungefähr stellten sich Männer wie Beschter, Gargunsa und Kulot den beabsichtigten Ablauf der Geschehnisse vor. Es kam auf jede Minute an.
Der Bildschirm des großen Visiphons blendete auf. Drei-Sterne-General John F. Mouser, Relings Stellvertreter, wurde sichtbar.
»Entschuldigen Sie die frühe Störung«, sprach er mich an. »Kiny ist soeben zurückgekommen. Das Mädchen ist völlig übermüdet und hinsichtlich ihrer besonderen Fähigkeiten restlos erschöpft. Es gelingt ihr nicht mehr, mit Ihnen telepathischen Kontakt aufzunehmen. Möchten Sie die Kleine sprechen?«
»Verlangt sie denn danach, Sir?«
»Ja, dringend. Sie kann sich Ihnen im Augenblick nur mündlich mitteilen. Anschließend wird sie achtzehn Stunden lang schlafen. Soll ich sie zu Ihnen bringen lassen? Sie hat achtundvierzig Stunden lang ununterbrochen gearbeitet.«
»Ergebnisse?« erkundigte ich mich gespannt.
»Und ob. Eine ganze Menge, aber nicht das, was wir haben wollten. Der große Unbekannte, Ihr achter Mann, war leider nicht ungeschickt genug, höchstpersönlich bei der Geschäftsleitung der AFC vorstellig zu werden. Er schickte einen Juristen mit sämtli chen Forschungsunterlagen. Kennen Sie Frederic G. Camponelli?«
»Ja. Ein bekannter Strafverteidiger, nicht wahr?«
»Der gerissenste, den die an solchen Genies nicht arme Geschichte der USA jemals verzeichnete. Kalt wie ein Teufel. Sizilianische Abstammung, aber US-Bürger. Er war in zahlreiche Fälle übelster Art verwickelt. Richter und Geschworene werden nervös, wenn er den Saal betritt. Sein Mindesthonorar für ›Kleinigkeiten‹ liegt bei zweihunderttausend Dollar. Auch das GWA-Gericht hatte oft mit ihm zu tun. Dieser Mann ist bei der AFC-Geschäftsleitung erschienen und aufgrund seiner glänzenden Beziehungen sofort vorgelassen worden. Er brachte die neue Erfindung seines Klienten.«
»Klienten?« lachte ich humorlos.
»Diesen Ausdruck gebrauchte er. Selbstverständlich kennt er ihn nicht persönlich und – Konnat, das stimmt! Kiny hatte ihn zwei Stunden lang unauffällig im Telepathieverhör. Camponelli weiß wirklich nicht, von wem er seinen Auftrag erhielt. Er hat bis jetzt runde zehn Millionen Dollar als Beteiligungshonorar direkt von der AFC kassiert. Das ist mit seinem Klienten vertraglich vereinbart, und der AFC-Vorstand war damit einverstanden.
Die Gelder gehen direkt auf Camponellis Konten in der halben Welt. Sehr schön, nicht wahr?«
Ich zwang mich zur Ruhe. Meine Hoffnung, durch intensive Nachforschungen im internen Geschäftsbereich der Weltfirma wenigstens auf den Namen des achten Mannes zu stoßen, konnte ich begraben.
Er hatte sich nicht einmal sehen lassen, geschweige denn im Kreise seiner bei der AFC angestellten Kollegen Versuchsreihen durchgeführt. Er hatte einen der größten Gauner der US-Geschichte mit serienreifen Unterlagen und vermehrungsfähigen Kulturen zum
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