Testobjekt Roter Adler
gegeben.
Danach wußten wir, daß mein ursprünglicher Verdacht begründet war. Der achte Mann hatte nicht auf die Ankunft der marsianischen Nachschubgüter zu warten brauchen. Das, was er für seine teuflische Bakterienkultur benötigte, hatte er im ehemaligen marsianischen Atlantis-Stützpunkt Crutcolatla gefunden.
Es handelte sich um eine von marsianischen Wissenschaftlern erzeugte, auf bakterieller Basis beruhende Substanz, die während des Krieges gegen Deneb entwickelt worden war. Sie hatte dazu gedient, die damaligen Hilfsvölker der Marsianer für einen hypnosuggestiven Befehlsempfang vorzubereiten. Der Bewußtseinsauslöschende Stoff war anscheinend auch auf der Erde verwendet worden. Wir konnten uns jedenfalls vorstellen, daß die Marsianer nach ihren katastrophalen Verlusten an eigenen Raumsoldaten auf die intelligenten Atlanter zurückgegriffen hatten.
Diese Erkenntnis nützte uns aber nicht viel; es sei denn, man nahm sie als beruhigenden Faktor.
Unsere Experten tippten aufgrund des Bakterien-Attentates auf einen Wissenschaftler aus den Fachbereichen der Chemie, Biochemie oder Pharmazie.
Davon gab es auf der Erde Hunderttausende. Es erschien uns ausgeschlossen, mit diesem Hinweis eine handfeste Spur zu finden. Also lief die Aktion »Testobjekt Roter Adler« wie geplant weiter.
Ich war vor zwei Tagen aus der Klinik entlassen worden. Infolge der neuen Zellzüchtungsstoffe waren meine inneren und äußeren Wunden inzwischen tadellos verheilt. Man hatte es sogar riskieren können, zwölf Stunden nach der Nierenoperation die Korrektur meiner Stimmbänder vorzunehmen und nochmals sechs Stunden später meine Augen biologisch einzufärben.
Ich glich nun Dr. Janus Van Haetlin auf das Haar. Jedes Detail stimmte.
Aus mir war gewissermaßen ein »schöner« Mann geworden. Hannibal dagegen war es wesentlich übler ergangen. Er hatte zwar keine schwere Operation über sich ergehen lassen müssen, aber man hatte ihn in einen schauerlich anzusehenden Gnom verwandelt.
Wegen seiner geringen Körpergröße konnte er den EURO-Wissenschaftler Professor Dr. Arturo Peroni perfekt kopieren. Allerdings – was aus der Gestalt des Kleinen geworden war, ließ sich kaum schildern.
Anomal breit in den Schultern, jedoch nur 1,54 Meter groß; das Rückgrat linksseitig verkrümmt und so weit aufgewölbt, daß der Buckelrücken nahezu den sichtbaren Hals berührte, stand er vor mir.
Arme und Beine waren erschreckend dünn, die Brust vorgewölbt. Hier hatten unsere Maskenbildner ebenfalls nachhelfen müssen. Der linke Fuß war verkrüppelt. Er glich einem dicken Mauerstein. Hannibal hatte tagelang trainieren müssen, ehe es ihm gelungen war, den schleifenden Gang des echten Peroni nachzuahmen.
Am schrecklichsten war das Gesicht verunstaltet. Für mich war es unvorstellbar, daß ein medizinisches Genie wie Arturo Peroni achtundfünfzig Jahre lang darauf verzichtet hatte, seine angeborenen Körperschäden beheben zu lassen. Die Chirurgie des Jahres 2010 war weit genug fortgeschritten, um dieses Kunststück fertigzubringen.
Ich blickte in ein froschähnliches Antlitz mit riesigen Wulstlippen, einem spitzzulaufenden Kinn und hervorquellenden Augen. Die Stirn war hoch, aber extrem vorgewölbt. Die ohnehin unheimlichen Augen erschienen dadurch noch unheimlicher.
Der wie poliert wirkende Kahlkopf war überdimensioniert. Hannibals neue Hutgröße mit dem Maß »71« hätte ihm beim Hutkauf Schwierigkeiten bereitet.
Seine Nase war schmalrückig und etwas gebogen. Am Körper
Weitere Kostenlose Bücher