Testobjekt Roter Adler
akzeptiert. Es war von der Logik her totaler Wahnsinn, Könner wie Van Haetlin zu eliminieren. Er und seine sechs Kollegen verfügten über ein Wissen, das der Menschheit in jeder Beziehung weitergeholfen hätte. Allein der von Van Haetlin entdeckte Leichtstahl war für die Raumschiffahrt unendlich wertvoll. Dennoch war über diese Männer das Todesurteil gesprochen worden. Dar an war nichts mehr zu ändern.
Ich täuschte ihn ein letztes Mal. Ich wollte ihn nicht auf seinen bevorstehenden Tod hinweisen.
»Das ist der Grund, Doktor, warum Sie noch unter den Lebenden weilen. Ich werde mir Ihr Angebot überlegen und es meinem Chef unterbreiten. Sie kennen General Reling?«
»Nur zu gut«, bestätigte er, innerlich maßlos erleichtert. Er glaubte endgültig gewonnen zu haben. »Ich werde mich loyal verhalten. Sie werden staunen. Ich werde Ihre besten Experten im wahrsten Sinne des Wortes zu Schulbuben degradieren. Glauben Sie mir.«
Ich ging. Unter der Tür stehend, drehte ich mich nochmals um. Niemand konnte uns hören.
»Wir werden uns drei Tage lang nicht sehen, Van Haetlin.«
»Warum nicht?« fragte er, erneut nervös werdend.
»Ich habe mich in einer Stunde einer Nierenoperation zu unterziehen. Das kennen Sie ja aus eigener Erfahrung. Das Organ ist leider nicht zu retten. Ich melde mich wieder.«
Er rief mir noch einige wirklich gutgemeinte Ratschläge nach. Dann schloß sich die Tür hinter mir.
Reling stand weiter vorn im Gang. Er wartete, bis ich an seine Seite getreten war.
»Erfolg?« erkundigte er sich lakonisch.
»Keinen, Sir. Er kennt den achten Mann nicht. Dagegen bietet er in verläßlicher Form seine wissenschaftliche Hilfe an. Wir sollen eine Exekution vortäuschen.«
»Auf diese Idee sind seine Kollegen ebenfalls gekommen«, lachte Reling humorlos. »Was denken Sie wohl, Konnat, wie gern ich die Aufgestockten in den Geheimlabors der GWA hätte. Das können wir uns aber nicht mehr erlauben. Ich habe durchsickern lassen, wo sich die sieben Wissenschaftler aufhalten.«
Ich hielt die Luft an. Reling setzte alles auf eine Karte.
»War das nötig, Sir?«
»Ja, wir sehen keinen anderen Weg mehr. Der achte Mann hat bis jetzt in keiner Weise reagiert. Ich muß ihn aus seinem Bau hervorlocken, egal wie. Zumindest aber muß ich Ihnen und MA- 23 den Weg ebnen. Utan wird Professor Dr. Arturo Peroni nachahmen.«
»Den Chirurgen? Der Mann ist verkrüppelt, Chef.«
»Genau das paßt unseren Maskenbildnern. Den linksseitigen Buckelauswuchs kopieren wir durchleuchtungssicher. Den verkrüppelten linken Fuß ebenfalls. Peroni ist nur 1,54 Meter groß, infolgedessen ist Utan das richtige Double.«
»Aber er ist ein breitgebauter Zwerg. Utan gleicht einem Knaben.«
»Das gleichen wir mit der Buckelkonstruktion aus. Ihr Hohlraum dient als Waffenbehälter wie früher bei Manzo. Utan ist bereits in Behandlung. Er hat es, psychologisch gesehen, schwerer als Sie, denn dieser geniale Mediziner und Chirurg ist ein echter Triebverbrecher. Darüber hinaus ist er geistig noch anderweitig geschädigt, denn er lehnte es ein Leben lang ab, seine Gebrechen operativ beseitigen zu lassen. Er gefiel sich in seiner natürlichen Körpergestalt. Er verbreitete somit Unbehagen, teils sogar Furcht. Utan konnte ermitteln, daß sich Peroni ab und zu einbildet, der Glöckner von Notre Dame zu sein. Seine Verkrüppelung empfindet er als gottgegeben und außerdem als Waffe. Er ist ein körperliches und geistiges Scheusal; jedenfalls ein ganz anderer Typ als Van Haetlin. Peroni hat sich an den Qualen seiner Opfer geweidet, was ich Van Haetlin nicht zutraue. Hannibal ist in zwei Tagen ›fertig‹. Sie brauchen einen Tag mehr. Dann
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