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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Bal­len ge­preßt, kip­pen sie aus den La­de­lu­ken di­rekt in die Wild­nis. Weißt du, wie es hier in zwan­zig Jah­ren aus­sieht?«
    Er spie zu Bo­den, wink­te hef­tig ab und sprach von da an kein Wort mehr. Ich wuß­te, daß er recht hat­te, lei­der! Sei­ne dras­ti­sche Aus­drucks­wei­se war an­ge­sichts der Zu­stän­de noch viel zu mil­de.
    Als wir nach ei­nem an­stren­gen­den Marsch den großen Wind­bruch er­reich­ten, hör­te ich be­reits das Pfei­fen der bei­den ge­gen­läu­fi­gen Ro­tor­krän­ze.
    Ze­nem Mar­ko­lar kam nicht mit. Er woll­te zu un­se­rem La­ger zu­rück und die Jagd­aus­rüs­tung zu sei­nem Block­haus schaf­fen. Er sah uns lan­ge nach, aber ich drang auch dies­mal nicht in sei­ne Ge­dan­ken ein.
     
     

2.
     
    Li­ven­good, vor drei­ßig Jah­ren ei­ne klei­ne Pio­nier­stadt mit über­wie­gend aus Holz ge­fer­tig­ten Ge­bäu­den, hat­te sich zu ei­ner Groß­stadt ers­ten Ran­ges ge­mau­sert. Sie lag am Un­ter­lauf des Tana­na, knapp hun­dert­acht­zig Ki­lo­me­ter von des­sen Ein­mün­dung in den ge­wal­ti­gen Yu­kon-Ri­ver ent­fernt.
    Wir schrie­ben den 28. Mai 2010. Der Früh­ling hat­te in die­sem Jahr sehr spät Ein­zug ge­hal­ten. Alas­ka hat­te sich in ei­ne blü­hen­de Land­schaft ver­wan­delt, doch selbst na­he der neu­er­bau­ten Rie­sen­stadt wa­ren noch ver­harsch­te Schnee­fel­der aus­zu­ma­chen.
    Die ers­te Pan­ne er­leb­ten wir auf dem Mi­li­tär­flug­platz von Li­ven­good. Der von Han­ni­bal an­ge­kün­dig­te Bom­ber der Air-For­ce stand zwar auf ei­ner der ki­lo­me­ter­lan­gen Pis­ten, aber die bei­den Pi­lo­ten hat­ten we­ni­ge Mi­nu­ten vor un­se­rer An­kunft Start­ver­bot er­hal­ten.
    Nun sa­ßen wir ei­nem Oberst der US-Luft­waf­fe ge­gen­über. Er gab sich be­tont höf­lich, je­doch re­ser­viert. Er wuß­te nicht, was er mit uns und den selt­sa­men Be­feh­len an­fan­gen soll­te, die er di­rekt aus Wa­shing­ton er­hal­ten hat­te.
    Er woll­te auch kei­ne dum­men oder un­an­ge­nehm er­schei­nen­den Fra­gen stel­len. Das hat­te ich nach ei­ner kur­z­en Son­die­rung sei­nes Be­wußt­seins­in­hal­tes fest­ge­stellt. Er nann­te sich Ri­chard E. Pi­pers.
    »Es … äh … tut mit leid, Gent­le­men«, nä­sel­te er, wäh­rend er ner­vös mit ei­nem Brief­öff­ner spiel­te. »Wir hat­ten Alarm­stu­fe I, doch die ist mitt­ler­wei­le ab­ge­bla­sen. Ich dach­te schon, das neue po­li­ti­sche Ver­ständ­nis hier auf der Er­de wä­re in die Brü­che ge­gan­gen. Wis­sen Sie … frü­her hat­ten wir von hier aus die Pol­rou­te zu über­wa­chen.«
    Er lach­te und sah uns ver­le­gen an, als nie­mand ein­stimm­te. Ich nick­te nur. Han­ni­bal starr­te trüb­sin­nig auf sei­nen ge­bro­che­nen Un­ter­schen­kel, der nach Aus­kunft der Luft­waf­fen­ärz­te in drei Ta­gen wie­der ver­heilt sein soll­te. Man hat­te ihm ein Bio­mol­plast­bad ver­ab­reicht, die Bruch­stel­le durch in flüs­si­ger Form ein­ge­schos­se­nes Kno­chen­ge­we­be ex­akt ver­klebt und den »Rest« mit Hil­fe ei­ner eben­falls äu­ßerst heil­sa­men, syn­the­tisch ge­züch­te­ten Zell­kul­tur von ze­menthar­ter Ei­gen­schaft ein­ge­schient. Ei­ne In­fek­ti­ons­ge­fahr war aus­ge­schlos­sen.
    Pi­per ver­such­te noch ein­mal die Stim­mung auf­zu­lo­ckern. Dann gab er es auf. Wir wa­ren ihm ir­gend­wie un­heim­lich, wo­mit er kei­nen schlech­ten In­stinkt be­wies.
    Zehn Mi­nu­ten spä­ter ver­nah­men wir das Röh­ren star­ker Atom­trieb­wer­ke. Ein mit Tarn­far­ben be­mal­ter Raum­auf­klä­rer der GWA, le­dig­lich er­kenn­bar an ei­nem un­schein­ba­ren Sym­bol auf dem Sei­ten­leit­werk, setz­te mit Hil­fe sei­ner recht­wink­lig um­ge­schwenk­ten Hub­trieb­wer­ke nach He­li­ko­pter­art zur Lan­dung an.
    Wei­te­re fünf Mi­nu­ten spä­ter be­trat ein hoch­ge­wach­se­ner Mann das Ar­beits­zim­mer des hie­si­gen Kom­man­deurs. Es war TS-19, un­ser in vie­len Ein­sät­zen be­währ­ter Ver­bin­dungs­of­fi­zier und ZBV-Schat­ten. Er war mitt­ler­wei­le zum Ma­jor be­för­dert wor­den. Das hin­der­te ihn aber nicht dar­an, die vor­schrifts­mä­ßi­ge Dienst­mas­ke der GWA zu tra­gen.
    Als er sein

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