Testobjekt Roter Adler
Clara Poterlee, als sich am 21. Mai 2010 zwei Beamte des FBI bei Fred F. Kelinsky meldeten und die ersten Recherchen anstellten.
Drei Stunden später war eine tiefschwarz lackierte Maschine ohne besondere Kennzeichen auf dem Freigelände hinter Kelinskys Laden gelandet. Die beiden Passagiere hatten sich mit den unnachahmlichen GWA-Erkennungsmarken ausgewiesen und noch weitere Fragen gestellt.
Es waren zwei »Schatten« der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr.
Kelinsky hatte sie zu Claras Behausung begleiten müssen. Dort hatte man die bereits halbwegs verrotteten Konservendosen gefunden und sichergestellt.
Fred rechnete mit einem Strafverfahren, obwohl er sich nur auf Grund seiner Armut dazu hatte hinreißen lassen, der wahrscheinlich geizigsten Millionärin fünf bereits verfallene Dosen mit Schildkrötensuppe für immerhin einen halben Dollar zu verkaufen.
Welche Lawine Kelinsky jedoch ins Rollen gebracht hatte, ahnte er nicht im entferntesten. Aber andere Leute wußten es, oder sie begannen es zu vermuten!
1.
Der Tanana ist ein Nebenfluß des gewaltigen Yukon-Rivers in Nordalaska.
Ein befreundeter Jagdhüter, der kaum ahnte, daß ich Agent der GWA war, hatte mich zur Jagd begleitet. Früher waren die Grislybären in der Gegend nordöstlich des Mt. McKinley noch häufig anzutreffen gewesen.
Nun standen sie längst unter Naturschutz. Der Abschuß eines solchen Giganten der Wildnis mußte beantragt und genehmigt werden. Diese Erlaubnis erhielt man von den zuständigen Behörden aber nur, wenn man sich verpflichtete, einen zugelassenen Jagdhüter mitzunehmen und ferner eine Büchse zu benutzen, wie sie in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts üblich gewesen war, und überdies ausschließlich auf ein zum Abschuß freigegebenes Stück zu gehen.
Die Auftreffenergie des Teilmantelgeschosses durfte nicht unter vierhundert Meterkilopond bei E-100 liegen, also bei einer Distanz hundert Meter von der Laufmündung entfernt.
Moderne, kleinkalibrige Waffen mit Explosivgeschossen und Schnellfeuereinrichtung waren mit Recht streng verboten.
Ich hatte einen Winchester-Repetierer vom Kaliber .375 Holland & Holland-Magnum mit einem 17,50 Gramm schweren Teilmantelgeschoß und einer Auftreffwucht von 491 kp/m bei E- 100 gewählt. Damit war ein waidgerechter Schuß auf ein so starkes und wehrhaftes Wild möglich.
Das Zielfernrohr hatte ich auf Anraten des Jagdhüters auf dreifache Vergrößerung eingestellt. Zenem Markolar, Sohn einer weißen Mutter und eines Eskimos, hatte darin besondere Erfahrungen.
»Dreifach langt«, hatte er gesagt. »Wenn du ihn nicht hinter und leicht oberhalb des Ohrs triffst, flüchte entweder auf den nächsten Baum oder repetiere schnell durch. Der zweite Schuß muß sitzen. Dann mußt du ihn möglichst von schräg vorn aufs Blatt nehmen. Keinesfalls versuchen, ihn zwischen den Augen zu erwischen. Das schafft keiner. Der große Graue ist schneller als ein Rennpferd. Denke daran! Der sieht nur plump aus, und sein hohes Alter täuscht auch.«
Ich hatte den Schädel des mächtigen Tieres im Fadenkreuz. Die geringe Vergrößerung bewährte sich. Er war knapp sechzig Meter entfernt, stand still am Flußufer und lauerte auf eine Forelle.
Als ich den Druckpunkt hatte und langsam durchziehen wollte – ich mag keine Stecher –, erreichte mich Hannibals telepathischer Anruf.
Die parapsychische Nachrichtenübermittlung wirkte in meinem aktivierten Extrahirn wie ein Donnerschlag.
Ich fuhr zusammen und zog ungewollt durch. Mein Fadenkreuz zeigte in dem Augenblick überall hin, nur nicht mehr auf den
Weitere Kostenlose Bücher