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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Schä­del des Gris­lys.
    Zwei Me­ter über ihm flo­gen Rin­den­stücke aus ei­nem Baum. Der Rück­schlag der enorm har­ten Ma­gnum-Pa­tro­ne warf mich halb her­um. Das Ziel­fern­rohr prall­te mir ge­gen die Au­gen­braue, die so­fort auf­platz­te.
    Ich fluch­te, wäh­rend Ze­nem grins­te. Der Gris­ly dreh­te miß­mu­tig den Kopf und troll­te sich. Aus war es mit der Jagd­beu­te, auf die ich fünf Ta­ge lang ge­lau­ert hat­te.
    Ich re­pe­tier­te blitz­schnell durch, aber das war mehr ei­ne Re­flex­hand­lung. Der Graue dach­te nicht dar­an, sich noch­mals in Po­si­tur zu stel­len.
    »Eh …!« mein­te Mar­ko­lar in sei­ner be­däch­ti­gen Art, »du schießt doch sonst wie ein jun­ger Gott. Was war denn los? Zwei Me­ter zu hoch – nicht zu fas­sen!«
    Ich zwang mich zur Ru­he und si­cher­te die Büch­se. Wie hät­te ich dem Na­tur­bur­schen, ei­nem der letz­ten sei­ner Art in Alas­ka, die Te­le­pa­thie er­klä­ren sol­len? Das ver­stan­den nicht ein­mal Groß­städ­ter mit über­durch­schnitt­li­cher All­ge­mein­bil­dung.
    Ze­nem Mar­ko­lar hät­te be­stimmt nur ver­wun­dert die Stirn ge­run­zelt und mir still­schwei­gend die Whis­kyfla­sche hin­ge­hal­ten, wenn ich ihm ge­sagt hät­te, daß je­des mensch­li­che Ge­hirn auf ei­ner be­stimm­ten, je­doch über­di­men­sio­na­len Fre­quenz Be­wußt­seinsim­pul­se aus­sen­det, die an­de­re, da­für prä­des­ti­nier­te Men­schen gleich den Wel­len ei­nes Ra­dio­sen­ders emp­fan­gen und in ver­ständ­li­che Be­grif­fe zu­rück­ver­wan­deln kön­nen.
    Den un­rich­ti­gen, zu­min­dest aber an den Tat­sa­chen vor­bei­ge­hen­den Be­griff »Ge­dan­ken­le­se­rei« hät­te er viel­leicht noch ak­zep­tiert; aber weit und breit war nie­mand, des­sen Ge­dan­ken ich hät­te le­sen kön­nen, Mar­ko­lar aus­ge­nom­men.
    Ob­wohl sich Han­ni­bal Othel­lo Xerces Utan, der selt­sams­te Schat­ten der GWA, zu die­sem Zeit­punkt min­des­tens hun­dert Ki­lo­me­ter ent­fernt auf­hielt, hat­te ich sei­nen pa­ra­psy­chi­schen An­ruf so klar emp­fan­gen und »ge­hört«, als hät­te er ne­ben mir ge­stan­den und mir die Wor­te zu­ge­ru­fen.
    Ma­jor ZBV, MA-23, wie sei­ne of­fi­zi­el­le Dienst­be­zeich­nung lau­te­te, woll­te Bri­ga­de­ge­ne­ral ZBV, HC-9, al­so mich, dienst­lich spre­chen. Das war klar! An­dern­falls hät­te es der Klei­ne nie­mals ge­wagt, wäh­rend mei­nes Ur­laubs un­ver­hofft in mein spe­zi­ell ge­schul­tes Ex­tra­hirn ein­zu­drin­gen.
    Ich hat­te auf ei­ne To­tal­blo­cka­de ver­zich­tet, weil ich dement­spre­chen­de Be­feh­le vom Chef der GWA er­hal­ten hat­te.
    Ge­ne­ral Ar­nold G. Re­ling war der Auf­fas­sung, die bei­den ein­zi­gen ak­ti­ven ZBV-Schat­ten der GWA hät­ten je­der­zeit er­reich­bar zu sein, und zwar durch un­se­re Mit­ar­bei­te­rin Ki­ny Ed­wards, das Kind strah­lungs­ge­schä­dig­ter El­tern.
    Ki­ny war im Ge­gen­satz zu uns ei­ne na­tür­li­che Mu­tan­tin und seit den letz­ten Ein­sät­zen un­se­re di­rek­te Nach­rich­ten­über­mitt­le­rin. Aus die­sem Grun­de hat­ten wir auf die Mit­nah­me von hin­der­li­chen Funk­ge­rä­ten ver­zich­ten kön­nen.
    In Alas­ka wa­ren die Men­schen trotz der auch hier vor­ge­schrit­te­nen Zi­vi­li­sa­ti­on, sprich Um­welt­ver­schmut­zung, trotz Ver­bre­chen und ma­na­ge­ment-ge­tarn­ter Hab­gier mit all ih­ren Ne­ben­er­schei­nun­gen noch ei­ni­ger­ma­ßen ur­wüch­sig ge­blie­ben. Das traf be­son­ders auf die Leu­te zu, die ab­seits der neu­en Groß­städ­te in der dem Un­ter­gang ge­weih­ten Wild­nis wohn­ten. Mi­kro­funk­ge­rä te und der­glei­chen sa­hen sie nicht gern.
    »MA-23 an HC-9, so­fort mel­den«, er­tön­te es wie­der­um in mei­nem Ex­tra­hirn.
    Ich reich­te Mar­ko­lar die Büch­se. Er schau­te mich aus ver­eng­ten Au­gen an.
    »Mit dir stimmt doch et­was nicht, Jun­ge! Hast du Fie­ber?«
    Ich schüt­tel­te den Kopf, setz­te mich auf einen vom letz­ten Sturm ent­wur­zel­ten Baum und wand­te ihm den Rücken zu.
    »Ich bin gleich wie­der in Ord­nung«, be­ru­hig­te ich ihn. »Der al­te Mars­kol­ler, weißt du. Ich war zu lan­ge oben. Laß mich einen Au­gen­blick in Ru­he. Nein,

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