Testplanet Kratos
aus dem richtigen Holz für diesen Posten geschnitzt sind. Also, ja oder nein?«
Indira schwieg zunächst. Dann begann sie: »Ich kann nicht behaupten, daß Sie mir übermäßig sympathisch seien, Commander Conrad.«
»Das macht mir nicht viel aus. Und es dürfte für unser Projekt auch nicht sonderlich relevant sein. Alles, was ich von Ihnen möchte, Lieutenant, ist eine ehrliche Antwort. Ja oder nein?«
»Aus wie vielen Personen soll unser Team bestehen?«
»Aus sieben Menschen und sechs Robotern.«
»Wie steht es mit den fünf anderen menschlichen Teilnehmern? Nach welchen Kriterien wollen Sie die auswählen?«
»Wie bei mir und bei Ihnen wird es sich dabei um Personen handeln, auf die die Gesellschaft keinen besonderen Wert mehr legt. Wahrscheinlich Kriminelle und verkrachte Existenzen, Leute eben, die nichts mehr zu verlieren haben. Personen jedoch, die über bestimmte Talente und Fähigkeiten verfügen. – Nun, Lieutenant Smith, wollen wir keine Zeit mehr verlieren: Ja oder nein?«
Indira atmete scharf ein. »Ja, verdammter Mistkerl!«
»Dann willkommen an Bord«, lächelte Conrad. »Angesichts Ihrer Erlebnisse aus jüngerer Zeit müssen wir Sie wohl darauf vorbereiten, sich gegen zukünftige mögliche Vergewaltigungen zu schützen.«
Indira antwortete ruhig: »Das ist nicht nötig. Und wenn Sie Zweifel daran haben, dann versuchen Sie es doch selbst einmal, Commander. Meine beiden neuen Beine hier können Ihnen jegliche Wünsche in dieser Hinsicht endgültig aus dem Hirn treten.«
»So etwas habe ich mir schon gedacht«, erklärte Conrad ebenso gelassen. »Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich für Sie entschieden habe.«
»Ist die Durchleuchtung damit beendet?«
»Ja, das Gespräch ist beendet. So schlimm war es doch gar nicht, oder?«
Indira erhob sich rasch und schwankte ein wenig. »Sie sind ein Ausbund von einem inhumanen Schweinehund, Commander, Sir.«
Conrad zuckte gleichgültig die Achseln. »Das ist offenbar in diesen Tagen die allgemeine Meinung über mich. Bis Sie endgültig Ihren Eintritt durch Ihre Unterschrift dokumentiert haben, Lieutenant Smith, können Sie sagen, was Sie wollen. Danach dürfen Sie nur noch denken, was Sie wollen. Klar?«
»Klar.«
Conrad erhob sich ebenfalls. »Ich frage mich, ob Sie mit mir heute abend dinieren möchten? Wir könnten uns in einer weniger formellen Umgebung vielleicht etwas besser kennenlernen.«
Ihr Lächeln wurde zuckersüß. »Wein und Kerzenlicht, romantisches Geschnurre und danach ab ins Bett?«
Conrads Miene gefror. »Das war nicht meine Absicht. Aber da Sie offensichtlich nichts anderes hinter solchen Begegnungen vermuten können, ist die Einladung hiermit rückgängig gemacht.«
»Vielen Dank, Commander.« Sie wandte sich zur Tür. »Ich versuche, meine Enttäuschung heroisch zu tragen.«
Als Indira gegangen war, goß sich Conrad ein drittes Glas voll und trank es gedankenverloren aus. Er kam zu dem Schluß, daß der Umgang mit Lieutenant Smith sich nicht als übermäßig einfach gestalten würde.
5.
Indira Smith hatte mit großem Appetit gegessen, genauso wie Conrad. Es war ihre erste Mahlzeit nach der Wiederbelebung gewesen und seine zweite. Menschen, die aus dem Scheintod erwachten, zeigten am ersten Tag und auch länger einen gewaltigen Hunger. Wie der zeitweise Gedächtnisverlust war auch dies eine Nachwirkung von dem gewaltigen Schock, dem der Körper durch das Einfrieren ausgesetzt worden war.
Conrad fiel auf, daß Indiras Appetit größer war, als man das bei ihrer eher zierlichen Erscheinung hätte erwarten können. Sie hatte sich, wie er auch, großzügig an den bescheidenen Vorräten der Santa Maria an natürlicher Nahrung bedient. Später würden sie sich alle von Konzentraten ernähren müssen, von synthetischer Nahrung und dem, was sich auf Kratos an Eßbarem fand. Aber bis das gesamte Team der ENTS wieder ganz bei Kräften war, durften alle reichlich von den natürlichen Nahrungsmitteln nehmen.
Nach dem Mahl hatte Conrad Indira durch das Schiff geführt. Sie war noch nie zuvor auf einem Raumschiff gewesen. Und hierbei handelte es sich gleich um ein ÜLF-Schiff. Wie erwartet, zeigte sie sich überrascht und manchmal verwirrt.
Der Maschinenraum – oder Reaktions-Kontrollkomplex, wie er offiziell bezeichnet wurde – nahm Indira so ein, daß sie die Augen weit aufriß. Ein Zentral-Computer, der nicht größer war als ein Schreibtisch, kontrollierte die drei separaten Antriebssysteme: die
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