Testplanet Kratos
Herz-Lungen-Maschine dafür, daß aus Kwangos todesähnlichem Zustand kein dauerhafter wurde.
Conrad sah weiterhin gespannt zu. Er verlor jeden Sinn für die Zeit, wußte bald nicht mehr, wie lange er hier schon stand.
Jetzt entnahm Lieutenant Smith das tote Herz aus Kwangos Brust und legte es in eine weiße Schale.
Etwas später – waren inzwischen Minuten oder Stunden vergangen? Conrad wußte es nicht – sah er zu, wie Indira das Spenderherz von seinem Versorgungssystem löste und in den Freiraum in Kwangos Brust einließ. Nachdem die Saugpumpen den Herzbeutel von allen Blutstropfen gereinigt hatten, öffnete Indira die Aorta-Verbindungen und -Klemmen.
Conrad konnte nur zusehen. Er verstand zwar nicht alles, was da vor sich ging, war sich aber bewußt, daß er hier einer chirurgischen Großtat beiwohnte.
»Pumpe aus!« rief Indira. Einer der Roboter kam unverzüglich der Anordnung nach.
»Hitzequellen an! Ich brauche eine konstante Temperatur von sechsunddreißig Grad, und zwar so schnell wie möglich!«
Beim Spenderherz setzte Fibrillation ein.
»Defibrillation – rasch!«
Ein Roboter reichte Indira zwei Metallscheiben, von denen Metalldrähte ausgingen, die zu einer kleinen Eisendose führten.
Indira plazierte die Scheiben links und rechts an dem Spenderherz.
Als Kurt Kwango den Elektroschock erhielt, bog sich sein Körper so gewaltig, daß man für einen Moment die Illusion hatte, er führe ein eigenes Leben. Und wenig später begann das Spenderherz unvermittelt zu schlagen.
Sanitäts-Lieutenant Smith stieß einen großen Seufzer aus. Sie wandte sich an Matthew. »Druck und Puls, bitte.«
»Druck 85, Puls 110.«
»Temperatur?«
»34,4 Grad.«
Indira sah hinüber zu Conrad. »Ich schätze, wir haben es geschafft, Commander. Jetzt bleiben uns nur noch die Ausbesserungs- und Flickarbeiten übrig. Und natürlich muß ich ihm die Brust wieder zumachen.«
»Lieutenant«, erklärte Conrad, und bemühte sich, seine Stimme gefaßt klingen zu lassen. »Wenn wir diesen Auftrag überleben, schlage ich Sie für das RVDK vor.«
»Belohnen Sie mich lieber mit einer Tasse Kaffee«, sagte Indira matt.
Später, als sie wieder im Navigationsdeck saßen, ihren Kaffee tranken und immer wieder einen Blick auf die rätselhafte Oberfläche von Kratos warfen, sagte Conrad: »Sie und ich, wir sollten unseren Streit begraben. Andernfalls bringen wir dieses ganze verfluchte Projekt in Gefahr.«
»Haben wir denn Streit?« fragte Indira zurück. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
»Stellen Sie sich doch nicht dumm! Sie wissen verdammt gut, was ich meine.«
Sie tat so, als hätte sie diese Bemerkung gar nicht gehört. »Dort unten schwebt ein Planet, auf dem wir entweder unser Glück machen oder untergehen, Commander. Und dabei sieht er so friedlich, so paradiesisch aus, daß man sich kaum Gefahren auf ihm vorstellen kann.«
»Wir werden dort weder unser Glück machen noch untergehen«, entgegnete Conrad scharf. »Wir müssen feststellen, ob man dort leben kann, oder wir gehen unter. Und wenn wir das feststellen wollen, darf es keine ernsthafte Zwietracht zwischen Ihnen und mir geben. Hämmern Sie sich endlich in Ihren Kopf, daß persönliche Gefühle unsere Arbeit nicht beeinträchtigen dürfen. Das einzige, worauf es ankommt, ist, daß wir so konzentriert wie möglich an der Überprüfung der Kolonialisationsbereitschaft von Kratos arbeiten. Und dazu ist Disziplin unabdingbar vonnöten. – Ende der Durchsage.«
Indira seufzte nur tief auf, oder war es ein Gähnen? »Tut mir leid, wenn ich Ihnen etwas zu zickig vorgekommen bin, Commander. Aber Kwango lebt doch, nicht wahr?«
»Ja, dank Ihnen lebt Kwango weiter.«
»Gut.« Damit fiel sie in Ohnmacht. Ihr Körper schwebte graziös durch die Schwerelosigkeit. Conrad entdeckte die Züge der Erschöpfung in ihrem Gesicht und die schwarzen Ränder unter den Augen. Dann packte er sie mit sicherem Griff in der Luft und trug sie wie einen Säugling davon.
8.
Conrad war stolz. Sie hatten das Matterhorn an der Nordwand bestiegen. Nicht schlecht, diese Truppe. Sieben Männer und Frauen, von denen keiner ausgebildeter Bergsteiger war. Sie waren kurz instruiert worden und dann losmarschiert, hatten sich angeseilt und sich von dann an aufeinander verlassen. Ihr Einsatz hatte sich gelohnt. Jetzt standen sie hier auf dem Gipfel und warteten auf den Kopter, um von hier abgeholt zu werden.
Conrad besah sich sein Team. Einmal war das Unternehmen in Gefahr
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