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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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Gleich das erste. Schmal geschnitten, matt champagnerfarben, mit einem Überwurf aus Tüll, glitzernden Kristallen und zarten Pailletten in Blumenform. Und einer
langen, unglaublich romantischen Schleppe. Nichts Überkandideltes, kein Prinzessinnenkleid, aber trotzdem unbestreitbar aus dem Rahmen fallend - was Lucille hoffentlich zufriedenstellen würde.
    »Probier es an«, keuchte sie. Selbst Mom wirkte angetan. Ich schlüpfte hinein, und sie knöpfte es am Rücken zu.
    Ich sah in den Spiegel. Es war - erlesen, es war schlicht traumhaft. Ließ keine Wünsche offen, die man an ein Brautkleid haben konnte. Das war er: der Moment, in dem ich mich in DIE BRAUT verwandeln, in dem ich spüren sollte, dass dies das Kleid war, auf das ich gewartet hatte. Das Kleid, in dem mein Bräutigam mich sehen sollte, wenn die Kirchenportale sich öffneten. Das Kleid, in dem ich glückstrahlend vor Hunderten von Menschen stehen und »Ja, ich will, ich will, ich will« sagen würde.
    »Ja!«, jauchzte Lucille. »Ja!«
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte Mom mit wachsamem Blick. »Wie findest du es, Claire?«
    Ich fand es großartig.
    Aber der Moment wollte sich nicht einstellen. Offenbar war ich so was wie eine Abart der Spezies Braut. Bis heute spürte ich nichts von der überschäumenden Begeisterung, auf die ich seit der Rückkehr von Paris wartete. Hatte sie weder beim Durchblättern der Hochzeitsmagazine gespürt, noch als ich meinen Freunden von Randalls Antrag erzählte. Und spürte sie auch jetzt nicht, mit dem unglaublichsten Kleid, das ich je am Leib getragen hatte. Irgendwas stimmte mit mir nicht - und zwar grundsätzlich.
    »Was gibt’s daran auszusetzen?«, fuhr Lucille dazwischen. »Das Kleid sieht absolut umwerfend an dir aus, Claire.«
    »Ja, ich finde es auch ganz toll«, nickte ich zustimmend,
schwere Verwirrung im Herzen. Warum konnte ich mich nicht mehr dafür begeistern? Im Grunde beneidete ich das zickige Gör in der Umkleide nebenan - die wusste wenigstens haargenau, was sie wollte.
    Bevor ich mich’s versah, hatte Lucille schon die Änderungsschneiderin herbeordert und erteilte ihr Instruktionen: die Schleppe noch weiter von Hand mit Perlen besticken … Haus Lesage... Kosten spielen keine Rolle … gute Freundin von Vera... Ich blendete mich aus, starrte mein Spiegelbild an und leerte zwei weitere Champagnerflöten.
    »Bist du dir denn auch sicher, Claire?« Mom wirkte leicht besorgt. »Das Kleid scheint dich nicht sonderlich zu begeistern. Wenn es dir nicht gefällt, Liebes -«
    »Oh, tut mir leid. Ich finde es ehrlich superschön, ich bin bloß völlig am Ende... die Woche war so was von hammerhart.«
    Eine Erklärung, die Mom nicht gänzlich zufriedenzustellen schien, aber sie ließ sie durchgehen.
    »Und jetzt noch der Schleier«, sagte Lucille ohne jede Atempause, nachdem die Näherin entlassen war. »Ich hätte mir so etwas Gebauschtes mit viel Perlen vorgestellt … Vera Wang bietet da eine reichhaltige Auswahl.«
    Ich sah auf die Uhr. Im Büro warteten schon jetzt mindestens fünf wutschnaubende Voice-Mail-Nachrichten von Vivian auf mich. Nachdem Stanley nicht mehr aktuell war, dachte sie in jedem wachen Moment - einschließlich der Wochenenden - offenbar nur noch und ausschließlich an die Arbeit.
    »Es tut mir leid, Lucille, aber ich muss jetzt wirklich wieder zurück ins Büro.«
    »Du arbeitest zu hart«, murmelte sie, während sie mir aus
dem Kleid half. »Na, dann kaufe ich eben den Schleier, damit das auch gleich erledigt ist.«
    Damit das auch gleich erledigt ist? Schleier kosteten bei Vera Wang um die 3000 Dollar - nicht gerade das Schnäppchen, das man mal eben so mitnahm. Ich erklärte Lucille mit aller Bestimmtheit, dass ich damit lieber noch warten würde, was sie seltsamerweise schluckte. Doch beim Verlassen des Ladens fiel ihr plötzlich noch etwas ein, das sie der Näherin dringend sagen musste, und schwupp, war sie wieder drin, »nur eine Minute«, wie sie uns versicherte.
    »Klar wie Kloßbrühe, sie will unbedingt auch noch den Schleier kaufen«, lautete Moms brummeliger Kommentar zum hastigen Rückzug unserer Expeditionsleiterin. »Es ist ja wirklich über die Maßen großzügig von ihr, aber sie macht dermaßen Druck -«
    »Claire? Trish?«, erklang eine vertraute Stimme hinter uns. Luke . Mir sackte der Magen bis in die Kniekehlen. Er war an uns vorbeigelaufen und dann stehen geblieben. Einen Augenblick lang stand ich da wie ein Ölgötze, wusste weder, was ich sagen noch wie

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