Teufel in High Heels
ich das Thema anschneiden sollte, das so dringend angeschnitten gehörte …
»Luke!«, sagte Mom und gab ihm ein Begrüßungsküsschen. »Ist das schön! Ich hatte ja im Stillen gehofft, Ihnen an dem Wochenende irgendwo über den Weg zu laufen -«
»Was für eine nette Überraschung! Was bringt Sie denn in die Stadt? Sind Sie einfach nur auf Besuch da?«
»Tja, äh, ja, schon«, gab Mom mit gesenktem Blick zurück. Sie und Bea saßen mir seit Wochen im Nacken, ich sollte Luke endlich von meiner Verlobung unterrichten - dass ich es immer noch nicht getan hatte, gab ihnen offenbar
unlösbare Rätsel auf. Und ich hatte keine Erklärung parat. Ja sicher, ich hatte praktisch jeden Tag wegen seines Buchs mit ihm gesprochen … aber anfangs nichts von der Verlobung verlauten lassen, was späterhin dann merkwürdig wirkte, weshalb ich es letztlich ganz hatte bleiben lassen und - ach, es gab einfach keine schlüssige Erklärung.
»Ich haaaaaab ihn!« Lucilles schriller Schrei ließ meinen Magen in neue, unbekannte Tiefen sinken. Oh nein. Sie schwenkte eine Tüte von Vera Wang, die fast so umfänglich war wie sie selbst. »Deinen Schleier! Ich weiß schon, du hast gesagt, du wolltest damit noch warten, Claire, aber ich konnte einfach nicht anders! Verzeih mir, Darling! Du kannst ihn zu Hause anprobieren und gleich wieder in der Boutique abliefern, wenn sie in Paris noch mehr Perlen einnähen sollen. Sie haben zugesagt, es auf jeden Fall rechtzeitig bis zur Hochzeit zu schaffen.«
Mom drehte sich energisch zu Lucille um. »Ich muss mich noch unbedingt nach Schuhen umsehen. Bist du so lieb und kommst mit?«, fragte sie, Lucilles Arm bereits fest im Griff. Meine zukünftige Schwiegermutter zeigte sich angenehm überrascht, dass ihre ehemalige Zimmergenossin plötzlich ein Interesse an Mode bekundete, und händigte mir die Tüte von Vera Wang aus.
»Hat mich wahnsinnig gefreut, Luke«, rief Mom ihm über die Schulter hinweg zu. »Hoffe, wir sehen uns bald wieder!« Damit ließen sie Luke und mich allein auf dem Bürgersteig stehen.
»Deinen Schleier ?«, fragte er und kratzte sich am Kopf.
»Herrgott, ich bin ja so was von blöd!«, stöhnte ich auf und schlug mir an die Stirn. »Bei dem ganzen Chaos in der Arbeit habe ich doch glatt vergessen, dir … ähm, die wahrhaft
aufregenden Neuigkeiten mitzuteilen! Randall und ich werden heiraten.«
Ich las ihm die Reaktion auf meine Worte vom Gesicht ab - hätte sich doch nur irgendwann die Gelegenheit geboten, es ihm am Telefon zu sagen.
»Ihr werdet - Moment mal, ist das der Anlass, wozu Onkel Jack und Tante Carrie im Juni herkommen? Sie haben gesagt, sie würden eine knappe Woche bleiben, und haben auch erwähnt, dass du irgendwas Großes zu feiern hast, aber das kam so nebenbei, und im Hintergrund kreischten so viele Enkelkinder um die Wette, dass ich nicht genauer nachgefragt habe. Ich glaub’s nicht - ihr werdet heiraten ?«
Was war ich bloß für ein Unmensch. Ich hatte nicht nur versäumt, Luke die große Neuigkeit mitzuteilen, sondern auch vergessen, dass Jackson und Carie von Mandy eine Einladung erhalten hatten. Was dachte ich mir eigentlich? Lud Luke zu einer intimen Familienzusammenkunft in Iowa ein, aber nicht zu unserer 700-Personen-Hochzeit in Manhattan?
Mom und Bea lagen absolut richtig. Aus irgendeinem Grund - welchem genau, dem mochte ich nur höchst ungern nachgehen - hatte ich Luke nichts von der Hochzeit erzählen wollen .
»Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe«, sagte ich. »Bitte sag, dass du zu unserer Hochzeit kommen kannst, Luke. Und auch schon zu dem Essen nach der Hochzeitsprobe am Vorabend, Freitag, im University Club. Wir hätten dich wirklich gern dabei. Bitte - würde das passen? Mit deiner Freundin natürlich.«
»Wir haben uns getrennt«, war alles, was er darauf zur Antwort gab.
»Oh!« Ich trat einen Schritt zurück. »Das tut mir aufrichtig leid, Luke. Na ja, du könntest ja auch allein kommen, und -«
»Ich glaube, das wäre keine so gute Idee.«
»Was? Keine so gute - Luke, es tut mir so leid. Ich hätte es dir schon viel früher sagen sollen. Bitte sei nicht -«
»Die Sache ist die«, setzte Luke mit gerunzelter Stirn an, nahm mich beim Arm und zog mich vom Bürgersteig weg in den stillen Eingang eines Stickereigeschäfts. Ich stellte die Tüte ab und rieb mir die Arme. Es war ein warmer Mainachmittag, und doch hatte ich mit einem Mal auf jedem Quadratzentimeter meines Körpers Gänsehaut. Was hieß, die Sache ist
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