Teufel in High Heels
Substanzen in ihrem Speiseplan entsagt.
»Hey, Candace! Wie geht’s?«, sagte ich, einigermaßen überrumpelt. David stand draußen im Flur und hob betreten die Schultern, aber es war nicht seine Schuld. Candace davon abzuhalten, in mein Büro zu stürmen, war ungefähr so ein Kinderspiel, wie einen gereizten Elefanten zum Stehen zu bringen.
»Prächtig geht’s, Liebchen, prächtig«, gab sie zur Antwort und fuhr sich durch die platinblonden Stacheln auf ihrem Kopf. »Wie finden Sie meinen neuen Mikro-Mini? Gucci, Schätzchen. Heute trage ich Gucci hoch vier.« Mit großer Geste wies sie auf ihre Schuhe, ihre Tasche und den Rock, aus dem ihre Hand im nächsten Moment mit dem dünnen
Lederbändchen ihres G-Strings wieder auftauchte. Ein Anblick, für den mehrere Generationen von Männern in ganz Amerika bestimmt gern Schlange gestanden hätten, der mich jedoch eher peinlich berührte. »Auch Gutschi-gutsch«, prahlte sie.
»Ähm, sehr hübsch!« Ich nickte.
»Ich hab mir ein Thema für mein nächstes Buch überlegt!«, kreischte sie, beugte sich vor und warf mir zwei Luftküsse zu. »Warten Sie, Püppi, bevor ich’s vergesse, ich hab Ihnen doch was Klitzekleines mitgebracht.« Sie griff in ihre Tasche und fischte einen zusammengerollten roten Spitzentanga heraus, den sie neckisch in meine Richtung schnipste.
Ich bedankte mich, ließ das Teil aber liegen, weil sich mir die Frage aufdrängte, ob sie es gestern vor dem Schlafengehen abgelegt und so, wie es war, in ihre Handtasche gestopft hatte.
»Möge er Ihnen gute Dienste tun, Püppi!« Sie schickte mir einen weiteren Knallkuss und war im nächsten Moment auch schon bei meinen Regalen mit der Kollektion von Grant Books, zog Dutzende Bücher heraus und warf eins ums andere in eine Rieseneinkaufstüte von Chanel. »Wenn ich schon mal da bin, muss ich doch meinen Bestand ein bisschen aufstocken«, erläuterte sie, während sie sich durch die Regale arbeitete. Phil hatte mich schon vor Candace’ zwanghafter Neigung zum Bücherhorten gewarnt. Einmal hatte sie vier Assistentinnen mitgebracht, die ihr beim Abtransport der Beute aus dem Büro behilflich sein durften. Phil war überzeugt, dass sie das Zeug bei eBay verkaufte.
»Okay, also mein Buch«, sagte sie schließlich und händigte die Tüte im Müllsackformat ihrer verschüchterten Assistentin
aus, die mittlerweile in der Tür erschienen war. »Meine Suche nach Mr. Right - und all die Perversen, Halunken und Loser, mit denen ich dabei geschlagen war. Wie dieser eine Typ, den ich letzten Sommer in den Hamptons an der Angel hatte. Ein Riesenvermögen in Textilien, fuhr einen mordsgroßen roten Hummer, Stammgast mit Dauerreservierung im Gin Lane, diesem absoluten Nobelrestaurant in New York, immer VIP-Status bei Jet East - sah doch nach einem echten Fang aus, oder? Bis er sich eines Abends bei Licht aus seinem Hemd schälte und ich feststellte, dass er am ganzen Körper mit Abbildungen von weiblichen Geschlechtsorganen tätowiert war! Schock! Können Sie sich das vorstellen? Also, in dem Buch würde es um Macker mit extremen Macken gehen. Klingt gut? Gefällt Ihnen?«
Ein Buch über miese Typen und fiesen Sex? Das war ein gefundenes Fressen für Vivian. Diverse Agenten hatten bereits zugegeben, dass sie Vivian jedes Manuskript schickten, in dem die Frau mies behandelt wurde und der Mann die Schuld trug - weil sie wussten, dass sie hundertprozentig hinter solchen Autoren stand. Dazu noch ein bisschen abgedrehter Sex, und schon hatte man ihre Lieblingsformel.
»Das klingt gut, Candace«, machte ich ihr Mut. »Fangen Sie doch schon mal mit den Notizen zu den einzelnen Geschichten an, die Sie aufnehmen wollen - wir sind natürlich auf pikante Details aus, die in Ihren bisherigen Büchern noch nicht zu lesen waren -, und lassen Sie mir die Liste von Ihrer Assistentin schicken. Dann sehen wir weiter.«
»Perfekt, Püppi. Kendra!« Die dienstbeflissene Assistentin war im Nu zur Stelle. »Nehmen Sie bitte meine Sachen. Und ist der Fahrer draußen?«
»Ja, Candace, in der 54. Straße.«
»Allzeit bereit. Okay, ich sag nur noch schnell dem süßen Phil Hallo, und dann machen wir uns auf die Socken. Danke, Claire. Hoffentlich halten Sie sich hier.« Augenzwinkernd warf Candace mir zwei weitere Luftküsse zu und segelte durch den Flur in die Richtung von Phils Büro.
Während ich mit spitzen Fingern den Tanga von meinem Schreibtisch in den Papierkorb beförderte, klingelte das Telefon.
»Wie sieht’s aus, kannst du
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