Teufel in High Heels
geforderte Stellung
mühe- und fehlerlos. Ein leichter Schweißfilm zeigte sich auf ihrer Stirn, doch kaum ein Tröpfchen fand den Weg bis zum Boden.
Ich hingegen stöhnte bei jeder Bewegung wie Maria Sharapova persönlich und verwandelte meine Matte in eine Art Schlidderbahn. Nach zwanzig Minuten rutschte mir im Vierfüßerstand jedes Mal alles weg, als wäre ich Pluto auf Rollschuhen. Meine Haare waren klitschnass, mein T-Shirt und meine Shorts sahen aus, als hätte man sie bei einem schweren Unwetter draußen auf der Leine hängen lassen. Als der Kurs endlich vorbei war, wischte ich mir die Stirn mit dem einzigen Zipfelchen meines T-Shirts trocken, das noch nicht völlig schweißgetränkt war. Selbst Bea konnte sich einen irritierten Blick nicht verkneifen.
Ich rollte meine Matte zusammen und beschloss, nun und für ewig Frieden mit Lulu zu schließen. Schließlich hatten wir soeben geraume Zeit damit zugebracht, unsere Chakras aufeinander einzuschwingen - vielleicht war sie dadurch ja empfänglicher gestimmt. »Sie sind echt gut, Lulu«, sagte ich. »Ich bin sehr beeindruckt. Machen Sie schon lange Yoga?«
Lulu gab keine Antwort, und einen Moment lang war ich mir nicht sicher, ob ich nicht ebenso gegen die Wand geredet hatte wie vorher im Aufzug. Sie starrte mich an. Und ließ sich dann doch zu einer Äußerung herab, spuckte jedes Wort aus, als fände sie es ebenso ätzend wie mich. »Yoga ›macht‹ man nicht, Claire, man ›praktiziert‹ es. Und damit Sie es wissen, es läuft nicht alles auf einen Konkurrenzkampf hinaus«, blaffte sie, lud sich ihre Sporttasche auf die Schulter und strebte dem Ausgang zu.
So viel zum Thema Frieden schließen.
»Hey, Süße. Bin gerade gelandet. Wie ist es? In einer Stunde bei mir in meiner Wohnung?«, fragte Randall.
»Na klar!«, sagte ich schnell - Bea würde mir fürs Abendessen sicher freigeben. Kurz durchgerechnet: ab in die Wohnung (Viertelstunde), duschen (fünf Minuten), anziehen (vier Minuten länger als sonst, sprich fünfzehn, nachdem es um Randall ging und ich erst mal irgendwo passende Unterwäsche zusammenschnorren musste) und dann ab zu ihm (zwanzig Minuten). Es war ein paar Tage her, seit wir uns zuletzt gesehen hatten - in Tokio, wo er mit irgendeinem Riesendeal zugange gewesen war, hatte ich ihn selbst telefonisch kaum zu fassen gekriegt. Zum Glück war ich dermaßen mit Arbeit eingedeckt, dass ich keine Zeit gefunden hatte, seinetwegen groß Trübsal zu blasen.
»War das Randall?«, fragte Bea, als ich aufgelegt hatte.
»Mhm.« Ich nickte.
»Und, könnte es heute Abend so weit sein?«, fragte sie weiter.
Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen, aber nun, nachdem sie die Sprache darauf brachte … Randall und ich gingen seit über einem Monat regelmäßig miteinander aus, trafen uns mehrmals pro Woche... er hatte mich bei einem Telefonat mit einem Arbeitskollegen als seine Freundin bezeichnet … Und ich fand den Kerl zum Anbeißen.
»Na ja, schon.« Ich lächelte. »Könnte durchaus sein, dass es heute Abend so weit ist.«
Siebtes Kapitel
Die Liebe in den Zeiten der Cholera
»Claire?« David klopfte an meine Tür. Ich hatte vier Stunden am Stück über einem Manuskript gehockt und fühlte mich völlig krummbuckelig. »Unten wartet jemand, der Sie gern sprechen würde - er sagt, er heißt Luke?«
Luke Mayville? Ich gab David grünes Licht.
»Und Sie hätten dann noch mal Bea auf Leitung eins.«
»Hey«, sagte ich leise, als ich den Hörer zur Hand nahm. Ihr dritter Anrufversuch an diesem Vormittag.
»Und?«, lechzte Bea.
»Ja«, sagte ich. Ich hatte keine Lust, das Thema weiter zu diskutieren, zu analysieren oder, ganz ehrlich, auch nur noch einen Gedanken daran zu verschwenden. Weil ich nämlich schwer zu tun hatte und heute noch jede Menge Besprechungen vor mir lagen. Und weil es leider nicht so gelaufen war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wobei ich mir keine Sorgen machte: Randall und ich brauchten eben einfach noch etwas Zeit. Erste Male waren ja eigentlich fast immer ein bisschen enttäuschend. Davon konnte man praktisch ausgehen. Trotzdem war mir nicht danach, das Ganze noch mal durchzukauen, nicht mal mit Beatrice.
Luke steckte den Kopf zur Tür herein. Als er sah, dass ich am Telefon hing, verzog er sich schnell wieder.
»Kann ich dich zurückrufen?«, fragte ich Bea. »Draußen wartet jemand …«
»Ja, ist gut«, sagte sie, deutlich verstimmt, dass sie keine detaillierte Schilderung der nächtlichen Vorkommnisse
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