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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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Verfahrensweise, die uns bei Grant Books alle binnen kurzem zu Alkoholikern hätte mutieren lassen.
    Das einzige Ritual in meiner neuen Arbeitsstelle war die Weitergabe der Unterlagen. Nach jedem Ausstieg landete ein Riesenstapel Dokumente und Schnellhefter auf meinem Schreibtisch, wurde von dort auf den in einem Eck meines Büros wuchernden Berg umgeschichtet und von mir mit wachsender Besorgnis beäugt.

    Meine neuesten Autoren klangen ziemlich verstört, wenn ich sie an die Strippe bekam. Die meisten waren schon über insgesamt drei oder vier Grant-Lektoren an mich weitergereicht worden. Eine Frau äußerte bei meinem ersten Anruf die müde Hoffnung, ich möge mich länger halten als meine Vorgängerin. Ich versicherte, das würde ich, und sie taten, als schenkten sie mir Glauben, doch mir war klar, dass sie dieses Versprechen nicht zum ersten Mal hörten.
    Nach einer chaotischen Woche herrschte an jenem Freitagabend im zwölften Stock Grabesstille. Vivian war tags zuvor nach L.A. geflogen, und die restliche Belegschaft hatte sich nach und nach in das wohlverdiente Wochenende verfügt.
    Auch ich gierte nach dem in Aussicht stehenden Winterausflug. Randall und ich hatten beschlossen, uns davonzumachen und Bea und Harry übers Wochenende in Montauk auf Long Island zu besuchen. Ich konnte es kaum erwarten, endlich mal aus der Stadt herauszukommen, vor allem nachdem es so aussah, als ob ich auch in den Weihnachtsferien hier angebunden sein würde. Bei mir stauten sich zum Jahresende so viele Abgabetermine, einschließlich eines Buchs, das über das Weihnachtswochenende redigiert werden musste, sodass Mom - süß, wie sie nun mal war - angeboten hatte, die Woche mit mir in New York zu verbringen. Wahrhaftig nicht die ideale Lösung, aber wenigstens würden wir so zusammen sein können.
    Hoffentlich würde sie bei ihrem Besuch auch Randall endlich kennenlernen - und er wiederum am Wochenende ein bisschen Zeit haben, Bea und Harry näher kennenzulernen. Die Arbeit nahm uns beide derart in Beschlag, dass uns unter der Woche immer nur ein paar gestohlene Momente
füreinander blieben und so etwas wie ein Treffen zu viert nahezu unmöglich war. Schon seltsam, nachdem wir nun schon fast sechs Monate miteinander gingen - aber ich kannte noch immer keinen einzigen von seinen Freunden. Doch, einmal war uns auf der Straße ein Kollege von Goldman über den Weg gelaufen, ein Typ in Randalls Alter, der um ein Haar vor meinem Freund auf die Knie gefallen wäre, aber das war es auch schon so ziemlich.
    Mein Freund . Es kam mir immer noch vor wie ein Traum. Randall erwies sich im näheren Umgang als genauso wundervoll, wie ich ihn mir immer vorgestellt hatte. Allein wie aufmerksam er war - arrangierte Abendessen in den besten Restaurants der Stadt, erkundigte sich stets nach meinem Befinden, überschüttete mich im Büro mit Blumen. Und ich hatte gut daran getan, in unsere Fehlstarts im Bett nicht allzu viel hineinzuinterpretieren … nach ein paar Wochen lief zwischen uns alles bestens.
    Tief in derlei Gedanken versunken, fuhr ich vom Stuhl hoch, als ich in Dawn Jeffers’ Büro, das gleich links neben meinem lag, das Telefon klingeln hörte. Dann klingelte es bei Lulu, schräg gegenüber. Ich warf einen Blick auf die Zeitanzeige auf meinem Computerbildschirm: fast halb zwölf. War es wirklich schon so spät?
    Dann klingelte es bei mir. Leider hob ich ab.
    »Verdammte Scheiße, wieso ist denn kein Schwanz da?«, knurrte Vivian durch die Leitung, ganz offensichtlich fuchsteufelswild. »Kaum bin ich nicht mehr im Büro, ist für alle anderen schulfrei? Ich bin seit fünf Uhr morgens auf den Beinen und habe heute Abend noch drei Besprechungen. Ich leiste mehr als die ganze restliche Belegschaft zusammen, ist Ihnen das klar? Was tun Sie eigentlich die Woche über? Ich
habe kein Wort von Ihnen gehört - weiß der Henker, was Sie den ganzen Tag in Ihrem Büro treiben -«
    Ich erstarrte zur Salzsäule, Stift gezückt, Notizblock in der Hand. Wusste die Frau nicht, wie spät es in New York war? Hatte sie aus Versehen meine Durchwahl eingetippt? Und dachte, sie spräche mit jemand anderem? Ich hatte sie schon so ziemlich jeden aus unserem Team abkanzeln hören, mich selbst jedoch bisher weitgehender Immunität erfreut. Nicht dass sie mich für meine Arbeit der letzten fünf Monate geradezu mit Lob überhäuft hätte, aber ich war auch nicht in Stücke gerissen worden. Diesen glücklichen Zustand ausgerechnet dadurch beendet zu sehen, dass sie

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