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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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aber noch keine Rückmeldung von ihm erhalten.
    Es war die falsche Antwort, das wusste ich. Die richtige Antwort hätte gelautet: Ja, also, Vivian, als sich der Agent auf meinen Anruf hin nicht binnen vierundzwanzig Stunden rührte, bin ich geradewegs in sein Büro marschiert und habe dort kampiert, bis er sich bereit erklärte, mich zu empfangen. Dann habe ich ihn davon überzeugt, dass Sweet D seine Fans als Nächstes unbedingt mit einem Buch beglücken und besagtes Buch unbedingt bei Grant Books erscheinen muss und er dafür gefälligst sein letztes Hemd hergeben soll, was seine Fans bestimmt freuen wird.
    »Tut mir leid, da habe ich noch nicht allzu viel«, gab ich stattdessen zur Antwort, mit zunehmend verkrampftem Magen. Vier Monate hatte ich in dem Laden überstanden, ohne mir Vivians Zorn zuzuziehen - laut Phil ein absoluter Firmenrekord -, doch jetzt ging es mit meiner Glückssträhne zu Ende, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. »Ich suche Ihnen gleich morgen früh mehr Informationen zusammen.«
    Schweigen am anderen Ende. Vor meinem inneren Auge sah ich eine brennende Zündschnur, die sich zielstrebig auf eine Bombe zufraß.
    »Okay«, kam es schließlich von Vivian.
    Okay ? Ich atmete tief aus. Das war alles? Keine Schimpfkanonade, kein Tobsuchtsanfall?
    »Und, wie läuft’s mit Randall?«, erkundigte sich Vivian. Ich tappte bibbernd zurück ins Bad und wickelte mich in mein Handtuch. »Sein Vater war eine absolute Null im Bett. Hielt sich für die Offenbarung schlechthin - mit dem Cocktailwürstchen, das er da zwischen den Beinen hat. Na, immerhin besser als nichts, das ist nämlich mein momentaner Stand. Wissen Sie, wann mich zuletzt wer flachgelegt hat?«

    Das glaubte ich in der Tat einigermaßen genau zu wissen. Letzte Woche hatte Vivian mitten in einer Mitarbeiterbesprechung eine höchst anschauliche Beschreibung ihres nachmittäglichen Schäferstündchens mit einem sexy Pagen des Beverly Hills Hotels geliefert, der eine Vespa fuhr und sich die Brust mit Heißwachs enthaarte. »Normalerweise«, sagte sie in vertraulichem Ton zu ihren zwanzig liebsten und teuersten Untergebenen, »haben Männer im zarteren Alter ja keine Ahnung, was Frauen wollen. So wie Sie, Harry, Sie wissen vermutlich nicht mal, wo vorne und hinten ist. Aber das Vespabürschchen war eine ruhmreiche Ausnahme.« Harry, ein Assistent aus der Grafikabteilung, war blutrot angelaufen und hatte am folgenden Tag seinen Dienst quittiert.
    »Ich bin so was von geil«, erklärte Vivian weiter, während ich mich stocksteif auf der Couch niederließ und versuchte, innerlich gebührenden Abstand zu ihren Mitteilungen zu halten. »Gerade habe ich’s mit der Armlehne von meinem Stuhl getrieben. Mittendrin kam mein Sohn rein und brüllte ›Maa-mi!‹ Da war natürlich Schluss mit lustig. Na, wenigstens hat er damit was, worüber er mit seinem Seelenklempner palavern kann.«
    Irgendwas sagte mir, dass dem Knäblein der Stoff so schnell nicht ausgehen würde.
    »Sie haben mich noch nie zu Hause angerufen, Vivian«, sagte ich mit einem glasigem Blick zum Wecker auf meinem Nachttisch. »Woher haben Sie denn die Nummer? Ich bin ja so gut wie nie da, deshalb habe ich sie eigentlich nirgendwo angegeben.«
    »Ach, die hat Lulu mir gesagt«, kam es obenhin von Vivian.
    Warum fragte ich überhaupt? Natürlich, Lulu. Woher sie
meine Nummer kannte - da blieben mir nur wilde Vermutungen. Ich ließ den Kopf aufs Kissen sinken und zwang mich wach zu bleiben, während meine Chefin mich mit der Geschichte von ihrer Entjungferung unterhielt.
    Zwischendurch nahm ich meinen Tagesplaner zur Hand und schrieb »Nummer von Privatanschluss ändern« auf die x-te Seite meiner Erledigungsliste.
     
    Am Ende meines fünften Monats bei Grant Books war es so weit.
    Genauer gesagt, an einem Freitagabend, an dem ich wieder einmal Überstunden machte, um mich den zehn Büchern zu widmen, die ich von meiner zuletzt ausgeschiedenen Kollegin übernommen hatte.
    Im Lauf dieser fünf Monate war ich allmählich sehr viel mehr mit den anderen zusammengewachsen - sei es durch eine vielsagende Grimasse im Flur vor Lulus Büro, ein mitfühlendes Lächeln während einer Lektoratsbesprechung oder eine schnelle »Alles okay?«-E-Mail, wenn einem oder einer von uns ein neues Fuder Arbeit aufgehalst worden war -, doch die Verabschiedungen liefen hier nach wie vor völlig unzeremoniell ab. Bei P&P hatten wir für jeden scheidenden Kollegen einen Umtrunk organisiert. Eine

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