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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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der Truppe entfernen, aber ich verlange auf der Stelle mit Ihnen zu sprechen!«
    Ich sah auf den Apparat. Eine rote 18 blinkte mir entgegen
- achtzehn neue Botschaften in weniger als sechsunddreißig Stunden. Ich lehnte mich an die Arbeitsfläche und knetete meine Stirn. Die Botschaften waren garantiert von Vivian - zumindest die meisten. Sollte ich sie jetzt noch zurückrufen? Lag eine echte Katastrophe vor, oder war sie bloß in der Stimmung, irgendwen verbal auszuweiden?
    Sonntagabend, acht Uhr. Ich konnte entweder gleich oder morgen früh in den sauren Apfel beißen. Mein erholsamer Abend war so oder so im Eimer. Ich griff zum Telefon.
    »Na, das wurde aber auch Zeit, verdammt noch mal!«, plärrte sie los, nachdem sie aufs erste Klingeln hin abgehoben hatte. »Ich bin fuchsteufelswild, Claire, fuchs-teu-felswild!« Im Hintergrund hörte ich eine Stimme. »Nein! Nicht die Füße, habe ich gesagt, Sie gehirnamputierter Spasti! Einfach meine Beine massieren, was ist daran so schwer zu verstehen? Hören Sie zu, Claire, darüber müssen wir morgen weiterreden, im Augenblick passt es nicht. Ich habe nämlich auch noch ein eigenes Leben, wissen Sie. Ich kann nicht alles fallen lassen, nur weil es für Sie gerade der geeignete Moment ist. Rufen Sie mich an, sobald Sie im Büro sind.«
    Klick.
    Ich pfefferte das Brot zurück in den Kühlschrank und goss mir einen ordentlichen Schluck Pinot Grigio ein. Klammerte mich krampfhaft an dem Glücksgefühl fest, das ich vor kaum einer Minute noch empfunden hatte - doch dank Vivian gewannen Angst und Schrecken die Oberhand.

Zehntes Kapitel
    Schall und Wahn
    » Claire!? «
    Mein Kopf fuhr vom Schreibtisch hoch. Mit blutunterlaufenen Augen blinzelte ich wütend ins Neonlicht. Nicht schon wieder. Eigentlich hatte ich meinem dröhnenden Hirn nur eine kleine Pause geben wollen, aber nach dem Sabber zu schließen, der auf meinem halb lektorierten Manuskript eine kleine Pfütze bildete, musste ich wohl weggedöst sein. Kein Wunder bei dem bisschen Schlaf letzte Nacht und angesichts des überaus geistreichen Themas, mit dem ich mich momentan beschäftigen durfte: die Lebenserinnerungen des Mannes mit dem größten …
    »Claire, sind Sie da?!« , blökte es erneut durch die Sprechanlage. Bei Vivian klang selbst das Hintergrundrauschen feindselig.
    »Ja, hier«, murmelte ich und drückte auf den roten Knopf.
    »Kommen Sie in mein Büro« , hörte ich Vivian unter viel bedrohlichem Knistern und Knacken. » Auf der Stelle!«
    In ihr Büro? Bei dem Gedanken kam mir auf der Stelle das nicht vorhandene Frühstück hoch. Eine gute Woche lang hatte ich es erfolgreich vermieden, auch nur einen Fuß in diese Brutstätte von Gift, Galle und Zerstörung zu setzen.
Der Monat, seit Vivian mich zum ersten Mal angeschrien hatte, war die reinste Hölle gewesen, und mittlerweile versuchte ich einfach nur noch, ohne direkte Konfrontation durch den Tag zu kommen. Vivian konnte schon über die Sprechanlage übel genug sein; in ihrem abgeschiedenen, mit schalldichten Wänden abgeschirmten Eispalast von Büro - da kam sie erst richtig auf Touren.
    »Bin sofort da«, stammelte ich in den Kasten. Meine Benommenheit verglühte förmlich in einem Ausbruch von flammender Panik. Ich fuhr mir rasch durch mein schulterlanges, zuletzt vor drei Tagen gewaschenes Haar (ein Hygieneversäumnis, das nur durch die Berge von Arbeit halbwegs zu rechtfertigen war), fasste es zum Knoten und steckte einen Bleistift durch: unter den gegebenen Umständen die beste Lösung.
    Dann sah ich an mir herunter und stellte fest, dass ich ohne nachzudenken am Morgen die Bluse angezogen hatte, die zuoberst auf dem Sessel lag - genau dasselbe schwarze Button-Down-Teil, das ich schon letzten Freitag angehabt hatte und das überdeutlich vom Wahnsinnsstress jenes Tages zeugte. Es sah schwer mitgenommen aus, und den Achselhöhlen entströmte ein in jeder Hinsicht des Wortes ätzender Geruch.
    Auf dem Weg zur Tür fiel mein Blick auf den riesigen Wandkalender. Januar, endlich - Monat Nummer sieben. Halbzeit. Weihnachten war gekommen und vorübergegangen, die arme Mom hatte neben mir auf der Couch gesessen und mir beim Arbeiten zugesehen … und Silvester lief es nicht anders. Randalls Ferienarbeitsprogramm war genauso trostlos gewesen: Immerhin hatte er es geschafft, sich auf einen kurzen Kaffeetreff mit Mom und mir loszueisen. Viel
Zeit war nicht geblieben, doch wenigstens hatte Mom ihn endlich kennengelernt. Sie fand, er wirke sehr nett. Ich

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