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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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Er hatte alles daran gesetzt, um Hiram an Bord zu behalten. Sein letztes Epos war für einen National Book Award nominiert worden und hatte ihm als Autor höchstes Ansehen verschafft, außerdem war Hiram so ungefähr der liebenswürdigste Mensch, den man sich nur vorstellen konnte. Phil hatte schon erwähnt, dass Hiram mit der Ablieferung seines neuesten Manuskripts zwei Wochen im Verzug war, weil seine Mutter an einer schweren Krankheit litt - ein Regelverstoß, der ihn in Vivians Augen zu einem »miesen Stück Scheiße« machte.
    Vivian richtete ihren stahlharten Blick auf mich, und ich spürte, wie mir das Blut in den Adern gefror. »Haben Sie die Umschlagentwürfe für Vertrauliches aus dem Weißen Haus gesehen?«, fragte sie sehr ruhig. Zu ruhig.
    Mir fiel eine Dokumentation ein, die ich neulich im Fernsehen gesehen hatte: Etliche Überlebende eines Schiffsunglücks waren im Wasser getrieben und fast eine Stunde lang von Haien umrundet worden - doch erst, als die Tiere aufhörten,
ihre Kreise zu ziehen, und die Flossen tief unter die Wasseroberfläche abtauchten, wussten die Schiffbrüchigen um den tödlichen Ernst der Lage. Und in der Tat, die Haie schossen mit weit aufgerissenen Mäulern aus den Tiefen des Meeres empor und schnappten nach den wassertretenden Menschenbeinen. Ein einziger Schwimmer kam mit dem Leben davon und berichtete von der Tragödie. Ruhe hatte nichts Gutes zu bedeuten, weder bei Attacken von Haifischen noch von Vivian.
    »Äh, ja, Vivian, die habe ich gesehen. Ich finde, Karen hat tolle Arbeit geleistet. Sie sind dynamisch, sie sind fesselnd -« Ich räusperte mich und zermarterte mir das Hirn auf der Suche nach weiteren positiven Eigenschaftswörtern. Das hatte ich schon ganz zu Beginn meiner Karriere gelernt - dass die Verlagsbranche ganz heiß auf cool klingende Adjektive war. Ein Manuskript war nicht gut oder schlecht, es war hochbrisant /ergreifend/einzigartig oder unstrukturiert/abgedroschen/ abgekupfert. »Sie sind provokativ «, brachte ich die Dreierreihe zu Ende. Karen war eine überaus talentierte Grafikerin in leitender Position, doch nach den erstickten Schluchzern zu schließen, die morgens durch ihre geschlossene Bürotür gedrungen waren, hatte Vivian ihr vor nicht allzu langer Zeit die Hölle heiß gemacht. Ich selbst und alle, denen ich sie gezeigt hatte, waren von Karens Umschlagentwürfen für Vertrauliches aus dem Weißen Haus hin und weg gewesen.
    »Provokativ? Meinen Sie das im Ernst?« Die Stimme, die Vivian für den Hausgebrauch einsetzte, hatte offensichtlich ausgedient. Jetzt kam der Open-Air-Verstärker zum Einsatz. »Ganz offen, Claire, von ›provokativ‹ haben Sie so viel Ahnung wie die Kuh vom Tanzen. Sie hocken immer noch in Ihrem Elfenbeinturm. Wieso muss ich Ihnen sagen, dass die
Dinger der letzte Scheiß sind? Der allerletzte Scheiß! Die langweiligsten Umschlagentwürfe, die ich je gesehen habe. Und Sie, als Lek-to-rin , sollten die Grafikerin im Griff haben und dafür sorgen, dass sie das richtige Gefühl für das Scheißbuch entwickelt! Von Ihnen wird erwartet, dass Sie Ihre Projekte im Griff haben, Claire.«
    Ich schluckte hörbar. Vivian hatte ein geradezu unheimliches Talent, selbst meinen Namen so auszusprechen, dass er nach einer bösartigen Beleidigung klang.
    »Verdammte Scheiße, wieso bin ich hier die Einzige, die das schnallt ?«, kreischte sie mich über ihren Schreibtisch hinweg an, mit einem flammenden Blick aus ihren jadegrünen Augen.
    In neunzig Prozent aller Konfliktfälle ließ Vivian automatisch einen ihrer drei Standardsprüche vom Stapel: 1) Verdammte Scheiße, wieso bin ich hier die Einzige, die das schnallt, 2) Verdammte Scheiße, ich bin nicht Ihre Mutter, 3) Verdammte Scheiße, wieso muss ich hier eigentlich für alle anderen die Arbeit machen? In seltenen Glücksmomenten hatte sie auch mal was Neues, Prickelndes auf der Platte.
    »Tut mir leid, Vivian«, stammelte ich. »Ich schau gleich bei Karen rein. Es ist meine Schuld. Ich hätte ihr tiefere Einblicke in das Buch geben müssen.« Natürlich hatten Karen und ich mehrmals über die Grundrichtung des Buchumschlags gesprochen, und sie hatte das Manuskript von vorne bis hinten gelesen. Und ich fand ihre Umsetzung wirklich toll. Preiswürdig. Aber Widerstand hätte Vivian nur noch mehr zur Weißglut gebracht, das hatte Phil mich gleich bei meinem Einstand wissen lassen.
    Ich konnte nur hoffen, dass Karen und mir etwas einfiel,
das sie zufriedenstellen würde. Normalerweise

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