Teufel in High Heels
Was immer Randall dazu zu sagen hatte, Investmentbanker waren uns nur in einem voraus - nämlich der zusätzlichen Null vor dem Komma ihres Nettoeinkommens.
Vier Schnellschüsse, und alle auf einmal. O Mann. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass solche Jobs mir weder Schlaf noch Dank eintrugen, weil mit Sicherheit mindestens ein Projekt schieflief, was hieß, dass ich zu schlechter Letzt auch noch Vivians ungezügelten Zorn auf mich ziehen würde.
Was sie mir da bot, war die Dornenkrone mitsamt dem Essigschwamm.
»Das ist, äh, nicht so ganz ohne«, stotterte ich. »Ich kann’s versuchen... aber müssen sie wirklich alle zeitgleich rausgehen? Das wird echt hart, Vivian.« Gott, hörte ich mich lahm an. Hatte ich denn gar kein Rückgrat? Konnte ihr nicht im Mindesten Kontra geben? »Trotzdem, ich werd’s versuchen - David, sehen Sie bitte zu, dass Tad uns die Bedingungen der
jeweiligen Absprachen zukommen lässt, und dann machen wir uns augenblicklich an die Verträge -«
Vivian schnaubte verächtlich. »Absprachen? Falls Sie bisher niemand darüber aufgeklärt hat, es ist Aufgabe des Lektors , Absprachen auszuhandeln. Glauben Sie etwa, ich hätte die Zeit, mich mit den Einzelheiten zu beschäftigen? Mich mit schwachköpfigen Agenten herumzuschlagen? Von mir kriegen Sie meine Angebote für die vier Bücher, die Umsetzung ist Ihre Sache.«
»Selbstverständlich«, gab ich zur Antwort. Das hätte ich mir denken können. Mit anderen Worten: Ich durfte die Agenten (die alle bereits mit Vivian zu tun gehabt hatten und verständlicherweise gewisse Vorbehalte hegten, ihre Kunden der Wölfin zum Fraß vorzuwerfen) dazu bringen, Vivians Angebot bis aufs i-Tüpfelchen anzunehmen; durfte den Autoren das Konzept erläutern und ihnen versichern, dass sie sehr wohl in der Lage seien, ein komplettes 400-Seiten-Manuskript in, äh, zehn Tagen zu schreiben; falls sie das nicht schaffen, durfte ich von vorn anfangen und fähige Ghostwriter finden (diejenigen, die sich tatsächlich auf derart unseriöse Liefertermine einließen, taugten in den seltensten Fällen etwas), um schließlich all jene Absprachen zu jedermanns (sprich: Vivians) Zufriedenheit festzuklopfen. Das Ganze mal vier.
Und dann kam der richtig lustige Teil: Nach Ablauf der zwei Wochen würde ich das naturgemäß höchstens halbgare Manuskript in Händen halten, ganze Kapitel umschreiben, die armen, ausgelaugten Schreiberlinge zu zusätzlicher Arbeit verdonnern und die ganze dampfende Kacke binnen … weiterer zwei Wochen in die Produktion geben müssen. Das Ganze mal vier.
»Aber wissen Sie, Vivian, das ist wirklich viel«, wiederholte ich, einigermaßen platt. »Vielleicht kann mir ein anderer Lektor eins davon abnehmen. Ich will einfach nicht mehr versprechen, als ich halten kann, und offen gesagt wüsste ich niemanden, der das alleine schaffen könnte.«
So, jetzt war es heraus.
Statt wie erwartet in die Luft zu gehen, wirkte Vivian erfreut. Badete förmlich im Triumph.
»Sie haben recht, Claire, Ihnen fehlt vermutlich der richtige Zuschnitt«, pflichtete sie mir bei. »Phil ist völlig eingedeckt, aber Lulu übernimmt sicher mit Freuden zwei von den neuen Büchern. Sie hat zwar selbst schon zwei Schnellschüsse in Arbeit, aber Sie kennen ja Lulu - sie lädt sich stets mit Vergnügen alles und noch mehr auf. Wenn sie sich doch klonen ließe!«
Grrr. Lulu, die Scheinheilige mit dem Heiligenschein. Mir war klar, dass ich mich manipulieren ließ, aber der Gedanke, Lulu auf einem noch höheren Sockel zu sehen, war mir weiterhin verhasst. Konnte ich in der Hierarchie des Hauses Grant noch tiefer sinken, wenn ich die Zusatzarbeit ausschlug? Würde Vivian mich als Nächstes in einen Wandschrank verbannen, wo ich im Licht einer Taschenlampe arbeiten musste? Ich schüttelte den Kopf, brachte angesichts der Emotionen, die in meinem Inneren durcheinanderwirbelten und kochten, kein Wort heraus.
»Vergessen Sie’s«, sagte ich schließlich und hasste mich sogleich dafür, dass ich weich geworden war. »Ich werde mit allen vieren fertig, Vivian. Geben Sie mir Bescheid, welche Bedingungen ich nennen soll, und dann legen wir los.«
»Schön, dann kommen Sie bei mir im Büro vorbei«, sagte sie schroff und marschierte davon.
Ich drehte mich zu David um. »Würden Sie bitte bei Tad nachfragen, wann Vivian heute Vormittag Zeit hat?«
»Ich erkundige mich bei der Aushilfe«, sagte David und erläuterte mir mit nunmehr gedämpfter Stimme: »Tad hat sich gestern
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