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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Sina und holte die Leine aus der Tasche. »Komm her, mein Freund, wir müssen den Vorschriften entsprechen.« Damit legte er Tschak die Leine an.
    Der Revierjäger sah aufmerksam zu und lächelte schließlich zufrieden: »Perfekt, danke. Haben Sie noch einen schönen Tag.« Er tippte an seinen Hut und ging weiter.
    »Bei Fuß, du Flohzirkus!«, befahl Georg Tschak und marschierte los in Richtung Kapelle. Dann wandte er sich noch einmal um. »Herr Oberförster! Haben Sie sonst noch jemanden hier gesehen?«
    »Nein, bei dem Wetter auch kein Wunder«, rief der Jäger zurück und winkte noch kurz, bevor er im Wald verschwand.
    »Nur um sicherzugehen«, murmelte Sina. Der bewaffnete Pfarrer ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Mayröcker hatte nicht übertrieben, der Ausblick von hier oben war beeindruckend. Die Sicht reichte rundum weit über das Land. Am Horizont zogen tief hängende Gewitterfronten vorbei, und gelegentlich zuckten Blitze in der Ferne auf. Von allen Bergen und Hügeln war dieser weit und breit der höchste. Auf seinem Gipfel stand die Michaelskapelle, die im Sonnenlicht weiß strahlte.
    Vor der scharfkantigen Kulisse der Voralpen lag im Süden das Donautal im Dunst. Nach Westen und Norden hin öffnete sich das Hügelland der Vorkarpaten, das in das Hochplateau der Böhmischen Masse überging. Den breiten Strom der Donau entlang, über Burg Kreuzenstein hinweg, sah man Wien, und weiter im Osten begann die Pannonische Tiefebene.
    »Von hier kann man sogar den Stephansdom sehen«, staunte Georg. »Ich bilde mir fast ein, sogar das Zickzack des Domdaches erkennen zu können.«
    »Und auf fast jedem Hügel steht eine Kirche«, ergänzte Barbara und zeigte nach Westen.
    »Ja, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur«, nickte Georg. »Und wenn mich nicht alles täuscht, sind fast alle Michaelskirchen. Von hier über Schöngrabern bis nach Eggenburg. Und selbst der Stephansdom war einmal eine Michaelskirche.«
    Die archäologische Ausgrabung, von der Mayröcker gesprochen hatte, wurde durch einen dunkelblauen Anhänger markiert, der wie der Wohnwagen eines Wanderzirkus aussah. Niemand war zu sehen, die Arbeiten machten gerade Pause. Ein Zaun umgab die großflächige Ausgrabung im Norden des Gipfels. Georg konnte deutlich die freigelegten Umrisse einer großen Kirche erkennen, die genau wie die Kapelle exakt in Ost-West-Achse ausgerichtet war. Er pfiff anerkennend durch die Zähne. »Respekt! Das war aber ein mächtiges Ding.«
    Von einer der angebrachten Tafeln las Buchegger vor: »Der Sage nach soll Karl der Große ein Gotteshaus auf dem Michelsberg gegründet haben.«
    »Karl?«, wunderte sich Sina. »Warum hätte er hier oben eine Kirche bauen lassen sollen?« Er dachte kurz nach. »Nehmen wir einmal an, das stimmt und es gab hier im 9. Jahrhundert tatsächlich eine von Karl gebaute Kirche…« Er zeigte mit dem Finger auf die ausgestellten Magnetaufnahmen des Untergrundes. »… und diese Basilika war noch dazu eine große, dann bleibt für mich trotzdem die Frage offen: Wozu?«
    Barbara zuckte mit den Schultern. »Wozu was?«
    »Wir haben es selbst gerade erlebt, wie mühsam es ist, überhaupt hier heraufzukommen«, erklärte Georg. »Es muss eine unvorstellbare Plackerei gewesen sein, das ganze Baumaterial für eine Kirche hier heraufzuschaffen. Und trotzdem bauen wir hier oben eine Kirche. Warum? Weil wir das schon immer so gemacht haben? Weil auf jeden hohen Hügel hier eine Kirche gehört?«
    Barbara las weiter. »Vielleicht finden wir ja noch eine Antwort? Da steht: Während der Magyarenherrschaft (907–960) wurde die kirchliche Organisation Passaus aber auch in Niederösterreich vernichtet. Dabei dürfte auch die Kirche auf dem Michelberg zerstört worden sein.«
    »Ziemlich viele Konjunktive für meinen Geschmack«, murmelte Georg und strich sich über den Bart. »907 geht die Schlacht bei Preßburg verloren. Die Ungarn fallen ein. Sie rücken vor bis an die Unstrut im Thüringer Becken. Und erst mit der Schlacht auf dem Lechfeld 955 war Schluss mit den Ungarneinfällen… Aber warum klettern die Ungarn hier rauf und fackeln die fränkische Basilika ab? Ziemlich unlogisch. Ich an deren Stelle hätte sie von unten angeschaut und mich wichtigeren Dingen zugewandt…«
    »Plünderer überlegen nicht lange«, warf Barbara ein. »Die sehen eine Kirche, denken sich, da ist was zu holen, und schon ist es passiert. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Ich kenne Mitschwestern aus Afrika und Südamerika.

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