Teufel - Thriller
reiben. Barbara nutzte die Zeit und schlüpfte in die Kapelle.
Mit Tschak auf dem Arm rannte Georg, so schnell er konnte, doch der schwere Hund holte immer weiter auf. Im letzten Moment sprang Sina durch die halb offene Tür in die Kapelle, wo er gegen die Holz-wand eines Windfangs krachte und zu Boden ging. Hinter ihm warf die Nonne die Eingangstür zu und stemmte sich dagegen. Tschak befreite sich aus Georgs Umklammerung, lief in der Kapelle auf und ab und kläffte wie wild.
Die beiden Rottweiler bellten wütend. Sie sprangen mehrmals mit voller Wucht gegen die Außentür.
Dann wurde es ruhig vor der Kapelle.
Tschak stellte die Haare auf und knurrte.
Georg blickte unter der Kapellentür durch den Spalt direkt auf zwei schwarze Schnauzen, die schnüffelnd nach einem Durchgang forschten. Die Krallen scharrten auf der Schwelle.
»Die haben unsere Witterung…«, flüsterte Barbara.
Quietschend wurde die Türklinke nach unten gedrückt. Einer der Kampfhunde hatte sich mit den Vorderpfoten abgestützt, und mit leisem Knarren schwang die Tür einen Spalt auf. Barbara drückte sie sofort wieder zu und stemmte sich mit dem Rücken dagegen. »Mein Gott, sind die clever…«, zischte sie. »Wahrscheinlich kommt gleich der Hundehalter gelaufen und wird uns erzählen, dass die nur spielen wollen.«
»Auf jeden Fall hat er ihnen gezeigt, wie man Türen aufmacht«, stellte Georg nachdenklich fest. »Wir sitzen in der Falle. Entweder wir warten, bis sie die Geduld verlieren, oder ihr Herrchen legt ihnen wieder den Maulkorb an.«
Tschak lief mit gesträubten Nackenhaaren im Vorraum der Kapelle auf und ab und bellte.
Die zwei Rottweiler knurrten und scharrten immer wilder an der Tür.
Da krachte plötzlich ein Schuss, der lange nachhallte. Einer der Hunde winselte, dann gab es einen dumpfen Schlag. Noch ein Schuss fiel, der den zweiten Rottweiler gegen die Tür schleuderte. Dann war es ganz still.
Als Georg vorsichtig die Tür aufzog, lagen die beiden Kampfhunde zu seinen Füßen. Dunkelrotes Blut trat stoßweise aus den großen Löchern in ihren Schulterblättern aus, die rosa Zungen hingen grotesk verdreht aus den offenen Mäulern.
Die Pfoten der Hunde zitterten noch.
Sina ging in die Hocke und betrachtete die Tiere näher. Ihr makelloses Fell glänzte, ihre Zähne waren weiß, die Lefzen feucht und dunkel. Gepflegte Tiere, überlegte Georg, keine wilden Hunde.
»Ist Ihnen etwas passiert?«, keuchte Kurt Kremser und blieb schwer atmend vor Georg stehen. »Ich habe das Gebell gehört und bin zurückgekommen. Wildernde Kampfhunde ohne Halsband, da gab es keine langen Überlegungen.«
»Danke«, nickte Sina und half Barbara, über die toten Rottweiler zu steigen. Tschak schnüffelte kurz an den Kadavern und lief dann mit hoch erhobenem Kopf auf die Wiese.
Eine halbe Stunde später waren Barbara und Sina wieder am Wagen. Hinter den Scheibenwischern klemmte eine Notiz, die Georg laut vorlas:
»Wenn Sie es wieder bis hierher zurück geschafft haben, dann haben meine zwei Hunde versagt. Nehmen Sie es als letzte Warnung.« Anstelle der Unterschrift war ein Zeichen, das Georg aus Jauerlings Aufzeichnungen nur zu gut kannte: ein Nagelkreuz über einem Pentagramm.
Barbara sah ihn entsetzt an, während Georgs Gedanken rasten. Er dachte an die Minoritenkirche, ihre nächste Station, und es wurde ihm schlagartig klar, dass er alleine niemals eine Chance haben würde, lebend das Gotteshaus in der Wiener Innenstadt zu verlassen. Der Fremde würde ihn auch dort bereits erwarten.
Sina drehte die Nachricht in seinen Fingern. Das Kreuz von »Il Diavolo in Torino« auf der Notiz war eine unmissverständliche Warnung.
Der Killer, verrückt oder nicht, wusste offenbar mehr über das Geheimnis des Zwerges als befürchtet.
Möglicherweise wusste er sogar mehr als Sina selbst?
Damit rückte die Minoritenkirche in unerreichbare Entfernung. Oder doch nicht? Georg überlegte, an wen er sich um Hilfe wenden konnte. An seinen Vater? Kaum, der würde ihn nur auf das nächste Polizeirevier zu einer unverbindlichen Befragung über den Einbruch in das Archiv des Museums für Völkerkunde einladen.
Aber nicht nur die Staatsgewalt ist organisiert, dachte Georg und zog sein Handy aus der Tasche. Dann drückte er eine Kurzwahltaste.
»Professor! Wie schön, dich zu hören!«, meldete sich Eddy Bogner. »Die halbe Welt sucht dich schon seit Tagen. Paul, Kommissar Berner und vor allem dein Herr Vater.«
»Ich weiß, Eddy«, murmelte Sina und
Weitere Kostenlose Bücher