Teufel - Thriller
Auftanken und Starten. Wieso, das erklärt Ihnen Rubinstein.
Und, Goldmann …?«
»Ja?«
»Ich will Sie so schnell wie möglich weit weg von China haben, bevor Li Feng oder irgendein anderer Lamettahengst aufwacht und den Alarm auslöst«, stellte der Geheimdienstchef klar. »Die Flugstunden einer F-15 werden mit Gold aufgewogen. Das hat mich Zusagen auf allen Ebenen gekostet. Wenn Sie mir aus irgendeinem Grund einen Strich durch die Rechnung machen, sorge ich dafür, dass eines unserer Kommandos Sie schnappt und nach Lhasa zurückbringt. Ohne Winterjacke. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Was meinen Sie mit Strich durch die Rechnung?«, erkundigte sich Valerie stirnrunzelnd.
»Sie verlieren keine Sekunde Zeit, nerven Major Rubinstein nicht und fragen Sie, wann und ob Sie auf die Toilette dürfen«, antwortete Shapiro in einem Ton, der Widerspruch nicht einmal im Ansatz in Betracht zog. »Ich will keine Verzögerung, aus welchem Grund auch immer. Gehen Sie zum Ausgang 4, ein Wagen wird Sie zur Eagle bringen, sobald sie gelandet ist. Und dann will ich, dass Sie in diesem Jagdflugzeug sitzen, sobald es zum Stillstand gekommen ist.«
»Yes, Sir!«, gab Goldmann spöttisch zurück. Aber Shapiro hatte bereits aufgelegt.
Im Laufe ihrer Ausbildung und ihres Dienstes in der israelischen Armee war Valerie Goldmann mit so ziemlich allem geflogen, was Flügel oder einen Rotor hatte. Die McDonnell Douglas F-15 allerdings war für all jene stets »off limits« gewesen, die nicht für und auf dem Jet ausgebildet wurden. Eagle-Piloten waren eine eingeschworene Gemeinschaft, die Crème de la Crème der israelischen Luftwaffe. Ihre Ausbildung war hart, dauerte vier Jahre, und viele blieben dabei auf der Strecke, wechselten zu anderen Waffengattungen oder zu weniger anspruchsvollen Luftwaffeneinheiten. Piloten, die den 100 Millionen US-Dollar teuren Jagdflieger schließlich anvertraut bekamen, waren ausgesuchte, gut ausgebildete Spezialisten. Die israelische Armee hatte im Rahmen des »Peace-Fox-Programms« seit 1977 knapp hundert F-15 erworben, die sich in vielen Einsätzen und bewaffneten Konflikten bewähren mussten.
Die Eagle war eines der schnellsten bemannten Flugzeuge der Welt und so sah sie auch aus. Schlank und elegant gepfeilt, war der Jäger rund um zwei riesige Triebwerke mit Nachbrennern konstruiert worden. Das erhöht angeordnete Cockpit mit seiner kugelförmigen Pilotenkanzel bot einen ausgezeichneten Rundumblick, was vor allem in Kampfeinsätzen den Piloten ein Plus an Sicherheit bot.
Als Valerie zum Ausgang 4 kam, wartete der weiße Bus des Flughafens bereits mit laufendem Motor. Ein gelangweilt dreinblickender Grenzpolizist warf einen Blick in ihren Pass, drückte einen Stempel hinein und winkte sie durch.
Goldmann atmete auf.
Den kleinen Seesack über der Schulter, kletterte sie in den Bus und zog die Schiebetür zu. Der Wagen rollte sofort an, bog auf die Flughafenstraße ein und beschleunigte nordwärts. Bald lagen die internationalen Terminals und der Inlandsflughafen hinter ihnen und weitläufige Hangarkomplexe rückten ins Blickfeld. Service-Gesellschaften hatten sich hier eingerichtet, Spezialisten für Triebwerksüberholung oder Avionik, Innenausbau oder Radartechnik.
Vor einem Hangar mit der Aufschrift »Royal Nepal Airlines« hielt der Bus, und der Fahrer bedeutete Valerie auszusteigen.
Von der F-15 war weit und breit nichts zu sehen.
Eine Boeing 737 der »Gulf Air« und einige kleinere Flugzeuge der nepalesischen Fluggesellschaft parkten vor dem Hangar, umringt von Servicefahrzeugen mit Technikern und Ersatzteilen. Niemand beachtete Valerie, die sich suchend umblickte und schließlich durch das haushohe Tor den offenen Hangar betrat.
Die israelische F-15 Ra’am mit dem blauen Davidstern auf den Flügeln und unter der Pilotenkanzel sah neben den großen Verkehrsflugzeugen wie ein Spielzeug aus, das ein Kind in der riesigen Halle vergessen hatte. Auf und unter dem Jäger mit der braun-weiß-grünen Tarnbemalung turnte ein halbes Dutzend Techniker in blauen Overalls herum. Zahlreiche Kabel und Schläuche führten von der Maschine in unterirdische Schächte. Auf dem Leitwerk prangte das Zeichen der Hel HaAvir, der israelischen Luftstreitkräfte: ein geflügeltes Schwert mit einem Davidstern im Lorbeerkranz. Als Valerie näher kam, spürte sie die Hitze, die von den Triebwerken ausstrahlte.
Der Adler schien zu leben.
»Major Goldmann?« Eine helle Stimme neben ihr ließ Valerie
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