Teufel - Thriller
herumfahren. »Major Rubinstein. Willkommen auf dem schnellsten Heimflug, den die israelische Luftwaffe derzeit zu bieten hat.« Die Frau, die Valerie die Hand entgegenstreckte, hatte kurz geschnittenes blondes Haar und trug einen verschwitzten olivgrünen Overall mit ihrem Namensschild auf der Brust. Sie musterte Goldmann aufmerksam. »Sie müssen etwas Besonderes sein oder Beziehungen in die obersten Regierungsstellen haben, sonst wäre ich nicht hier und Sie nicht bald auf dem Kopilotensitz.«
»Ach was, halb so schlimm«, winkte Goldmann ab und schüttelte Rubinstein die Hand. »Ich freue mich ungemein auf den Flug, so etwas habe ich mir in meiner Ausbildung immer gewünscht. Die Eagle ist ein atemberaubend schönes Stück Luftfahrttechnik.«
Rubinstein sah sie fragend an. »Luftwaffe? Welche Einheit?«
»Hubschrauberstaffel«, gab Valerie zurück, »dann Kampftruppen, aber inzwischen a. D. Ich fliege nur mehr privat. Und ich heiße Valerie…«
Rubinstein lächelte. »Esther. Und jetzt solltest du dich umziehen, während ich unsere Betankung organisiere. Wir müssen unser Zeitfenster einhalten, sonst haben wir ein Problem. Overall, Schirm und Helm findest du auf dem Kopilotensitz. Verstau deinen Seesack dahinter.«
»Wo soll ich mich umziehen?« Valerie schaute sich suchend in der riesigen Halle um.
Esther grinste. »Unter der Eagle. Die Jungs hier sollen auch was zu sehen bekommen, wenn sie schon Sonderschichten für uns schieben. Außerdem haben wir keine Zeit.«
»Das kenne ich von irgendwoher«, grinste Goldmann und eilte davon.
Als zwanzig Minuten später die fertig betankte F-15 auf die Startbahn zurollte, schlug Valerie das Herz bis zum Hals. Die Sonne war bereits hinter den Bergen des Kessels von Kathmandu untergegangen, und die Befeuerung des Flughafens leuchtete in allen Farben. Lange Ketten von Lichtern wiesen den Weg in den Himmel, zu den Terminals oder den Parkpositionen.
Rubinstein verhandelte mit dem Tower in dem üblichen englischen Singsang, während zwei Verkehrsflugzeuge der Southern China Airlines scheinbar planlos kreuz und quer über die Zufahrten rollten. Der Helm, den Esther ihr auf den Kopf gedrückt hatte, war etwas zu groß, aber der Pilotenoverall passte perfekt. Sein Geruch hatte in Goldmann Erinnerungen an ihre Zeit bei der Hubschrauberstaffel geweckt. Doch für Wehmut blieb keine Zeit.
»Alles klar?«, fragte Rubinstein sie über das Intercom. »Wir haben die Starterlaubnis. Aber mit sechzehn Tonnen Treibstoff an Bord und in den Zusatztanks darfst du dir keinen spektakulären Start erwarten.«
»Lass den Adler fliegen«, antwortete Valerie und lehnte sich zurück. Nach einigen Sekunden war ihr klar, dass Esther schamlos untertrieben hatte. Eine unerbittliche Faust in ihrem Rücken schob sie nach vorne, die Turbinen donnerten und die Nachbrenner zündeten. Dann raste die F-15 wie vom Katapult geschossen die Startbahn hinunter, mit einer wahnwitzigen Beschleunigung, die alles in den Schatten stellte, was Valerie jemals erfahren hatte. Ein kleiner Zug am Knüppel, der wie ein überdimensionierter Joystick aussah, und die Eagle stieg fast senkrecht in den Abendhimmel. Die Erde schien von ihnen abzufallen. Die Nadel des Höhenmessers rotierte wie ein Kreisel, und die digitalen Zahlen im Cockpit rauschten vom dreistelligen in den vierstelligen Bereich mit einer Konsequenz und Schnelligkeit, die Valerie sprachlos machten, während die Beschleunigung sie in ihrem Sitz festnagelte.
»Steigrate 240 Meter pro Sekunde«, plauderte Esther im Funk, als säße sie auf dem heimatlichen Sofa. »Wir gehen auf 15000 Meter, rund 3000 unter unserer Dienstgipfelhöhe, und werden versuchen, in einer möglichst geraden Linie zu fliegen. Etwa 6600 Kilometer liegen vor uns, und wir haben es eilig. Das bedeutet einmal Auftanken in der Luft, Rendezvous-Zeit bekommen wir mitgeteilt. Wahrscheinlich irgendwo über dem Schwarzen Meer. Das ist auch der Grund, warum wir pünktlich sein müssen. Der Tanker wartet nicht.«
»Das nennst du keinen spektakulären Start?«, kommentierte Valerie atemlos. »Ich glaube, dann möchte ich nie einen spektakulären Start miterleben. Dagegen ist Hubschrauberfliegen ein gemütlicher Sonntagsspaziergang durch die Landschaft.«
Rubinstein ließ die F-15 langsam in den Horizontalflug übergehen und nahm das Gas zurück. »Die Eagle ist für Höchstgeschwindigkeiten über Mach 2,5 ausgelegt. Aber die können wir nicht lange durchhalten, sonst überhitzen die Triebwerke.
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