Teufel - Thriller
Provinz, der Name eines Schlagersängers, eines Violinisten, eines Autors, eines Dichters, soviel ich weiß, und ich könnte die Liste fortsetzen.«
»Danke, das war mir eine große Hilfe«, meinte Bertucci ironisch und nahm einen Schluck Rotwein. »Wenigstens der Hauswein ist ausgezeichnet…«
Der Professor tippte mit seinem Finger auf den Zettel. »Dafür sagt mir der dritte Name etwas, so seltsam es auch erscheinen mag. Der österreichische Kaiser Joseph II., der sich mit der Säkularisierung der Kloster unsterblich gemacht hat, war ein misstrauischer Machtmensch. Seine Geheimpolizei hieß das Schwarze Bureau und hatte einen berüchtigten Leiter: Balthasar Jauerling, einen kleinwüchsigen, aber genialen Strategen, der nach dem Tod des Kaisers plötzlich verschwand und nie wieder auftauchte.« Graziano kratzte sich am Kinn und schaute seinen Onkel an. »Jedenfalls bis vergangenes Jahr, als man seine Gruft in Wien fand. Es ging durch alle Medien. Er starb 1815, wenn mich nicht alles täuscht. Das heißt, er lebte 25 Jahre unerkannt irgendwo in Europa. Nachdem seine Gruft direkt vor dem ehemaligen Palais von Staatskanzler Metternich lag, glaube ich ganz fest, dass er bei dem großen Diplomaten lebte. Viele sehen in ihm den leitenden Kopf hinter dem Wiener Kongress. Eine graue Eminenz im Dunkel.«
»Ein Geheimdienst, sagst du?«, stieß Bertucci nach.
Sein Neffe nickte. »Das Schwarze Bureau war der Vorläufer der modernen Geheimdienste, die CIA seiner Zeit, und Balthasar Jauerling stand unangefochten an der Spitze. Ein gefürchteter Mann, einflussreich, nur dem Kaiser verantwortlich und sonst niemandem. Er erledigte die schmutzigen Geschäfte, kannte die schlimmsten Geheimnisse, vertraute nur sich selbst.«
»Das kenne ich von irgendwo«, murmelte der Kardinal. »Jauerling war Österreicher?«
»Soviel ich weiß, ja«, bestätigte Graziano.
»Die Donau«, murmelte Bertucci, »wenigstens etwas passt zusammen.« Als er Grazianos fragenden Blick spürte, winkte er ab. »Alle diese drei Namen müssen irgendetwas mit Wasser zu tun haben«, erklärte er dem Professor. »Jauerling und die Donau, das leuchtet ein. Wie ist es mit Theophanu?«
Graziano zuckte mit den Schultern. »Dazu fällt mir nur eines ein. Unter den Archäologen gibt es ein geflügeltes Wort – Byzanz an der Donau. Damit meinen sie nicht die Anwesenheit byzantinischen Militärs in den Kastellen entlang der Donau, sondern die zunehmende kulturelle Hinwendung des östlichen Mitteleuropas zum Byzantinischen Reich zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert, also der Zeit Theophanus.«
»Die Entdeckung der Symbolik des Verborgenen ist die Erkenntnis der Meister«, rezitierte der Advocatus Diaboli. »Bleibt Marini oder Marino.«
»Ich frag dich lieber nicht, woher du die drei Namen hast«, warf Graziano ein, »und wie ich dich kenne, wirst du es mir sowieso nicht verraten. Aber über Marini oder Marino werden wir nicht so rasch etwas herausfinden. Da brauchen wir mehr Anhaltspunkte, etwa seine Geburts- oder Sterbedaten, eine Funktion, seinen Heimatort, irgendetwas.«
Bertucci schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mit mehr Informationen kann ich dir nicht dienen. Schon diese drei Namen zu kennen ist derzeit lebensgefährlich.«
»Gut! Dann lass uns etwas versuchen, bevor wir abendessen gehen«, entschied der Professor. »Das Institut für Alte Geschichte der Universität Bologna ist nicht weit weg, ein bequemer Spaziergang von einigen Minuten. Da kann ich mich ins Universitätsnetz einloggen, und wir können auf gut Glück versuchen, über deinen Marini oder Marino etwas herauszufinden. Vielleicht bekommen wir eine Eingebung, wenn wir die Namenslisten durchschauen. Wenn ich dich richtig verstehe, dann könnte er auch etwas mit Wasser, der Donau oder Byzanz zu tun haben, im Geheimdienst oder ein illegaler Sohn von Theophanu gewesen sein.« Graziano grinste. »Tut mir leid, Paolo, aber das kommt mir alles ein wenig spekulativ vor.« Damit schob er ihm den Zettel zurück.
»Ich wollte, es wäre so«, gab Bertucci düster zurück und bezahlte. »Lass uns ans Institut gehen und unser Glück versuchen.«
Auf der Piazza stand ein blau-weißer Range Rover der Polizia. Zur Überraschung von Graziano wandte der Advocatus Diaboli sein Gesicht ab, damit ihn die Beamten, die mit Passanten plauderten, nicht sehen konnten.
»Wo hast du dein Auto geparkt?«, fragte der Professor irritiert.
»Da drüben an der Ecke«, antwortete der Kardinal, »der blaue!« Damit bog
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