Teufel - Thriller
Bescheid, den Termin hat die Sekretärin unseres Botschafters vor einer Stunde fixiert. Ihr Background ist wasserdicht, der Presseausweis echt.«
»Warum ich?«, erkundigte sich Goldmann mit Nachdruck. »Die Rolle kann jeder spielen, selbst Weinstein, mit ein wenig Vorbereitung.«
Shapiro sah Valerie mit einem abschätzenden Blick an. »Das müssen Sie schon mir überlassen, Major Goldmann, ich habe meine Gründe. Einer davon ist, dass diese Geschichte nach Österreich spielen könnte, wenn meine Annahmen korrekt sind.«
»Welche Annahmen?«, stieß Valerie nach.
Der Geheimdienstchef lächelte dünn. »Ich will Sie nicht mit meinen Theorien verwirren, Major. Ich erwarte, dass Sie selbst Ihre Schlüsse ziehen. Genauer gesagt möchte ich, dass Sie den roten Faden aufrollen, dem auch Pro Deo nachgeht, egal wohin er führt.«
»Wie immer habe ich das Gefühl, dass Sie mir nicht einmal die Hälfte von dem erzählen, was ich wissen müsste.«
»Weinstein hat die Anordnung, sich zu Ihrer Verfügung zu halten«, stellte Shapiro kühl fest, ohne auf ihren Einwurf einzugehen. »Ich habe ein Zimmer im Hotel › Exedra Roma ‹ auf der Piazza della Repubblica für Sie reservieren lassen. Offiziell von Ihrer Zeitung, nachkontrollierbar selbstverständlich.« Der Geheimdienstchef lehnte sich vor. »Wenn mich nicht alles täuscht, tragen Sie noch immer den Pilotenoverall. Er steht Ihnen ohne Zweifel, aber im Vatikan wäre das definitiv deplatziert, Major. Ich würde daher vorschlagen, Sie kleiden sich noch rasch ein. Das sollte in Rom kein Problem darstellen, nehme ich an.«
»Mit Vergnügen«, gab Goldmann zurück, »ich wollte schon immer bei Prada über die Stränge schlagen…«
»Habe ich vergessen zu erwähnen, dass diese Ausgaben von meinem Büro sicher nicht abgezeichnet werden?«, lächelte Shapiro herausfordernd. »Verlieren Sie keine Minute Zeit, Major. Pro Deo hat einen Vorsprung und den Heimvorteil, Sie lediglich eine Nacht, um sich einzuarbeiten. Das Dossier kommt in wenigen Minuten per E-Mail.«
Valerie wartete auf einen Schlusssatz, aber der Flatscreen wurde einfach schwarz. Shapiro hatte das Gespräch abrupt beendet.
Als sie mit dem Lift bis in die letzte Etage fuhr, wurde Goldmann den Verdacht nicht los, dass ihre Rolle eine ganz andere war, als Shapiro versucht hatte, ihr einzureden. Sie kannte den Leiter der Metsada lange genug, um ihm alles zuzutrauen.
Bar Il Piccolo, Piazza Giuseppe Verdi, Bologna/Italien
D ie Lichter unter den Lauben von Bologna waren angegangen, als Paolo Bertucci von der zweispurigen Viale Gianbattista Ercolani in die Innenstadt abbog. Die alten, schmalen Straßen mit den zweistöckigen Häusern waren verwinkelt, und viele junge Leute zogen von Lokal zu Lokal, waren unterwegs zu den Bars und Eissalons der Stadt oder standen laut diskutierend in Gruppen beisammen.
Es versprach, eine laue Nacht zu werden. Die Tische unter den Lauben oder auf den Plätzen waren voll, in den Straßen waren Motorräder und Vespas in Pulks unterwegs. Bertucci beschwor sein Glück. Hier einen Parkplatz zu finden würde nicht einfach sein.
Von seinen vergangenen Besuchen wusste der Kardinal, dass vor der Bar Il Piccolo eine Sperre aus Steinklötzen das Halteverbot wirksam unterstrich. Er musste den Umweg über die Via Zamboni nehmen, und sein Mut sank, als er Hunderte Scooter sah, die vor den Lauben abgestellt waren. Doch dann konnte er sein Glück nicht fassen, als er schräg gegenüber der Bar in der Via de Castagnoli einen Parkplatz fand, den Audi abschloss und mit langen Schritten über den Platz eilte.
Vor der kleinen Bar, auf den blauen Sesseln unter den weißen »Heineken«-Schirmen, war kein Platz mehr frei, was Bertucci nur recht war. In einer großen Menschenmenge würde er unerkannt bleiben, in der Masse untergehen und sich frei bewegen können. Nachdem sein Neffe an den kleinen Tischen unter den Lauben nirgendwo zu sehen war, stieß der Kardinal die braune Glastür auf und betrat die Bar. Il Piccolo Bar machte ihrem Namen alle Ehre. Sie war klein und familiär, Bertucci musste sich durch die Trauben von Menschen drängen, die um die Bar mit Gläsern in der Hand die Tagesaktualitäten diskutierten. In einer Ecke, an einem der schmalen Tische, saß Professor Andrea Graziano vor einer fast leeren Karaffe mit Rotwein und winkte ihm.
»Wie du siehst, habe ich die Zeit genutzt«, lächelte er, stand auf und umarmte seinen Onkel. »Schön, dich zu sehen, auch wenn es ein überraschender Besuch
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