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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Pensionist. »Paul Wagner ist ein österreichischer Reporter, der versucht, mehr über das Kriegsende hier in der Gegend herauszufinden!« Dann meinte er leise zu Paul: »Sie müssen etwas lauter sprechen, er ist ein wenig schwerhörig.«
    Der alte Mann kam ihnen leicht humpelnd entgegen, begrüßte Smetana und blickte Wagner forschend ins Gesicht. Dann streckte er die Hand aus. »Besuch aus Österreich? Willkommen, willkommen, Herr Wagner! Nennen Sie mich einfach Honzo, das ist mein alter Spitzname aus Kriegszeiten. Er ist mir geblieben, wie meine Frau.« Er kicherte und zwinkerte Wagner zu und deutete auf Smetana. »Der da kann dazu gar nichts sagen, der eingefleischte Junggeselle, der hat sich ja nie getraut zu heiraten und im Krieg hat er noch in die Windeln gemacht!«
    Mit einer einladenden Handbewegung bat der Alte Paul und Smetana in die Gartenhütte. Alle Fenster standen weit offen. Die Einrichtung war einfach, aber blitzsauber, und mehrere Vasen mit Flieder verbreiteten einen schweren Duft. Mit einem Griff in den schmalen Wandschrank holte Honzo drei Schnapsgläser und eine Flasche ohne Etikett hervor.
    »Marille, selbst gebrannt«, erklärte er stolz und ignorierte die abwehrenden Handbewegungen des Reporters. »Der hält gesund und jung. Prost!«
    Smetana schien an das flüssige Obst zur Vormittagsstunde gewöhnt zu sein. Während Paul mit den Tränen kämpfte, füllte der Alte ungerührt die Gläser nach und lauschte der Erklärung des Eisenbahn-Enthusiasten für den unerwarteten Besuch. Als die Rede auf die SS kam, wurde der Gesichtsausdruck des alten Mannes hart.
    Nachdem Smetana geendet hatte, legte sich Schweigen über die Runde. Honzo drehte sein Schnapsglas zwischen den Fingern und schien ganz weit weg zu sein, versunken in Erinnerungen und alten Bildern, die nur er sah.
    Paul warf Smetana einen Blick zu, aber der zuckte nur unmerklich mit den Schultern, bevor er noch einen Schluck Schnaps nahm.
    »Die SS…« Der alte Mann hatte leise zu sprechen begonnen. »Der Schwarze Orden von Heinrich Himmler… Davon gab es in unserer Gegend am Kriegsende glücklicherweise nicht so viele. Wir haben sie gehasst wie die Pest.« Er sah Paul an. »Da gab es keine Gefangenen, wenn wir sie erwischt haben. Das war eine unausgesprochene Regel in unserer Gruppe. Wir ließen keinen am Leben.« Der Alte nickte. »Heute kann man es ja sagen. Die einfachen Soldaten haben mir oft leidgetan. Sie waren abgekämpft, am Ende ihrer Kräfte nach sechs Jahren Krieg. Kaum fünfundzwanzig und schon alte Männer, gezeichnet für ihr Leben.« Er legte die Hände flach auf das blütenweiße Tischtuch. »Wie wir alle. Eine verlorene Generation.« Seine Stimme verlor sich in Erinnerungen. Dann gab er sich einen Ruck, stand auf und öffnete die Tür einer kleinen Anrichte. Pfannen und Töpfe klapperten, bevor er sich wieder aufrichtete, eine flache Metallschatulle in der Hand.
    »Nein, SS gab es nicht viel hier, wir waren tiefe Provinz, nicht Prag oder Brünn«, fuhr er fort. »Die Partisanengruppen in Ostmähren hatten sich Ende 1944 besser organisiert, wurden schlagkräftiger und mutiger. Sie konnten ja auf die Unterstützung der Bevölkerung zählen. Heydrich war nie beliebt gewesen, die Deutschen auch nicht. So baute sich ein tschechischer Widerstand auf, der einen großen Rückhalt im Land hatte. Je schlechter die Lage für die Deutschen wurde, umso heftiger wurden unsere Angriffe. Wir sabotierten alles, was den Besatzern nutzen konnte. Allerdings sprengten wir keine Gleisanlagen, weil wir genau wussten, dass sie schwer zu reparieren waren und wir einige Monate später selbst darauf angewiesen sein würden. Aber wir legten Lokomotiven lahm, griffen Truppentransporte an, sprengten Heeres-Lkws von der Straße, errichteten Sperren oder feuerten mit Panzerfäusten auf Kommandowagen. Es war ein schmutziger Krieg.«
    Der alte Honzo hielt die Schatulle fest in seiner Hand, so als sei sie eine direkte Verbindung mit der Vergangenheit, die gleichzeitig weit weg und doch so nah schien.
    »Deshalb erinnere ich mich genau an den Tag, als die SS hier eintraf, im April 1945.«
    Paul lehnte sich gespannt vor.
    »Erst kam der Zug mit den Verwundeten und dem Waggon, den das SS-Kommando nicht aus den Augen ließ. Sie schoben Wache daneben, rund um die Uhr. Wir überlegten uns, was zu tun sei. Sollten wir einen Angriff wagen? Das wäre riskant gewesen, weil immer mehr Soldaten auf dem Bahnhof ankamen, auf ihrer Flucht vor der Roten Armee. Außerdem

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