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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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konnten wir nicht in Erfahrung bringen, was in dem Waggon war. Dann war plötzlich die Lokomotive weg, und die wenigen Wagen, es waren vielleicht fünf oder sechs, standen noch immer auf dem Abstellgleis. Die Wachen drehten nach wie vor ihre Runden, obwohl man die russische Artillerie bereits hörte.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Typisch SS.«
    Er nahm einen Schluck Schnaps und hustete.
    »Ich schloss mich einer Gruppe an, die in einem der Schuppen eine Lokomotive unter Dampf hielt, weil wir den Russen ein Transportmittel anbieten wollten, sobald sie Deutschbrod eingenommen hätten. Dann erreichte uns die Nachricht von einer kleinen SS-Kolonne, die aus Prag auf dem Weg zu uns nach Süden war. Wir ließen alles stehen und liegen und organisierten eine Straßensperre. Aber wir hatten uns verrechnet. In der Zwischenzeit hatte sich jemand die Lok geschnappt, sie vor die paar Waggons gekuppelt und sich auf den Weg in Richtung Znaim und Österreich gemacht. Wir holten zwei der SS-Kommandowagen mit Panzerfäusten von der Straße, und als wir wieder am Bahnhof eintrafen, lagen da nur mehr drei tote SS-Männer neben den Gleisen. Der Zug war weg, die Lok verschwunden, der geheimnisvolle Waggon ebenfalls.«
    »Das heißt, die Bewachung war tot, und der Waggon fuhr ohne SS-Männer weiter?«, erkundigte sich Wagner.
    »Genau das heißt es, aber fragen Sie mich nicht, wer die Lok fuhr«, antwortete Stepan. »Es war sicher kein tschechischer Lokführer.«
    »Was geschah dann?«, fragte der Reporter.
    »Ich wurde damit beauftragt, die Uniformen der Toten zu durchsuchen, weil wir Sorge hatten, dass weitere Transporte folgen sollten. Ich leerte also ihre Taschen, aber wenige Stunden später waren bereits die ersten russischen Vorhuten da. Niemand interessierte sich mehr für die Befehle von gestern. Eine neue Zeit war angebrochen, und die Deutschen in Mähren waren bald nur mehr Geschichte.«
    Er schob die Schatulle, die eigentlich eine alte Keksdose war, über den Tisch Wagner zu. »Hier ist alles drin, was in ihren Taschen war.
    Ich habe manche Dinge aus dem Krieg aufgehoben, über die Jahre aber auch vieles an Historiker und das Stadtmuseum abgegeben, manches sogar an das Armeemuseum in Prag. Bevor es bei mir nutzlos herumliegt, soll es lieber die Geschichte für Schüler und Studenten greifbar machen.« Stepan sah den Reporter an und fuhr fort: »Nach den toten SS-Leuten am Bahnhof hat mich nie jemand gefragt. Wenn es Ihnen also weiterhilft in Ihrer Forschung, dann nehmen Sie die Dose gerne mit. Und wenn Sie den Inhalt nicht mehr brauchen, spenden Sie ihn einem Museum oder einer Sammlung.«
    Paul nahm die Dose und öffnete den Deckel. Alte Reichsmark-scheine, Münzen und Schlüssel, Ausweise und Papiere lagen darin verstreut. »Danke, Stepan, für die Erzählung und die Erinnerungsstücke«, meinte er und klappte die Schatulle wieder zu. »Das war mehr, als ich erhofft habe.«
    Zwanzig Minuten später saß Paul im »Pizza-Expresss«, die glänzende Keksdose auf seinem Schoß. Er öffnete sie erneut, schob die Geldscheine zur Seite, holte die Ausweise heraus und blätterte sie durch. SS-Obersturmbannführer Karl Lindner, SS-Unterscharführer Gerhardt Schnur und SS-Scharführer Wilhelm Mantler. Münzen, ein Anhänger an einer Uhrkette, der das Foto einer jungen Frau zeigte, die in die Kamera lächelte. Einige zusammengefaltete Blätter, in den Jahrzehnten vergilbt. Wagner zog eines vorsichtig heraus und schlug es auf. Die großen SS-Runen sprangen ihm förmlich entgegen, die Unterschrift am Ende war berüchtigt: Heinrich Himmler, Reichsführer-SS.
    Dann begann Paul zu lesen und traute seinen Augen kaum.
    »Geweihte Erde.«
    Die Worte tanzten vor seinen Augen.
    Wenige Minuten später raste der »Pizza-Expresss« über die Landstraße westwärts in Richtung Autobahn. Paul hatte mehr als sechs Stunden Fahrt vor sich und war fest entschlossen, es deutlich schneller zu schaffen.
    Jetzt war keine Minute mehr zu verlieren.
Büro des Außenministers Kardinal Lamberti, Vatikanstadt, Rom/Italien
    D er Schweizergardist an der Pforte nahm es ganz genau. Er kontrollierte erst den Presseausweis von Valerie Goldmann, dann die Einladung und schließlich rief er im Büro von Kardinal Carlo Lamberti an, um sich den Termin bestätigen zu lassen. Anschließend bat er sie noch um eine weitere Legitimation. Mit einem dünnen Lächeln reichte er ihr am Ende alle Dokumente zurück und forderte sie mit einer Handbewegung auf, durch den Metallscanner zu

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