Teufel - Thriller
François und beruhigte seinen Schimmel, der aufgeregt zu tänzeln begann.
»Also zwölf.« Der Colonel nahm noch einen Zug. »Keine Pfaffen?«
»Nein. Die gackern alle bei der Nachhut herum wie die Hühner.« Der Husar unterdrückte ein hämisches Grinsen. »Die Schwarzkittel wähnen sich in Sicherheit.«
»Ein fataler Irrtum«, zischte Carlet und zog seinen Säbel, als der vierte Wagen die Flussmitte erreicht hatte. »Für den Kaiser!«, brüllte er dann. »Für Napoleon! Auf seine Befreiung von dieser stinkenden Insel! Vive la France!«
Die Husaren zogen ihre Pistolen und eröffneten das Feuer. Ihre Kugeln zerfetzten die Plane des Wagens, zerfaserten die Planken der Ladefläche, rissen Löcher in die Abdeckungen. Die Ochsen brüllten erschreckt auf, verdrehten ihre Augen und zerrten an der Deichsel. Doch ohne menschliche Führung saßen sie mit ihrer Last im Flussbett fest.
Die italienischen Kutscher stürzten tödlich getroffen ins Wasser. Ihre Leichen trieben langsam mit dem Gesicht nach unten auf das Piemont zu, während ihr Blut dunkle Wirbel in das kalte Wasser des Taro zeichnete.
Die Schweizergardisten auf der Ladefläche waren von dem Angriff völlig überrascht worden. Sie versuchten verzweifelt, sich aus den Fetzen der Planen zu befreien. Andere wieder waren verwundet, wanden sich unter Schmerzen oder griffen nach ihren Waffen.
Der Colonel zog an den Zügeln und drehte sich mit seinem Pferd mehrmals auf der Stelle. »Feuer!«, befahl er ungerührt, und die berittenen Husaren feuerten eine weitere Salve ab. Die Wirkung war verheerend. Die hilflosen Schweizer auf den Wagen waren eine leichte Zielscheibe. Sie rissen ihre Arme in die Luft und stürzten ins Wasser.
Die Husaren lachten lauthals. Dann schossen sie abermals auf den Karren, bis gespenstische Stille herrschte.
Am Ende des Zuges horchte Marino Marini erschreckt auf. Ohne Zweifel, das waren Schüsse, die er da hörte, und sie kamen vom Fluss. Mit nervösen Fingern zählte er die Wagen, die noch auf die Passage durch die Furt warteten. Sofort begriff er, welche der Fuhren unter Beschuss stand. Aufgeregt gab er den Jesuiten ein Zeichen, ihm zu folgen, und galoppierte los.
Die alarmierten Fuhrleute und Gardisten liefen unterdessen an die Ufer, starrten auf die Toten und den zerfetzten Lastenkarren.
Dann begriffen sie und rannten um ihr Leben. Vereinzelt pfiffen ihnen Kugeln um die Ohren, aber sie duckten sich und flüchteten, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
»Feige Bande!«, zischte Marini, als seine Soldaten, die Kutscher und ihre Gehilfen in alle Richtungen davonstoben.
Colonel Carlet betrachtete zufrieden sein Werk. »Los!«, befahl er. »Hebt die Kisten aus den Wagen und legt sie auf das Wasser.«
Die Männer starrten ihn mit großen Augen an.
»Habt ihr Bohnen in den Ohren?«, herrschte er sie an und steckte seinen Säbel zurück in die Scheide. »Die Dinger sollen wegschwimmen.« Dann sprang er aus dem Sattel, kletterte selbst auf den Wagen, schob einen Toten zur Seite und warf die erste Kiste in das Wasser. Sie stürzte mit lautem Platsch in den Taro, sank bis zur Hälfte auf den Grund und rührte sich nicht vom Fleck.
»Zu schwer! Verdammt!«, fluchte der Hauptmann und schlug mit der Faust auf die Bordwand. Er war ratlos.
»Da habt ihr wohl Pech gehabt, Colonel!«, hörte Carlet den jungen Monsignore rufen. »Nicht jeder Akt ist aus Papier…«
Der alte Soldat zuckte zusammen und drehte seinen Kopf in alle Richtungen. Doch weder auf der Straße noch an den beiden Ufern war jemand zu sehen. »Sichern!«, brüllte er seinen Männern zu, die sofort einen Kreis um den erbeuteten Wagen bildeten.
»Ticktack, ticktack!«, ertönte wiederum die jugendliche Stimme des Monsignore. »Wie schnell die Zeit vergeht.« Marini lachte. »Wie lange, glaubt ihr, brauchen die Soldaten von Marie-Louise für drei Meilen, Colonel?«
Der Franzose biss die Zähne aufeinander und ballte die Fäuste. »Als du noch in deine feinen Windeln geschissen hast, war ich schon im Krieg…«, zischte er. Dann zog er seine Pistolen aus den Halftern und feuerte planlos auf die umstehenden Bäume. Die anderen Husaren folgten seinem Vorbild. Vögel stoben aus den Wipfeln auf, Blätter und Äste fielen auf die spiegelglatte Oberfläche des Taro. Dann war es wieder ganz still. Der Colonel kicherte zufrieden.
»Daneben!«, lachte Marini mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Ihr verliert die Nerven, alter Mann!« Er presste sich die Hand auf eine tiefe Wunde in der
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