Teufel - Thriller
Schulter. Zwischen seinen Fingern trat dunkles Blut stoßweise aus.
Ein alter Jesuit mit halblangen, weißen Haaren robbte durch das Dickicht bis zu ihm. Ohne zu zögern, steckte Louis Ferrand dem verletzten Marini ein Stück Holz in den Mund, zerriss die Soutane des Verletzten und legte ihm einen Druckverband an. Marini stöhnte vor Schmerzen laut auf, aber Ferrand legte ihm seine Hand auf den Mund. »Brillant, Monsignore«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Die Fabel von Fuchs und Bär. Gott segne die klassische Bildung! Wir dürfen den Bären niemals wissen lassen, wenn er uns erwischt hat.«
Marini nickte und spuckte das Holz aus. Dann rief er: »Colonel, wir haben einige unserer Pater nach Parma geschickt, um Hilfe zu holen…!«
Ferrand zwinkerte dem Monsignore zu und begann, umständlich eine Muskete zu laden.
»Eine Finte!«, antwortete der Offizier und lauschte aufmerksam, woher die Stimme gekommen war. »Die Pfaffen hätten an uns vorbei über den Fluss setzen müssen. Niemand hat sich mit einem Plan von hier entfernt. Ich habe nur Vernunftlose türmen sehen.« Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Und selbst wenn, wir sind mit der Ladung verschwunden, bevor ihre Verstärkung eintrifft. Stimmt’s nicht, Männer?« Er machte eine auffordernde Handbewegung, und die Husaren jubelten laut.
Aber in ihre Gesichter stand der Zweifel geschrieben.
»Was wollen Sie mit dem Zeug, Colonel?«, fragte Marini. »Sie können es ohnedies nicht lesen.« Er besann sich kurz, dann ergänzte er: »Die Worte lesen: ja! Aber ihre Bedeutung verstehen: nein!«
»Da haben Sie leider recht, Monsignore. Mir fehlt dafür sicher das Verständnis, aber dem Kaiser nicht!« Carlet schleuderte die Pistolen weg und zog seinen Säbel, dann glitt er langsam von dem Wagen ins Wasser und watete vorsichtig in Richtung Ufer. »Und ist Napoleon einmal von Elba befreit, dann kommt er wieder, stärker als je zuvor.« Der Soldat lachte. »Und diese Fracht und ich, wir beide werden ihm dabei helfen! Wir haben in Paris gesucht und gesucht, aber nichts gefunden. Doch dann haben Eure Krähen das Aas umkreist und sich endlich darauf niedergelassen. Jetzt weiß der napoleonische Adler, wo der Festschmaus für ihn bereitliegt…«
»Da soll der Adler sich aber vorsehen, dass ihm die Raben nicht die Augen aushacken, bevor er sich den Wanst vollschlägt!«, rief Marini zurück und lauschte. »Oder aber das Fleisch wurde vergiftet, von einem alten, erfahrenen Jäger!«
»Er kommt näher…«, murmelte Ferrand und spannte den Hahn des Gewehres. »Nicht mehr lange und er hat uns. Außer, ich habe ihn früher…« Der Abbé spähte über Kimme und Korn durch die Äste und Blätter. »Das ist wie damals im Guarani-Krieg am Río Paraná…«, flüsterte er und verdrängte die Bilder der Erinnerung. Gegen das silbrige Spiegeln und Glitzern des Taro erkannte er die Umrisse des Colonels. Er zielte auf den Kopf des Soldaten und hielt den Atem an, dann krümmte er seinen Zeigefinger am Abzug, aber es verließ ihn der Mut. »Ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht…«, stöhnte er und warf die Büchse auf den Boden. Marini legte ihm verständnisvoll die Hand auf die Schulter und schloss die Augen.
Der Hauptmann hatte das Rascheln im Unterholz gehört und brüllte: »Dort sind die Pfaffen! Schnappt sie euch!«
Das Krachen von unzähligen Schüssen hallte durch die Stille über dem Fluss. Ferrand warf sich über Marini. Er wartete jeden Moment auf die tödliche Kugel, aber sie kam nicht. Dafür hörte er laute Schreie, aufspritzendes Wasser und das entsetzte Wiehern von Pferden.
Das österreichische Infanterieregiment war wie aus dem Nichts aus dem Unterholz gebrochen und hatte sofort das Feuer eröffnet. Die erste Linie schoss, trat zurück. Dann gab die zweite Reihe ihre Salve ab, während die erste sich für den nächsten Schuss bereit machte. Sie bissen die Zündhütchen auf und stopften die Rohre mit unglaublicher Präzision und Geschwindigkeit. Der Angriff lief ab wie ein Uhrwerk. Blitz und Donner, Blitz und Donner, immer wieder und ohne Gnade.
Der Gestank von Schwefel und Salpeter erfüllte die Luft.
Die Husaren versuchten verzweifelt zu entkommen, aber sie hatten keine Chance. Ihre Pferde bäumten sich auf, schleuderten die Reiter in den Taro. Männer und Rösser wurden augenblicklich von den Kugeln zerfetzt und verschwanden im Wasser. Die Ochsen brüllten auf und sackten tot in sich zusammen.
Der Fluss färbte sich rot, als die zitternden
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