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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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und sondierte die Lage. Das Terrain fiel steil ab, um auf der anderen Seite des Taro wieder rapide anzusteigen. Der schmale Fluss wand sich in sanften Kurven dem Po zu. Er schimmerte dunkelblau bis anthrazit zwischen den Bäumen und Sträuchern am Ufer.
    »Die Luft ist rein«, murmelte er und nahm einen weiteren Bissen von seiner Zwiebel.
    »Was habt Ihr gemeint damit, dass die Österreicher Euch von hinten angegriffen haben?« Marino Marini brachte sein Pferd zum Stehen und blickte auf den Husaren. »Glaubt Ihr an einen Hinterhalt?«
    »Ich nicht, aber Euer Onkel, Exzellenz.« Carlet grinste und ließ sein Pferd ein wenig aus dem Taro saufen.
    »Onkel Gaetano?«, wunderte sich Marini und schüttelte seinen Kopf. »Aber warum? Wir transportieren doch nur das Archiv wieder zurück nach Rom.« Er schlug einen vertraulichen Ton an und klopfte Carlet wie einem Kumpan auf die Schulter. »Glaubt er, die italienischen Strauchdiebe verlangt es nach Bettlektüre? Mit dem vielen Papier könnten sie sich ja doch nur den Hintern abwischen. Was meint Ihr?« Dabei lachte er laut.
    Der Colonel stimmte ein. Mit einem Handschuh wischte er sich eine Träne aus dem Gesicht. Dann wurde er wieder ernst. »Monsignore Marini, verzeiht mir, aber Ihr seid noch sehr jung«, meinte er dann. »Ihr transportiert nicht › nur ‹ das Archiv zurück in den Vatikan, Ihr transportiert DAS Archiv. Versteht Ihr?«
    »Nein«, antwortete Marini ehrlich und sah Carlet fragend an.
    »Der Kaiser hat im Februar 1810 nach dem Feldzug gegen Österreich beschlossen, das gesamte päpstliche Archiv beschlagnahmen zu lassen. Aber vor allem ging es ihm um das Geheimarchiv der römischen Kurie.« Er schlug mit der Hand auf das Sattelhorn. »Wir haben damals über 3230 Kisten aus Rom abtransportiert. Zuerst sollten wir nach Reims damit, aber Napoleon änderte den Plan, und wir zogen nach Paris.« Der Colonel schaute sich aufmerksam um. »Zuerst war ich von dem Auftrag gar nicht begeistert, müsst Ihr wissen, ich wollte wieder an die Front. Aber dann, dann habe ich begriffen. Meint Ihr, Napoleon hätte leichtfertig so einen Befehl gegeben? Meint Ihr, der Kaiser war ein Dummkopf, weil er › nur ‹ ein Archiv haben wollte?« Er zog die Brauen zusammen und sah Marini fragend an.
    Der junge Geistliche senkte den Blick und schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Ihr habt recht, das glaube ich nicht«, murmelte er dann, wandte sich ab und galoppierte zurück zu den Wagen.
    Die Karren und Ochsen machten sich gerade bereit, den kurzen Abhang zum Fluss und dann die Furt zu überwinden.
    In Marinis Kopf rasten die Gedanken. Er war zornig auf den Franzosen, aber er brauchte ihn noch. Glaubte der Colonel tatsächlich, Pius VII. sei ein Idiot, weil er das Archiv direkt nach seinem Exil in Fontainebleau wieder in Rom haben wollte?
    Marini rutschte ärgerlich im Sattel hin und her. Glaubt dieser Franzose, dass der Präfekt des vatikanischen Archivs ein Schwachsinniger oder ein nepotistischer Simpel ist, weil er mich, seinen Neffen Marino Marini, zu seinem Stellvertreter ernannt hat?
    Marini musste sich allerdings eingestehen, dass er auch selbst schuld an seiner misslichen Lage war. Der junge Geistliche hatte nicht erwartet, dass dieser grobe Soldat den Wert von geistigem Reichtum zu schätzen wissen würde. Darum hatte er für den Säbelschwinger auch den ignoranten Hanswurst gegeben. Aber er musste eingestehen, dass er sich in dem Franzosen offenbar getäuscht hatte.
    Er preschte ans Ende der Wagenreihe und trieb die letzten Fuhrleute an, noch näher aufzuschließen.
    Carlet watete derweil zu Pferd durch den seichten Taro und kontrollierte zufrieden, wie die schweren Karren nacheinander die Furt durchquerten. Das Wasser spritzte unter den Hufen der Ochsen auf, und die Räder und Achsen hielten der zusätzlichen Belastung ohne Zwischenfälle stand. Diese italienischen Fuhrleute verstehen ihr Handwerk, dachte Carlet und gab seinen Unteroffizieren ein Zeichen, die Husaren am Ufer und im Wasser in Stellung zu bringen.
    Einer der Männer trieb sein Pferd nahe zu seinem, reichte ihm die Weinflasche zurück und schaute ihn erwartungsvoll an. Der Colonel nahm einen tiefen Schluck. Dann fragte er: »Welcher von den Wagen ist es? Auf welchem wird das Wichtigste aus den Geheimen Archiven transportiert?«
    »Auf dem da hinten.« Der Husar zeigte mit dem Finger auf das Gespann. »Dem vierten.«
    Carlet nickte und brummte: »Wie viele?«
    »Zehn Gardisten und zwei Fuhrmänner«, antwortete

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