Teufel - Thriller
Reichweite vor sich auf den Tisch gelegt und betrachtete nachdenklich den schmalen Italiener, der ihm auf dem Sofa gegenübersaß und bemerkenswert ruhig seinen Kaffee umrührte.
»Sie kommen also aus Rom, wollen Paul Wagner oder Georg Sina sprechen und mir sonst nicht wirklich viel erzählen«, fasste Berner zusammen, der den unerwarteten Besucher ergebnislos nach Waffen durchsucht hatte, bevor er ihn in das Sofa gedrückt und ihm zur Wiedergutmachung für den Schrecken einen Kaffee in die Hand gedrückt hatte. »Das ist ein wenig zu dünn, um Paul zu alarmieren oder Professor Sina zu stören. Da müssen Sie mir schon ein paar zusätzliche Details liefern.«
»Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht mehr erzählen«, erwiderte Bertucci bestimmt. »Ich bin so weit gekommen, weil ich vorsichtig war, spurlos untergetaucht bin und niemandem vertraut habe.«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind, warum Sie hier sind, wo genau Sie herkommen und vor allem nicht, vor wem sie Angst haben«, gab Berner ungerührt zurück. »Paul Wagner ist unterwegs im Ausland und Georg Sina nicht erreichbar. Das muss Ihnen genügen. Sie werden also mit mir vorliebnehmen müssen, ob Sie wollen oder nicht. Ansonsten – wünsche ich Ihnen noch eine gute Weiterreise. Arrivederci!«
Der Kommissar stand auf, steckte seine Pistole in den Halfter und sah sein Gegenüber herausfordernd an. »Bitte, da drüben ist die Tür, und ich gebe Ihnen noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg, wie Sie aus dem Labyrinth des Güterbahnhofs wieder herausfinden.« Er nahm Wagners Memo und faltete es zusammen, bevor er es einsteckte. »Was ich gerade gelesen habe, reicht für mindestens fünf Albträume. Damit ist mein Bedarf für die nächste Zeit gedeckt. Sollten Sie auch noch ein paar im Gepäck haben, dann nehmen Sie die ruhig wieder mit. Paul wird nicht vor morgen Abend wieder zurückkommen, und ich sollte auch schon längst unterwegs sein. Hier laufen ein paar Killer frei herum, und ich weiß nicht einmal, ob Sie nicht vielleicht auf deren Seite sind.«
Bertucci sah Berner über den Rand der Kaffeetasse hinweg an. »Sie haben mir auch nicht gesagt, wer Sie sind«, meinte er leise.
»Und damit sind wir auch quitt«, gab der Kommissar ungerührt zurück und machte eine unmissverständliche Geste in Richtung Tor. »Ich mag es nicht, wenn man ohne Anklopfen in die Wohnungen meiner Freunde hereinstolpert, dazu sind die schlechten Erinnerungen noch zu frisch.« Er sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Und jetzt darf ich Sie bitten, wieder hinauszustolpern. Ich habe zu tun.«
»Bertucci«, kam es leise vom Sofa, »Paolo Bertucci.«
»Berner«, erwiderte der Kommissar, »Bernhard Berner. Und jetzt? Sollte mir Ihr Name irgendetwas sagen?«
»Kardinal Bertucci«, ergänzte der Italiener und stellte die Tasse ab.
»Kommissar Berner«, gab Berner überrascht zurück. »Sie sind Geistlicher? Sie sehen gar nicht so aus.«
»Sie sind Polizist?«, lächelte Bertucci. »Sie sehen gar nicht wie ein Beamter aus.«
Berner musste grinsen. »Touché!« Er zog seine Legitimation aus der Tasche und legte sie vor Bertucci auf den Tisch. »Zufrieden?«
»Ich kann leider nicht mit einem Ausweis aufwarten.« Der Kardinal reichte Berner das Dokument wieder zurück. »Weder Gott noch der Teufel stellen einen aus.«
»Der Teufel?«, wunderte sich der Kommissar.
Der Kardinal nickte. »Ich bin der Advocatus Diaboli, der Anwalt des Teufels im Vatikan.«
Berner sah ihn erst erstaunt an, dann ging er rasch zu dem großen Tor, warf einen Blick nach draußen und schloss sorgfältig ab. Schließlich kam er zu der Sitzgruppe zurück, baute sich vor Bertucci auf und betrachtete ihn wie eine seltene Spezies. Mit einer Hand zog er das Memo Wagners aus der Tasche und strich es mit der anderen glatt.
»Da kommen Sie ja von der richtigen Stelle. Kennen Sie Caesarea?«
Bertucci fuhr zusammen. Schließlich nickte er langsam, ohne Berner aus den Augen zu lassen.
Der Kommissar ließ die wenigen Seiten vor dem Advocatus Diaboli auf den Tisch fallen. »Dann studieren Sie das, ich mache uns noch einen Kaffee.« Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur mehr Zentimeter vor Bertuccis war. »Wenn Sie damit fertig sind, möchte ich Ihre Geschichte hören. Und zwar die ganze, Kardinal Bertucci. Dann überlege ich mir, ob ich Paul Wagner anrufe oder Ihren Chef oder meine Kollegen.«
»Wenn es nur so einfach wäre«, seufzte Bertucci und begann zu lesen.
Berner kam mit zwei Tassen frisch gebrühtem,
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