Teufel - Thriller
dampfendem Blue-Mountain-Kaffee zurück, als der Kardinal gerade die letzten Zeilen überflog.
»Gut recherchiert«, murmelte er, als er das Memo zurücklegte. »Ich nehme an, Paul Wagner hat die Fakten zusammengetragen.«
Berner nickte und setzte sich neben den Kardinal. »Sie werden mir vertrauen müssen, Eminenz. Sie sind untergetaucht, haben Sie gesagt, also müssen Sie vor etwas oder vor jemandem davonlaufen. Leider sind Sie aber nicht mehr in Italien, sondern auf fremdem Terrain, wo ich mich vielleicht ein wenig besser auskenne und einen Heimvorteil habe. Es ist Ihre Entscheidung.«
Bertucci schwieg und schien mit sich zu kämpfen.
»Warum genau wollen Sie eigentlich mit Paul sprechen?«, setzte Berner nach.
»Es geht um die Entdeckung einer Gruft in Wien im letzten Jahr, bei der Paul Wagner, Professor Sina und eine gewisse Valerie Goldmann eine Rolle gespielt haben«, antwortete Bertucci. »Ich muss mehr über jenen Mann wissen, der dort begraben war.«
»Balthasar Jauerling«, brummte Berner, »und nicht begraben war … Er liegt immer noch unter dem Rennweg.«
»Sie wissen davon?«, fragte Bertucci überrascht.
»Ich war damals auch dabei«, sagte der Kommissar und sah den Advocatus Diaboli mit gerunzelter Stirn an. »Was will der Vatikan von Jauerling? Hat er vor zweihundert Jahren der Geistlichkeit im Auftrag von Joseph II. zu schmerzhaft auf die Füße getreten? Will ihn Rom posthum exkommunizieren?«
»Sagen Ihnen die Namen Theophanu, Marino oder Marini etwas?«, erkundigte sich Bertucci, ohne auf die Frage des Kommissars einzugehen.
»Nie gehört«, schüttelte Berner den Kopf. »Aber, wie Paul Wagner jetzt sagen würde, der Informationsaustausch wird etwas einseitig, glauben Sie nicht, Eminenz?«
»Besser ein einseitiger Informationsaustausch als eine böse Überraschung«, gab Bertucci trocken zurück. »Ich habe heute bei meiner Ankunft in Wien die Zeitungen gesehen: 666 und der Priester des Teufels. Pro Deo und Caesarea sind blutige Realität, Kommissar, und sie schrecken vor nichts zurück. Ich habe es bis in diese Remise geschafft, weil ich keinen Fehler gemacht habe und offiziell eigentlich ganz woanders bin.«
»Ich habe den Priester in der Kirche von Unterretzbach gefunden«, brummte Berner, »gemeinsam mit Paul Wagner und einem Kollegen. Erzählen Sie mir also nichts von Blut und Realität.« Der Kommissar schaute erneut auf die Uhr. »Bertucci, entweder Sie kommen endlich zur Sache, treffen eine Entscheidung oder Ihre Recherche endet hier. Von mir aus können Sie gern auf eigene Faust weitermachen, wenn Sie das für zweckmäßig halten. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam mehr erreichen werden. Also – wer ist hinter Ihnen her und wer sind Sie wirklich?«
Der Advocatus Diaboli lächelte grimmig. »Ich bin der persönliche Kurier des Papstes und der Erzfeind von Pro Deo.«
Dann begann er zu erzählen.
Nur wenige Kilometer entfernt bestiegen Valerie Goldmann und Samuel Weinstein genau in diesem Augenblick am Flughafen Schwechat den wartenden Wagen der israelischen Botschaft.
»Soll ich Sie zuerst nach Hause fahren?«, erkundigte sich der Militärattaché. »Sie können ja danach immer noch in mein Büro kommen.«
»… um es leer vorzufinden«, gab Valerie lakonisch zurück. Sie hatte seit zwei Jahren eine kleine Wohnung in Wien-Alsergrund, in die sie immer wieder gerne zurückkam. »Lassen Sie mich als Erstes telefonieren«, ergänzte sie und wählte Wagners Nummer. »Ich schulde Paul bereits einen Anruf seit meinem Flug von Kathmandu nach Rom.«
Als der Reporter abhob, hörte Valerie im Hintergrund das Röhren des »Pizza-Expresss«.
»Na endlich!«, rief Paul aus. »Du bist schwieriger zu erreichen als der Papst. Wo treibst du dich herum?«
»Gerade in Wien angekommen«, antwortete Goldmann, »und du?«
»Fast an meinem heutigen Ziel«, gab der Reporter vorsichtig zurück. »Ich bin im tiefsten Deutschland unterwegs und werde voraussichtlich erst morgen wieder in Wien sein. Das Beste wäre, du sprichst inzwischen mit Berner. Der sitzt wahrscheinlich in meiner Remise und brütet über ein paar Recherchen von mir oder jagt vier Killer, die untergetaucht sind. Außerdem zerbricht er sich den Kopf über Einsatztruppen von diversen Geheimdiensten und könnte sicher deine Hilfe gebrauchen.«
»Ist es so dringend?«, fragte Goldmann mit einem Seitenblick auf Weinstein.
»Eher noch eiliger«, gab Paul zurück.
»Dann rufe ich Bernhard gleich an«,
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