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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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beruhigte ihn Valerie. »Ich bin für die Botschaft unterwegs, aber ein wenig Zeit kann ich sicher erübrigen…«
    »Hat Shapiro dich wieder einmal eingewickelt?«, erkundigte sich der Reporter ironisch.
    »Eher herausgepaukt, aber das erzähle ich dir morgen«, erwiderte Valerie zerknirscht. »Was recherchierst du?«
    »Das kann dir Kommissar Berner viel besser erklären, nachdem er mein Memo gelesen hat«, meinte Paul, »oder besser noch, du liest es selbst. Bis morgen!« Damit legte der Reporter auf.
    »Bringen Sie mich bitte nach Breitensee, zum alten Güterbahnhof«, sagte Valerie zum Fahrer des Botschaftswagens und wählte bereits wieder. »Verlegen Sie Ihr Handy nicht, Weinstein, es kann sein, dass ich heute noch Sehnsucht nach Ihnen habe.«
    Berners Telefon läutete mitten in Bertuccis Schilderung, wie er Luigis Leiche gefunden hatte.
    »Valerie! Du musst Gedanken lesen können!«, meldete sich der Kommissar.
    »Wenn Paul recht hat, dann bin ich auf dem Weg zu dir, Bernhard, und in rund zwanzig Minuten in der Remise. Bist du noch immer da?«, erkundigte sich Goldmann.
    »Ich warte auf dich«, brummte Berner, »und bring Zeit mit. Hier sitzt ein Besucher aus Rom, der dich sicher interessieren wird.«
    »Aus Rom?«, fragte Goldmann erstaunt. »Da komme ich gerade her. Genauer gesagt, aus dem Vatikan.«
    »Eben«, erwiderte Berner, »und den Advocatus Diaboli trifft man auch nicht alle Tage.«
2. Juli 1936, Stiftskirche St. Servatius, Quedlinburg/ Deutschland
    S S-Obersturmbannführer Karl Lindner war nervös. Er schwitzte unter seiner Uniform und dem schwarzen, glänzenden Stahlhelm, als er mit großen Schritten durch die schmalen kopfsteingepflasterten Straßen von Quedlinburg eilte. Überall wehten überdimensionale Hakenkreuzfahnen an den Häusern im leichten Sommerwind, zahllose kleine Fähnchen an Fenstern und Straßenlaternen flatterten fröhlich. Auf den Plätzen, wo Fackelträger und Feuerpodeste eine feierliche Stimmung verbreiteten, standen Gruppen von aufgeregten Menschen und beobachteten, wie schwere Mercedes-Limousinen fast lautlos an ihnen vorbeirollten.
    Quedlinburg hatte sich herausgeputzt. Zu dem Blumenschmuck und den Fahnen, den Plakaten an den Auslagenscheiben, den Wimpeln und Flammenschalen mit den SS-Runen standen Hunderte von makellos uniformierten SS-Männern Spalier. Die Fahrtroute der Prominenz des Reiches war gesäumt und gesichert von schwer bewaffneten Elitesoldaten.
    Lindner salutierte abwesend, als er von den Angehörigen der SS-Standarte »Germania« begrüßt wurde, die am Schlossberg die Bewachung übernommen hatten, und drängte sich durch die Absperrung. Seine Armbinde gewährte ihm nicht nur freien und ungehinderten Zutritt zu allen Feierlichkeiten, sie wies ihn als Mitglied des Stabes Himmler aus. Damit gab es keine Einschränkung für den jungen SS-Mann, der in der neu gegründeten »Stiftung Ahnenerbe« ein Jahr zuvor seine kometenhafte Laufbahn begonnen hatte. Lindner war vorurteilslos an die manchmal etwas seltsamen Vorhaben herangegangen, mit denen Himmler die Stiftung immer wieder beauftragte. Rasch war der junge, ehrgeizige Mann dem Reichsführer-SS aufgefallen, der ihn schließlich im Frühjahr 1936 in den Kreis seiner persönlichen Adjutanten aufgenommen hatte. Fortan war Lindner, der Verbindungsmann zwischen Himmler und Ahnenerbe, auf vielen Fotos gemeinsam mit Himmler zu sehen. Groß, schlank, dunkelblond und eine beeindruckende Ordensspange auf der Brust, stand er stets einen Schritt hinter Himmler, mit ernstem Gesicht und stets dienstfertigem Benehmen, Blumen, Zeremoniendegen oder den Helm des Reichsführers haltend.
    Die neue Position hatte Vor- und Nachteile, dachte sich Lindner, als er völlig durchgeschwitzt gerade noch rechtzeitig auf dem kleinen Vorplatz auf dem Schlossberg ankam, um den offenen Mercedes Himmlers ausrollen und stehen bleiben zu sehen. Prominenz aus Partei und SS, Gauleitung und Stadt warteten bereits, im Halbkreis in der Nachmittagssonne stehend. Als der Reichsführer-SS ausstieg, schnellten die Hände zum Hitlergruß nach oben. Die Mehrzahl der Minister war Himmlers Ruf gefolgt. Reichs- und Gauleiter, sogar Hitlers Sekretär, Martin Bormann, war nach Quedlinburg gekommen. Der nickte Lindner kurz zu, bevor er Himmler begrüßte.
    Nach den Honneurs begannen alle, angeführt vom Reichsführer-SS, den Aufstieg zur Kirche. Das Pflaster der steil ansteigenden Gasse war uneben und glänzte im Nachmittagslicht. Das Spalier der bewaffneten

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