Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
Vom Netzwerk:
in der Krypta angelangt. Von den Pfeilern glotzten Fratzen auf Lindner herunter, Bestien fletschten ihre Zähne, und selbst ein Teufel erwachte im Schein der Fackel zum Leben. Plötzlich erfüllte ein Quietschen den Raum, das durch Mark und Bein ging. Der Obersturmbannführer eilte weiter nach vorn, wo Himmler im Dunkel verschwunden war. Er sah den Reichsführer-SS vor der offenen Gruft Heinrichs kauern, das schwere, in den Boden eingelassene Gitter stand weit offen.
    »Kommen Sie her, Lindner, kommen Sie her und sehen Sie selbst.« Die weiße Figur winkte ihn näher. Als Lindner neben Himmler in die Knie ging und mit der Fackel in das Felsengrab leuchtete, huschten einige große Spinnen davon.
    Verwirrt sah der SS-Obersturmbannführer nach unten. Staub, einige Steine auf Holzbrettern, ein schmaler Durchlass in einen weiteren Grabraum. Ansonsten – nichts.
    »Aber…«, setzte Lindner hilflos an, doch Himmler stoppte ihn mit einer schroffen Handbewegung.
    »Keine voreiligen Schlüsse«, flüsterte er. »Denken Sie nach!«
    Der junge SS-Mann zuckte mit den Schultern. Er warf nochmals einen Blick in das Grab, ließ die Fackel herumwandern, spürte die Hitze der Flamme. Da war nichts, gar nichts. Er begann am Verstand Himmlers zu zweifeln. Heinrich Himmler vor König Heinrichs Grab – das war eine brisante Kombination …
    »Sie enttäuschen mich, Lindner«, murmelte der Reichsführer-SS. »Sehen Sie genau hin. Wozu Holzbretter in einer aus dem Felsen geschlagenen Gruft?«
    Der Obersturmbannführer beugte sich vor und leuchtete in das Grab. Dann sprang er kurz entschlossen einfach hinunter und landete mit einem dumpfen Knall auf den Planken. Er bückte sich, hob eine der Bohlen hoch und hielt die Fackel zwischen die Holzbretter. Ein weiterer Hohlraum lag unter ihm, aus dem massiven Stein gehauen.
    Er war leer.
    »Heinrich hat ihn mit seinem eigenen Körper beschützt«, flüsterte Himmler von oben. »Selbst im Tod noch hat er das Geheimnis gehütet. Wie es sich für einen König geziemt.«
    Lindner richtete sich auf und sah den Reichsführer-SS verwirrt an. »Wen hat Heinrich noch im Tod beschützt?«, fragte er ungläubig.
    »Jesus«, gab Himmler tonlos zurück, drehte sich brüsk um und verschwand im Dunkel.
Wewelsburg, Kreis Büren/Deutschland
    Z wei Staus auf der A38 vor Kassel hatten Paul aus dem Zeitplan geworfen. So war es kurz vor 18.00 Uhr, als der »Pizza-Expresss« durch die Straßen des kleinen Ortes Wewelsburg röhrte. Ein Schild »Gutbürgerliche Küche im Gasthof Ewers Alte Mühle« löste bei Wagners Magen einen pawlowschen Reflex aus: Er knurrte. Also folgte der Reporter dem gewundenen Weg, der von Haselnusssträuchern und Bäumen dicht gesäumt war, an der Burg vorbei und landete bald vor einem einladenden Biergarten mit großen Tischen und weißen Schirmen.
    Die Kellnerin warf erst Paul einen langen Blick zu und schaute dann auf den Mazda mit dem Wiener Kennzeichen. »Vom Weg abgekommen bei der Zustellung?«, grinste sie und wies auf die riesigen Buchstaben.
    »Nur geringfügig«, gab Paul zurück. »Ich suche ein kühles, frisch gezapftes Bier, ein deftiges Abendessen und ein sauberes Zimmer. Immer nur Pizza ist auch nicht das Richtige.«
    »Nichts einfacher als das«, antwortete die Kellnerin. »War das auch die Reihenfolge?«
    Wagner nickte dankbar und streckte sich.
    »Bier kommt gleich!«, rief sie und legte die Speisekarte vor Wagner auf den Tisch. »Ich nehme an, eines für Erwachsene…«
    »Volljährig und durstig«, bestätigte der Reporter und warf einen Blick auf die Wewelsburg, die majestätisch im Schein der tief stehenden Sonne lag. Es ärgerte Paul, dass er auf der Fahrt so viel Zeit verloren hatte. Es wird sicher keine reguläre Führung mehr geben, dachte er, aber vielleicht lässt sich privat etwas einfädeln.
    Wenige Minuten später stand die Kellnerin mit dem Bier und einem Zimmerschlüssel vor dem Reporter. »Groß, schlank, blond…«
    »… ein Traum…«, lächelte Wagner.
    »… und das Nachtlager ist auch schon organisiert«, meinte die junge Frau, »bleibt nur noch das Abendessen.«
    »Und eine Auskunft«, ergänzte Paul und deutete auf die Burg. »Ich wollte heute noch die Wewelsburg besichtigen, aber der Verkehr hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich suche jemanden, der mir mehr dazu erzählen kann, zu der Vergangenheit des Bauwerks und den letzten Kriegstagen. Und der mich vielleicht heute noch auf eine Führung mitnimmt.«
    Die Kellnerin sah ihn

Weitere Kostenlose Bücher