Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
Vom Netzwerk:
begrüßte er Wagner lächelnd und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Nett, dass Sie selbst nach Feierabend noch Zeit für mich haben«, meinte der Reporter, schüttelte Ahrends die Hand und schob eine Visitenkarte über den Tisch. »Außerdem sehe ich, dass Sie auf dem Trockenen sitzen… Die Kellnerin meinte, Sie kämen jeden Freitag auf ein Bier vorbei. Dabei sollten wir auch bleiben.« Er bestellte zwei große Helle und wandte sich wieder seinem Gegenüber zu. »Ich bin auf der Suche nach jemandem, der sich mit der Wewelsburg und möglicherweise mit den letzten Tagen des Dritten Reiches hier auskennt.«
    »Nun, ich werde versuchen, Ihre Fragen zu beantworten, soweit ich Bescheid weiß. Ich bin der neue Kustos des Museums oben auf der Burg und kann nur aus den Dokumenten schöpfen«, erwiderte Ahrends. »Persönlich bin ich viel zu jung, um die Zeit miterlebt zu haben.«
    Die Kellnerin brachte die zwei Bier und stellte eine Kerze daneben. Die Abenddämmerung malte die Schatten lila und tauchte die Burg in ein mystisches Licht.
    »Gehen Sie bitte davon aus, dass ich so gut wie keine Ahnung von Himmler auf der Wewelsburg habe«, klärte Paul Ahrends auf. »Ich recherchiere über einen Transport, der im März 1945 von hier abgegangen sein soll und im Norden Österreichs unplanmäßig strandete.«
    »Wie viele Transporte zu dieser Zeit«, nickte Ahrends. »Ich bin eigentlich Zeitgeschichtler am Historischen Institut der Universität Paderborn, keine zwanzig Kilometer von hier. Was glauben Sie, wie viele Lkws damals nie mehr ankamen, spurlos verschwanden oder einfach requiriert wurden? Ihre Fracht landete auf der Straße oder im Wald. Wenn Ihr Transport bis nach Österreich gelangt ist, dann hat er es verdammt weit geschafft.«
    »Das steht in der Zwischenzeit fest«, bestätigte der Reporter und dachte an die Kassette in seinem Auto, die ihm der alte Widerstandskämpfer in Deutschbrod mitgegeben hatte. »Ich möchte aber mehr über die Hintergründe erfahren.«
    Ahrends nahm einen tiefen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Dann lassen Sie mich kurz zusammenfassen. Die Anfänge des Bergschlosses Wewelsburg, wie es richtig heißt, gehen auf das Jahr 1123 zurück. Es ist eine der wenigen dreieckigen Festungsanlagen in Deutschland. Bei seinem ersten Besuch 1933 beeindruckte genau das Heinrich Himmler ganz ungemein. Er war auf der Suche nach einem passenden Rahmen für eine SS-Schulungsstätte, und so begannen ein Jahr später die Umbauarbeiten, die sich über einige Jahre ziehen sollten. Himmler ließ den Putz abschlagen und den Graben vertiefen, damit das Schloss trutziger, › burgenähnlicher ‹ , wirkte. Neben neu errichteten Sälen prägten bald viele nordische Sym bole und Ornamentik die Innenräume. Aber Himmler wollte noch mehr. Je größer die Macht der SS im Deutschen Reich wurde, umso monumentaler wurden seine Bau-Absichten. Eine gigantische Burganlage sollte rund um das Schloss in Wewelsburg entstehen, umsetzen sollten diese Pläne Häftlinge eines extra für die Bauvorhaben eingerichteten Konzentrationslagers in Wewelsburg.« Ahrends schüttelte den Kopf. »Der Krieg hat auch das verhindert, und am Schluss ist nichts davon errichtet worden. Sogar in der Burg selbst sind nur mehr zwei Räume aus der Zeit erhalten, den Rest sprengte die abziehende SS. Im April 1945 befreite schließlich die amerikanische Armee das KZ.«
    »Das heißt also, Himmler hatte vor, die Wewelsburg vor Ende des Krieges zu zerstören?«, hakte Wagner nach. Das würde einen Transport im März 1945 plausibel machen.
    »Man kann davon ausgehen«, bestätigte der Historiker. »Als bauliche Überreste der NS-Architektur gibt es heute im Nordturm die › Gruft ‹ und den › Obergruppenführersaal ‹ . Keiner weiß, wofür sie geplant waren. Die › Schwarze Sonne ‹ , ein Bodenornament aus dem Saal, ist seit rund zwanzig Jahren zu einem Erkennungszeichen für rechte Gruppierungen hochstilisiert worden. Außer dem Museum, fürchte ich, gibt es also nicht viel zu sehen, das Sie interessieren könnte. Wir haben aber auch eine Jugendherberge am Schloss. Wenn Sie eine billige Unterkunft suchen…«
    Paul winkte ab und wies auf den Zimmerschlüssel. »Danke, das hat sich bereits erledigt.« Er sah auf die Uhr und dann auf die Burg, die in der einfallenden Dunkelheit grau-weiß leuchtete. »Es mag unverschämt sein, aber ich muss morgen früh wieder weiterfahren. Könnten Sie mir trotz der späten Stunde kurz die

Weitere Kostenlose Bücher