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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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mehr da. Es ist verschwunden. Aber, so erzählte Vater, es sollte, sobald man es gefunden hätte, auf die Wewelsburg gebracht werden. Zu Forschungs- und Vergleichszwecken.«
    »Vergleichen?«, wunderte sich Georg. »Womit?«
    »Tut mir leid, das weiß ich nicht.« Scheugert machte ein enttäuschtes Gesicht. »Der Tross aus Archäologen zog weiter. Vater wurde mit einigen anderen Hitlerjungen als Hilfskraft mitgenommen. Man grub in jeder großen Kirche der Ottonen, in jedem Dom, der ein sogenanntes Kaiserscheingrab enthalten hat. Unter anderem in Goslar, aber vor allem in Memleben, in der Pfalz, in der Heinrich gestorben ist.«
    »Danke für Ihr Vertrauen!« Der Wissenschaftler reichte ihr seine Hand. »Ich muss jetzt wirklich gehen.« Er überlegte kurz. »Hat Ihr Vater jemals die Krüge von Kana erwähnt?«
    Scheugert schüttelte den Kopf. »Aber im Domschatz befindet sich einer, den Sie morgen sehen können, wenn das Museum wieder geöffnet ist. Direkt daneben liegt das Otto-Adelheid-Evangeliar.«
    »Danke, das werde ich ganz sicher machen.« Georg schlug seinen Collegeblock auf und zückte seinen Stift. »Ein gewisser Bernward war der Lehrer von Otto III. Was wissen Sie über seine Stadt, über Hildesheim? Dort befindet sich ebenfalls ein Krug von Kana. Dieser Krug war über der Christussäule ausgestellt. Und in St. Michaelis ist auch eine weitere, bevor Bischof Bernward hineinkam, ungenützte Grablege. Der Abstand dieses Grabes zur Christussäule entspricht genau der Distanz von Golgotha zur Grabeskirche. War Ihr Vater vielleicht auch in Hildesheim?«
    »Hildesheim…«, wiederholte Scheugert gedankenverloren. »Nein, tut mir leid, dort war er nicht. Ich weiß nur, dass Bischof Bernward oft hier in Quedlinburg weilte, bei Kaiserin Theophanu. Er wollte unter ihrem Schutz Hildesheim zu einem neuen Rom machen. Zu einer Stadt, die mit ihren Kirchen und Heiligtümern der Stadt der Päpste ebenbürtig sein, ja Konkurrenz machen sollte. Der Dom, seine riesigen Tore aus Bronze, die Kirche St. Michaelis mit der Krypta und eben jener Christussäule stammen aus dieser Zeit…«
    Sie dachte angestrengt nach. »Da fällt mir doch noch etwas ein. In der Stiftskirche St. Cyriacus in Gernrode ist Vater mit Hermann Wäscher gewesen. Dort befindet sich die älteste Kopie des Heiligen Grabes in Europa. Gernrode sollten Sie sich unbedingt ansehen, wenn Sie sich für derartige Geheimnisse interessieren.« Sie packte Georg am Arm und beugte sich zu ihm. »Sie denken doch nicht, dass Himmler nach Jesus gesucht hat, Professor?«
    »Nein, Frau Scheugert, der ist aufgefahren in den Himmel«, erwiderte Sina prompt. »Ich folge nur einem alten Rätsel und bin gespannt, wo es mich hinbringt. Mehr nicht. Danke, Sie haben mir wirklich sehr geholfen!«
    St. Cyriacus, notierte Georg in seinen Collegeblock und trat dann hinaus ins Freie. Just jener Heilige, der die heilige Ursula getauft hatte. Und wie auch beim heiligen Michael war ein überwundener, in seinem Fall in Ketten liegender, Teufel das Attribut des heiligen Mannes. Schöngrabern, Quedlinburg, Hildesheim, Gernrode, überall zeigte der Teufel seine Präsenz.
    Sina kratzte sich am Hinterkopf. Jetzt hatte er die Spuren des Schreins gefunden, aber noch nicht seinen Inhalt. Wo war er verborgen? Flüchtete der Corpus etwa vor dem Teufel?
    Der Teufel? Wie sah der wohl aus? War er eine Schlange oder eine groteske Fratze, wie in den Kirchen, zu denen ihn Jauerling geschickt hatte? Sina schüttelte den Kopf. Wohl kaum.
    Da erinnerte er sich an die älteste bekannte Darstellung des Teufels auf einem Mosaik in S. Apollinare Nuovo in Ravenna. »Jesus wird die Guten von den Bösen unterscheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Ziegen scheidet…«, murmelte er. Und vor seinem geistigen Auge erschien dieses Bild. Jesus in der Mitte, zwischen Schafen und Ziegen, wie im Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern. Links von ihm der Teufel, der Engel Luzifer, blond mit blauen Augen, in ein blaues Gewand gehüllt. Blond und blauäugig, wie ein SS-Mann …
    Sina trat aus der Kirche und atmete tief die kühle, frische Abendluft ein. Er sah sich suchend nach Barbara und Tschak auf dem Schlosshof um. Nur noch wenige Besucher genossen den Abend. Für einen kurzen Moment traf sich sein Blick mit dem eines Mannes, vielmehr dem eines schemenhaften Umrisses, eines Schattens, der sofort wieder aus seinem Blickfeld verschwand. Der Fremde war sichtlich unfrisiert, und Georg hätte schwören können, dass er Pullover und

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