Teufel - Thriller
Ihnen verpflichtet und daher willens, Sie zu unterstützen, ohne viel zu fragen?«
Bertani kam Scaglietti zu Hilfe. »Es gibt jede Menge kirchlicher Stellen…« Ein bohrender Blick des Mannes im Anzug ließ ihn verstummen.
»Niemanden im Besonderen«, gab Scaglietti seufzend zu.
»Also gar niemanden«, präzisierte der Dottore höhnisch. Er griff in die Tasche und zog einen Zeitungsartikel hervor, den er Bertani über den Tisch zuschob. »Schon gelesen? Jauerling und seine Gruft.«
Der Geheimdienstchef winkte ab. »Alte Geschichten. Ein Journalist und ein Wissenschaftler lösten im letzten Jahr das Rätsel um das Grab des alten Zwerges.«
»Richtig.« Der Montblanc rotierte wieder.
»Wie schön, wie schön.«
Bertani blickte verwirrt von einem zum anderen. »Was genau soll das heißen?«
»Sie würden eine Lösung nicht einmal erkennen, wenn sie Ihnen in den Hintern tritt«, murmelte der Dottore resigniert. »Warum, glauben Sie, habe ich Ihnen den Namen Jauerlings genannt? Weil er ein entfernter Verwandter von mir ist? Der Leiter des Schwarzen Bureaus wusste vom Corpus, er wusste vom kaiserlichen Geheimnis, er wusste überhaupt alles. Worauf warten Sie noch? Suchen Sie diesen Wissenschaftler und diesen Reporter und bringen Sie in Erfahrung, was die bei ihren Recherchen herausgefunden haben. Vielleicht hat dieser Zwerg irgendwelche Aufzeichnungen hinterlassen. Er starb im gleichen Jahr, in dem das Archiv verschwand, allerdings ein paar Monate früher. Benutzen Sie den Journalisten und den Wissenschaftler, zahlen Sie ihnen Geld oder finden Sie die Leichen in deren Keller und erpressen Sie die zwei. Wir müssen dieses verdammte Archiv haben! War der Journalist in Unterretzbach bei der Auffindung der Leichen?«
»Keine Ahnung«, gab Scaglietti zurück, »ich habe mit unserem Team in Österreich darüber nicht gesprochen. Sie haben aber nichts dergleichen erwähnt.«
»Dann fragen Sie Ihre Mitarbeiter, Major«, zischte der Dottore. »Und erhöhen Sie endlich die Schlagzahl. Der Mossad wird inzwischen auch nicht untätig sein.«
»Wie Sie uns ja berichtet haben, ist Valerie Goldmann gestern Mittag mit einem israelischen Militärattaché nach Wien geflogen«, erinnerte ihn Hamsterbacke. »Soviel ich weiß, ist die Ballsaison vorbei.«
»Wir konnten sie ja nicht aufhalten«, erwiderte Scaglietti trotzig.
»Genug!« Der Dottore schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Major, in diesem Haus wurden seit den 50er-Jahren Agenten der katholischen Kirche ausgebildet und hinter den Eisernen Vorhang geschickt, um zu missionieren und zu spionieren. Sie gingen unter falschem Namen in ihre russischen Gemeinden. Zuvor bekamen sie noch alle heiligen Sakramente, einschließlich der Letzten Ölung. Warum, das können Sie sich leicht ausmalen.« Der goldene Montblanc blieb mitten in der Bewegung stehen. »Ich garantiere Ihnen, dass Sie genau dieses Sakrament auch brauchen, wenn Sie nicht endlich Erfolge vorweisen. Mit dem einen Unterschied, dass ich mich auch gleich um jene finale Lösung kümmere, derer sich damals der KGB annahm.«
Ewers Alte Mühle, Wewelsburg, Kreis Büren/Deutschland
G uten Morgen! Besuch ist für Sie da!« Die Stimme der Kellnerin klang fröhlich, ausgeschlafen und beneidenswert energiegeladen durch die Tür. Paul versuchte verzweifelt, sein Gehirn einzuschalten und zu begreifen, was er soeben gehört hatte. Besuch? Für ihn?
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und hörte die Bartstoppeln kratzen.
»Sind Sie wach? Oder soll ich reinkommen?«, flötete die Kellnerin.
»Nicht nötig«, brummte Paul, »aber was heißt hier Besuch? Es ist mitten in der Nacht!«
»Es ist acht Uhr, und Sie haben eine Verabredung mit Dr. Ahrends. Er sitzt bereits am Frühstückstisch und sieht hungrig aus.«
»Ach du…«, stieß Wagner hervor und schwang sich aus dem Bett. »Sagen Sie ihm bitte, er soll schon loslegen, ich komme gleich!«
Fünfzehn Minuten später begrüßte ihn ein lächelnder Historiker, der mit erbarmungslosen Schlägen sein Frühstücksei köpfte. »Wie ich sehe, haben Sie gut geschlafen. Die würzige Landluft und ein weiches Bett wirken Wunder.«
»Nicht immer! Sie sollten einmal auf der Burg von meinem Freund Georg übernachten. Brot, Wasser, hartes Lager und Kälte. Dann denken Sie anders darüber. Im Übrigen tut es mir leid«, entschuldigte sich Paul, »es war ein langer Tag gestern.«
»Keine Ursache, ich habe inzwischen einen Vorsprung herausgefrühstückt«, feixte Ahrends. »Der
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